"Ich schätze es, dass ich von meinen Vorgesetzten und meinem Team immer unterstützt wurde und nie Vorbehalte erfahren habe. Die Reduktion des Arbeitspensums hatte zudem nie Einfluss auf Entwicklungsmöglichkeiten oder den weiteren Verlauf meiner Karriere."
Was ist deine Aufgabe bei KPMG?
Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren bei KPMG in der Audit Financial Services Abteilung in Zürich. Ich bin eidgenössisch diplomierter Wirtschaftsprüfer und akkreditierter leitender Prüfer für Banken. Als Director leite ich finanz- und aufsichtsrechtliche Prüfungen für Bankkunden. Darüber hinaus bin ich auch an regulatorischen Projekten für andere Kunden beteiligt.
Wie sieht deine flexible Arbeitszeitregelung aus?
Da meine Frau und ich Familie und Beruf vereinbaren möchten, ist uns eine flexible Arbeitszeitregelung wichtig. So können wir unsere berufliche Entwicklung fortsetzen, ohne die Betreuung unserer beiden Kinder (4 und 6) aus der Hand zu geben. Seit fünf Jahren arbeite ich nun von Montag bis Donnerstag und betreue am Freitag die Kinder. Meine Frau arbeitet 60 Prozent und verbringt Montag und Donnerstag mit unseren Söhnen.
Wie hilft dir diese Arbeitszeitregelung bei deiner Rolle als Vater?
Dank der Teilzeitarbeit kann ich einen ganzen Tag pro Woche mit meinen Söhnen verbringen. Im Nachhinein betrachtet war das sehr wichtig für unsere Beziehung. Ich habe sie aufwachsen und sich entwickeln sehen und viele Erinnerungen, die ich sonst verpasst hätte. An den Freitagen sind wir oft am Zürichsee unterwegs und verbringen Zeit in der Natur. Im Winter gehen wir schlitteln (und seit dem letzten Jahr auch Ski fahren). Dass ich einen ganzen Tag übernehme, hilft auch meiner Partnerin. Dass sie ihre Karriere weiterverfolgen kann, setzt ja voraus, dass sie eine gewisse Mindestzeit arbeitet. Dank der freien Freitage habe ich viel Energie, sodass ich mich von Montag bis Donnerstag voll auf die Arbeit mit den Kunden konzentrieren kann.
Welche Herausforderungen gibt es?
Es ist sicherlich nicht immer einfach, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen und zurzeit verbleibt zum Beispiel nicht viel Zeit für Hobbies. Aus meiner Erfahrung lässt sich mit einer guten Organisation, mit einer offenen und vorausschauenden Kommunikation gegenüber den Kunden und einer guten Abstimmung im Team sehr viel einrichten. Ich bin sehr dankbar, dass ich dank des Teilzeitpensums und den flexiblen Arbeitszeiten den spannenden, vielseitigen und abwechslungsreichen Job in der Bankenprüfung weiter ausüben kann und gleichzeitig auch unter der Woche für meine Familie und Kinder da sein kann. Rückblickend würde ich sagen, dass ich durch die Reduktion des Arbeitspensums effizienter geworden bin und gelernt habe, stärker zu priorisieren.
Wie reagiert dein Team darauf, wenn du deiner Familie in kritischen Momenten Vorrang gibst?
Kritische Situationen hat es immer dann gegeben, wenn eines unserer Kinder an einem der Tage krank war, wo wir beide arbeiten. In der Regel versuchen wir uns in solchen Situationen abzuwechseln, sodass jeder einen halben Tag arbeiten kann. Während der COVID Zeit ist es zudem häufiger vorgekommen, dass wir unsere Kinder aufgrund von Krankheitssymptomen kurzfristig aus der KiTa abholen mussten. Dies war nicht immer einfach, insbesondere wenn man mitten in einem Meeting sitzt und sich kurzfristig organisieren muss. Zum Glück habe ich ein super Team, welches mich immer unterstützt und oftmals konnte meine Frau einspringen, da sie in der Nähe der KiTa arbeitet.
Was ist dein Rezept für ein ausgewogenes Arbeitsleben?
Ich wünschte, es gäbe ein einfaches Rezept. In meiner derzeitigen Situation ist Teilzeitarbeit definitiv ein wichtiger Faktor, der zu einem ausgewogenen Leben beiträgt. Der offene Dialog in der Familie und die ständige Neuanpassung an die aktuelle Situation sind sicher ebenso hilfreich. Bis zu einem gewissen Grad ist auch Selbstdisziplin gefragt. Freitags denke ich nicht an Kundenarbeit, Termine und Besprechungen, weil ich weiss, dass ich mich hundertprozentig auf mein Team verlassen kann. Während der Arbeitswoche hingegen konzentriere ich mich voll auf die Kunden. Für mich und meine Partnerin war es wichtig, ein Modell zu finden, das nicht nur auf dem Papier funktioniert, sondern auch in unserem Alltag. Denn für uns beide ist der Beruf Teil unseres Lebens.
Was schätzt du am meisten am flexiblen Arbeitsmodell von KPMG?
Für uns war immer klar, dass wir unsere Kinder nicht mehr als zwei Tage fremdbetreuen lassen wollen. Gleichzeitig wollten wir beide unsere beruflichen Karrieren weiterverfolgen. Als ich mein Arbeitspensum vor 5 Jahren auf 80% reduziert habe, wusste ich selbst nicht, wie gut es funktionieren wird, da bei uns in der Bankenprüfung Prüfungen in der Regel rund um das Jahr laufen. Mittlerweile weiss ich, dass es funktioniert. Umso mehr habe ich es geschätzt, dass ich von meinen Vorgesetzten und meinem Team immer unterstützt wurde und nie Vorbehalte erfahren habe. Die Reduktion des Arbeitspensums hatte zudem nie Einfluss auf Entwicklungsmöglichkeiten oder den weiteren Verlauf meiner Karriere.