Berner Steuermonitor 2025

      14. Oktober 2025

      Steuerwettbewerb: Kanton Bern bleibt zurück

      • Der Kanton Bern weist mit 20,54% den höchsten ordentlichen Gewinnsteuersatz für Unternehmen in der Schweiz aus.
      • Im Rahmen der STAF-Massnahmen können innovative Firmen ihre Gewinnsteuerbelastung um rund 8,5 Prozentpunkte auf 12,05% reduzieren.
      • Mit 40,85% zählt der maximale Einkommenssteuersatz für natürliche Personen in Bern trotz leichter Senkung weiterhin zu den höchsten der Schweiz.
      • Der Handels- und Industrieverein des Kantons Bern (HIV) sieht dringenden Handlungsbedarf, um den steuerpolitischen Standortnachteil zu verringern.


      Der Kanton Bern rangiert 2025 bei der Besteuerung von juristischen und natürlichen Personen im schweizweiten Vergleich auf den hintersten Plätzen, wie der aktuelle Berner Steuermonitor von KPMG und dem Handels- und Industrieverein des Kantons Bern (HIV) zeigt.


      Unternehmenssteuern: Hohe Belastung im Kanton Bern

      Mit einem maximalen Gewinnsteuersatz von 20,54% liegt der Kanton Bern im interkantonalen Vergleich weiterhin auf dem letzten Rang und rund 6 Prozentpunkte über dem Schweizer Durchschnitt, welcher im Vorjahresvergleich von 14,61% auf 14,40% gesunken ist. «Auch mit der gemäss Steuerstrategie vorgesehenen Entlastung der Unternehmen ab 2029, ist Bern noch weit vom Mittelfeld entfernt», so Frank Roth, Leiter der Berner Steuerabteilung von KPMG Schweiz.

      Bei den minimalen Steuersätzen liegen die Kantone näher zusammen: Hochsteuerkantone profitieren stärker von STAF-Instrumenten, Tiefsteuerkantone gewähren nur begrenzte Abzüge. Im Kanton Bern können forschungsintensive Unternehmen dank des Sonderabzugs für Forschung und Entwicklung sowie der Patentbox ihren Gewinnsteuersatz auf bis zu 12,05% senken. Damit liegt Bern bei den minimalen Steuersätzen zwar weiterhin hinter anderen Kantonen, der Abstand zum Schweizer Durchschnitt von 10,89% fällt jedoch deutlich geringer aus als bei den ordentlichen Sätzen. «Auch 2025  bleibt der Kanton Bern dank der Umsetzung der STAF-Massnahmen für forschungsintensive Unternehmen bei den minimalen Steuersätzen deutlich attraktiver als viele andere Kantone», so Frank Roth.


      Innovative Firmen profitieren, grosse Unternehmen sehen Nachteile

      Von den Ermässigungen profitieren vor allem innovative Unternehmen, die in Bern investieren und patentgeschützte Entwicklungen vorantreiben. Selbst wenn die Ermässigungen nicht vollständig ausgeschöpft werden, ergeben sich für Unternehmen im Kanton Bern überdurchschnittliche Vorteile im schweizweiten Vergleich. «Bisher profitieren rund 200 Unternehmen von den Massnahmen – ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, weshalb die Instrumente stärker bekannt gemacht werden sollten», so Henrik Schoop, Direktor des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern.

      Im Kanton Bern tragen rund 21% der juristischen Personen nahezu 98% der Kantonssteuerlast, während etwa zwei Drittel kaum Kantonssteuern bezahlen. «Grössere Unternehmen sehen nach wie vor einen Standortnachteil und können bei Abwanderung grosse Lücken hinterlassen», so Schoop weiter. Der HIV plädiert deshalb für ein entschlossenes Vorgehen, um den Kanton Bern ins schweizerische Mittelfeld zu bringen.


      Globale Mindeststeuer: Mehr Einnahmen, höherer Wettbewerbsdruck

      Die OECD-Mindeststeuer für umsatzstarke Unternehmen sorgt für moderat höhere Einnahmen und NFA-Beiträge im Kanton Bern. Gleichzeitig verstärkt sie den Druck im interkantonalen Wettbewerb: Andere Kantone nutzen ihre Mehreinnahmen gezielt, um Unternehmen und Privatpersonen zu entlasten und ihre Attraktivität zu steigern – eine Möglichkeit, die Bern bislang nur begrenzt umsetzen kann.

