Das Schweizer Gesundheitssystem befindet sich aktuell in einem bedeutenden Wandel. In unserem Interview mit Joachim Eder diskutieren wir über verschiedene Initiativen im  Gesundheitswesen, deren Aussichten und potenzielle Herausforderungen.

Lesen Sie mehr zum Thema der koordinierten Versorgung, wie die Schweiz bezüglich Daten im Gesundheitswesen dasteht und erfahren Sie zudem welche Auswirkungen der Kostendruck und die steigenden Ansprüche der Patienten auf Schweizer Spitäler haben.

Unsere Spitallandschaft ist im Umbruch: Tiefgreifende medizinische, technologische und organisatorische Veränderungen stehen bevor.

– Joachim Eder


Als Präsident der Gesundheitskommission von economiesuisse ist es Ihnen gelungen, Leitlinien für eine liberale Gesundheitspolitik zu erarbeiten. Welche Themen stehen für Sie dabei im Vordergrund und wo möchte economiesuisse zukünftig Schwerpunkte legen?

Der Wirtschaftsdachverband stellt fünf Kernforderungen auf, die punkto Qualität, Innovation und Finanzierbarkeit zu einem nachhaltiger ausgerichteten Schweizer Gesundheitswesen beitragen sollen.

Zuerst müssen die Rollen im Gesundheitssektor klarer getrennt werden. Die öffentliche Hand soll die Rahmenbedingungen festlegen, das Erbringen der Leistungen aber in der Regel privaten Organisationen überlassen.

Zweitens fordern wir mehr Mut zum Wettbewerb. Voraussetzung dafür ist eine deutlich höhere Transparenz über die Qualität der erbrachten Leistungen. Nur wenn die Konsumentinnen und Konsumenten gut informiert eine Auswahl treffen können, werden sich Qualität und Effizienz durchsetzen.

Der Zugang zu innovativen Behandlungsmöglichkeiten für alle ist das dritte Kernanliegen der Wirtschaft. Hier steht die Politik in der Verantwortung, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, nicht nur für die Entwicklung neuer Therapien, sondern auch für moderne Prozesse wie das elektronische Patientendossier.

Unsere vierte Forderung zielt auf die Selbstverantwortung: Gut informierte Patientinnen und Patienten, die über entsprechende Wahlmöglichkeiten verfügen, stärken das System. Ohne sie ist ein echter Leistungswettbewerb nicht denkbar.

Er funktioniert aber nur, wenn fünftens auch finanzielle Gesichtspunkte bei den Entscheidungen der Menschen eine Rolle spielen. Deshalb sollte sich der allgemeine Trend hin zu mehr Individualismus auch in der Finanzierung der Gesundheitsleistungen abbilden.

Heute ist das Gegenteil der Fall: Der solidarisch finanzierte Anteil der Gesundheitskosten steigt jährlich, was sich in höheren Grundversicherungsprämien niederschlägt.

Im Schweizer Gesundheitswesen stehen aktuell verschiedene Initiativen zur Diskussion. Wie beurteilen Sie diese Initiativen und wo sehen Sie für die Zukunft weiteren Handlungsbedarf?

Im Mittelpunkt steht die Kostenbremse-Initiative der Mitte und die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP. Beide Volksbegehren waren im Nationalrat chancenlos, im Ständerat dürfte es auch so sein.

Dennoch besteht im Parlament ein Konsens für weitere Massnahmen gegen das Kostenwachstum und für mehr finanzielle Mittel im Bereich der individuellen Prämienverbilligung. Der Nationalrat hat mit seinen indirekten Gegenvorschlägen den Weg vorgespurt.

Mir persönlich scheint es sehr wichtig, von den Reformen der letzten Jahre wegzukommen. Diese tendierten meist in Richtung eines zentralisierten Gesundheitswesens und stellten eine Art kurzfristige «Pflästerlipolitik» dar. Für die Zukunft sollten sich alle Akteure einvernehmlich auf eine gemeinsame Grundlage mit klar vereinbarten Zielen einigen, statt sich immer gegenseitig die Schuld zuzuschieben oder innovative Ansätze zu blockieren.

Die Schweizer Spitäler sehen sich mit einem immer stärker werdenden Kostendruck und steigenden Ansprüchen der Patienten konfrontiert. Welchen Veränderungsbedarf und welches Verbesserungspotential sehen Sie in den Schweizer Spitälern?

Unsere Spitallandschaft ist im Umbruch: Tiefgreifende medizinische, technologische und organisatorische Veränderungen stehen bevor.

Beschäftigen werden die Verantwortlichen nebst dem Preis- und Kostendruck, der die Konzentration vorantreibt, besonders auch der drastische Fachkräftemangel, die digitale Vernetzung und die verstärkte Ambulantisierung. Das Hauptdilemma liegt im Spagat zwischen sozialer Verantwortung und Gewinnorientierung.

Grundsätzlich zeigen die Massnahmen zur Optimierung der Spitalfinanzierung und der freien Spitalwahl Wirkung. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen hat sich verbessert, doch könnte durchaus ein noch stärkerer überregionaler Ansatz ins Auge gefasst werden.

Schliesslich sollten in einer idealen Tariflösung alle betroffenen Leistungsbereiche über die gleiche Berechnungslogik tarifiert werden, unabhängig davon, ob die Leistungen ambulant oder stationär stattfinden. Das Projekt einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) bietet hier eine Lösung an.


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Lesen Sie das vollständige Interview und erfahren Sie mehr über Joachim Eder, seine Laufbahn und wie er die Zukunft des Schweizer Gesundheitssystem sieht.

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