- Der Kanton Bern hat die Unternehmenssteuern im vergangenen Jahr von 21,6 auf 21,0% leicht gesenkt.
- Nichtsdestotrotz bleibt der Kanton Bern im interkantonalen Vergleich das Schlusslicht und droht, den Anschluss zu verlieren: Der Abstand auf den zweitletzten Kanton Zürich hat sich um 0,9 Prozentpunkte vergrössert.
- Unternehmen, die von den STAF-Massnahmen profitieren, können ihre Steuerlast deutlich senken.
- Bei der Besteuerung von Spitzeneinkommen schneidet der Kanton Bern im Vergleich ebenfalls nicht gut ab und droht, Steuersubstrat zu verlieren.
- Eine Senkung der Gewinnsteuerbelastung wäre eine mögliche Massnahme, um die steuerliche Standortattraktivität zu erhöhen.
Der steuerpolitische Standortnachteil des Kantons Bern hat sich im letzten Jahr weiter verschärft – trotz einer leichten Senkung des ordentlichen Gewinnsteuersatzes für Unternehmen von 21,6 auf 21,0%. Da der Kanton Zürich seine Steuern im Zuge der Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) noch stärker gesenkt hatte als der Kanton Bern (von 21,2 auf 19,7%), fällt der Hauptstadtkanton immer weiter zurück. Dies zeigt der diesjährige Berner Steuermonitor des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern (HIV) und KPMG.
Gewinnsteuern sollen weiter gesenkt werden
Die Kantone besteuern die Unternehmen durchschnittlich mit 14,9%, in der Innerschweiz sogar mit vergleichsweise niedrigen 12%. Im Kanton Bern ist die Steuerbelastung für Unternehmen mit 21% deutlich höher. Die Entlastungsmassnahmen im Zuge der STAF-Reform konnten den bestehenden Steuernachteil etwas kompensieren, da Unternehmen im Kanton Bern durch die neuen Instrumente und Übergangsregelungen von einem minimalen Steuersatz von 12,2% profitieren. Dies trifft allerdings nur auf Unternehmen zu, welche die Entlastungsmassnahmen wie Step-up, Sonderabzug für Forschung und Entwicklung sowie Patentbox maximal geltend machen können.
Zudem ist offen, wie sich die OECD-Mindeststeuer von 15 Prozent auf die Unternehmen auswirken, die aufgrund der Entlastungsmassnahmen niedriger besteuert werden. Deshalb sieht HIV-Präsident Daniel Arn dringenden Handlungsbedarf: «Wir sprechen uns klar für eine weitere Senkung der Gewinnsteuerbelastung aus, damit der Kanton Bern im Steuerwettbewerb nicht den Anschluss verliert.» «Auch wenn der Kanton Bern von den neuen globalen Steuerregimes nur beschränkt direkt betroffen sein sollte, führt ein zu befürchtender Wegfall von Schweizer Steuereinnahmen zu einer Reduktion der für den Finanzausgleich zur Verfügung stehenden Mitteln und damit zu einer indirekten Betroffenheit des Kantons Bern. Entsprechend ist es wichtig, dass der Kanton Bern selbst an Attraktivität gewinnt», ergänzt Frank Roth, Leiter der Steuerabteilung von KPMG Bern.
Standortnachteil auch bei der Besteuerung natürlicher Personen
Die meisten Kantone haben die Spitzeneinkommenssteuersätze für natürliche Personen 2021 nur minimal gesenkt – im Schweizer Durchschnitt von 33,8 auf 33,7%. So auch der Kanton Bern, der eine leichte Steuersatzsenkung von 41,3 auf 41,0%vorgenommen hat. Im kantonalen Vergleich wenden nur Waadt (41,5%), Basel-Land (42,2%) und Genf (44,8%) höhere Einkommenssteuersätze an.
Durch die Streichung der Berufskostenpauschale, die Begrenzung des Pendlerabzugs und die Erhöhung des Eigenmietwerts hat sich die Situation bei der Besteuerung natürlicher Personen weiter verschärft. «Viele gut situierte Personen und Kadermitarbeitende nehmen ausserhalb des Kantons Wohnsitz, was weniger Steuersubstrat bedeutet», so HIV-Direktor Adrian Haas. Im Kanton Bern tragen gemäss den Daten der Steuerverwaltung des Kantons Bern knapp 8% der Steuerzahlenden mit den höchsten Einkommen rund 35% der Kantonssteuerlast. «Der Regierungsrat ist gefordert, die Standortattraktivität insbesondere für Gutverdiener zu erhöhen und Perspektiven aufzuzeigen, wie die Berner Unternehmen Top-Leute in den Kanton locken können», ergänzt er.
Der HIV begrüsst indes die laufenden Diskussionen um eine Abschaffung des Eigenmietwerts sowie die Volksinitiative zur Individualbesteuerung.
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Der «Berner Steuermonitor» ist ein systematischer interkantonaler Vergleich der steuerlichen Wettbewerbsfähigkeit des Kantons Bern. Er analysiert die Attraktivität des Kantons bezüglich der Besteuerung von Unternehmen und der Einnahmenstruktur. Der «Berner Steuermonitor» ist eine Kooperation von KPMG und des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern (HIV) und erscheint seit 2012 jährlich im Herbst.
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