      Der HIV sieht jedoch auch Chancen für den Kanton Bern: «Die Mehreinnahmen aus der globalen Mindeststeuer bieten die Möglichkeit, gezielt in die Standortattraktivität zu investieren und Bern langfristig zu stärken», so Henrik Schoop.


      US-Zölle treffen Berner Exporteure

      Exportierende Unternehmen im Kanton Bern spüren die Auswirkungen der US-Zölle deutlich. Strategische Fragen wie die Preiselastizität der Produkte, die Planung von Absatzmärkten und Produktionsstandorten sowie die Resilienz der Lieferketten rücken dabei verstärkt in den Fokus. Viele Betriebe sahen sich gezwungen, kurz- und mittelfristige Milderungsmassnahmen zu prüfen und umzusetzen. «Auch wenn globale Handelsentwicklungen ausserhalb des Einflussbereichs des Kantons liegen, kann Bern mit einer konsequenten Standortförderung und verlässlichen Rahmenbedingungen seine Wettbewerbsfähigkeit sichern und den Standort attraktiv halten», sagt Frank Roth.


      Einkommenssteuern: Bern deutlich über dem Schweizer Durchschnitt

      Im Jahr 2025 setzt sich der Abwärtstrend bei den kantonalen Einkommenssteuersätzen fort. In den letzten 18 Jahren wurden die Grenzsteuersätze für natürliche Personen in der Schweiz im Durchschnitt um rund 2 Prozentpunkte gesenkt – von 34,85 auf 32,54%. Auch der Kanton Bern hat seinen Grenzsteuersatz im vergangenen Jahr reduziert (-0,19%), liegt mit 40,85% aber nach wie vor weit über dem Schweizer Durchschnitt. Nur die Westschweizer Kantone Waadt (41,50%) und Genf (41,63%) belasten Spitzeneinkommen höher.

      Mit der Steuergesetzrevision 2027 plant der Kanton Bern eine Entlastung tiefer und mittlerer Einkommen. Durch angepasste Einkommenssteuertarife und einen höheren Sozialabzug sollen Steuerpflichtige insgesamt um rund 20% entlastet werden. «Die Glättung der Steuerprogression bei mittleren und tiefen Einkommen ist gut gemeint, hat aber im Endeffekt keinerlei Auswirkungen auf die steuerpolitischen Standortbedingungen. Im Gegenteil: Es werden hohe Millionenbeträge wirkungslos eingesetzt, die dann für eine Rangverbesserung in jenen Bereichen fehlen, wo der Steuerwettbewerb effektiv spielt», so HIV-Präsident Daniel Arn.
       

      Der «Berner Steuermonitor» ist ein systematischer interkantonaler Vergleich der steuerlichen Wettbewerbsfähigkeit des Kantons Bern. Er analysiert die Attraktivität des Kantons bezüglich der Besteuerung von Unternehmen und der Einnahmenstruktur. Der «Berner Steuermonitor» ist eine Kooperation von KPMG und des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern (HIV) und erscheint seit 2012 jährlich im Herbst.


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      Handels- und Industrieverein
      des Kantons Bern (HIV)
      Henrik Schoop
      Direktor
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      Über KPMG Schweiz

      KPMG Schweiz gehört mit mehr als 2’600 Mitarbeitenden an 10 Standorten in der Schweiz und einem Standort in Liechtenstein zu den führenden Anbietern von Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Unternehmensberatung. Unsere Kunden profitieren von unseren massgeschneiderten Lösungen und unseren strategischen Allianzen mit Technologiepartnern, die unsere Audit- wie Non-Audit-Dienstleistungen gleichermassen unterstützen. International sind wir in 143 Ländern und Territorien tätig und beschäftigen in unseren Mitgliedsfirmen rund um die Welt mehr als 273’000 Partner und Mitarbeitende.


      Der Handels- und Industrieverein des Kantons Bern (HIV) umfasst rund 3‘500 Mitglieder in den Bereichen Handel, Industrie, Dienstleistungen und Gewerbe. Er gliedert sich in 7 regionale Sektionen und will die Standortbedingungen für private Unternehmen im Kanton Bern verbessern. „Bildung stärken“, „Verkehrserschliessung verbessern“, „Steuern senken“ und „Bürokratie abbauen“ heissen seine wirtschaftspolitischen Schwerpunkte.