Steigende Material- und Rohstoffkosten bei gleichzeitig höheren Zinsen und einer zunehmenden Inflation, immer größere ESG-Anforderungen trotz geopolitischer Verwerfungen und anhaltender Lieferkettenprobleme: Diverse Faktoren sorgen aktuell dafür, dass das wirtschaftliche Umfeld sehr volatil ist. Das hat auch Auswirkungen auf die Fertigungsindustrie. Welche Trends beschäftigen die CEOs der Branche besonders - und was bringt die nahe Zukunft? Antworten und Erkenntnisse liefert unser Bericht Global Manufacturing Prospects 2023.
Für den Bericht haben wir weltweit 182 CEOs der Fertigungsindustrie befragt, wie sie die aktuellen Herausforderungen einschätzen und was ihnen bei der strategischen Ausrichtung am wichtigsten ist. Der Bericht umfasst Meinungen von Führungskräften aus elf Ländern in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum. Mit der Analyse bieten unsere Autor:innen Benchmarks für die Branche.
CEOs sind zuversichtlich, erwarten aber kurzfristig Gegenwind
Die Wachstumserwartungen der CEOs liegen bis 2025 trotz der unsicheren Lage auf den Weltmärkten auf ähnlichem Niveau wie in der Vorjahresumfrage: 64 Prozent der Top-Entscheider:innen sind zuversichtlich, 20 Prozent sogar sehr zuversichtlich. Das Vertrauen in das eigene Unternehmen ist demnach ungebrochen. Bei den Wachstumsaussichten für die eigene Branche (52 Prozent zuversichtlich/31 Prozent sehr zuversichtlich) sind die CEOs sogar deutlich optimistischer als zuvor.
Allerdings gehen die CEOs für das Jahr 2023 von Gegenwind für die Weltwirtschaft aus. Das liegt insbesondere an staatlichen Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung und einem Nachfragerückgang. Ungeachtet des längerfristigen Optimismus räumen mehr als drei Viertel der Befragten ein, dass ein Abschwung die dreijährigen Wachstumsaussichten ihrer Firmen beeinträchtigen könnte. Fast vier von fünf CEOs erwarten einen Gewinnrückgang von 6 Prozent oder mehr.
Ulrich Ackermann
Vorstand Tax
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Smarte Digitalisierung und ESG besonders im Fokus
Um das eigene Umsatzwachstum zu unterstützen und die Optimierung des Geschäftsportfolios voranzutreiben, signalisiert die Hälfte der befragten Entscheider:innen aus dem verarbeitenden Gewerbe eine „hohe Bereitschaft für Fusionen und Übernahmen“. Trotz eines Rückgangs im Jahr 2022 bleiben Unternehmenstransaktionen ein wichtiger Weg für Hersteller, um das Kerngeschäft zu stärken, schnellere Wege zur Expansion zu finden und Umstrukturierungen umzusetzen.
Aus dem Report geht zudem hervor, dass die makroökonomischen Entwicklungen Führungskräfte dazu veranlassen, sich noch stärker als bisher auf eine doppelte Transformation zu konzentrieren: Smarte Digitalisierung und der Fokus auf ESG sind besonders wichtig. Die CEOs bemerken, dass es zu einer Entkopplung zweier maßgeblicher Einflussfaktoren kommt: Während sich die Weltwirtschaft verlangsamt, beschleunigt sich der technologische Wandel weiter.
Fertigungsindustrie steht in unsicheren Zeiten vor Gratwanderung
Die Fertigungsindustrie steht angesichts der Gemengelage vor einer Gratwanderung. Um nachhaltiges Wachstum sicherzustellen, kommt es gleichermaßen auf kurzfristige sowie strategische Entscheidungen an. Die Entscheidungen betreffen Investitionen in Technologie und Personal sowie On- und Offshoring. Unsere Umfrage zeigt, dass sich die CEOs der Chancen und Risiken bewusst sind, wenn es um einen soliden Kurs für die Zukunft geht.