2022 war global ein schwieriges Jahr für Fintech-Investitionen. Die Region EMEA (Europa, der Nahe Osten und Afrika) bekam die restriktivere Vergabe von Kapital besonders deutlich zu spüren: Das Transaktionsvolumen ging von 79 Milliarden Dollar, dem Rekordwert aus dem Vorjahr, auf 44 Milliarden Dollar zurück. Der Einbruch lag maßgeblich am deutlich niedrigeren Volumen bei Mergers & Acquisitions: 45,1 Milliarden Dollar waren es 2021, 16,3 Milliarden Dollar standen 2022 zu Buche. Bei Risikokapital-Deals ging es von 31,7 Milliarden Dollar auf 25 Milliarden Dollar ebenfalls leicht bergab, bei Private-Equity-Deals unterdessen auf niedrigem Niveau von rund 2,2 Milliarden auf 3,5 Milliarden Dollar bergauf.

Der amerikanische Markt kam unterdessen glimpflicher davon. Der asiatisch-pazifische Raum erreichte in diesem volatilen Umfeld sogar neue Höchststände. Zudem gibt es relevante neue Trends. Das geht aus unserem Report „Pulse of Fintech H2`22“ hervor. 

Neuer Rekord bei der Zahl der Seed Deals

Das Transaktionsvolumen 2022 erwies sich global als stabil und erreichte trotz eines nominellen Rückgangs den zweithöchsten bisher gemessenen Wert. 164,1 Milliarden Dollar wurden in 6.006 Deals investiert. Unseren Autor:innen und Analyst:innen zufolge gab es neue Höchstwerte bei Seed Deals  - ein vielversprechendes Zeichen für die langfristige Fintech-Entwicklung. Auf Sektorebene verzeichneten die RegTech-Investitionen ebenfalls einen neuen Rekord. Regional stach der asiatisch-pazifische Raum positiv hervor: Dort wurde im angesetzten Zeitraum so viel investiert wie noch nie zuvor. 

Die Vielfalt der Länder, in denen bedeutende Fintech-Geschäfte getätigt wurden, war groß. Im zweiten Halbjahr 2022 wurden in 24 Ländern Fintech-Deals im Wert von jeweils mehr als 100 Millionen US-Dollar abgeschlossenen  - unter anderem in weniger etablierten Standorten wie Luxemburg, Südkorea und Malaysia. Diese Vielfalt spiegelt die Leistungsversprechen wider, die Fintechs derzeit bieten, von der Innovationsförderung in Finanzinstituten bis zur Unterstützung des Wachstums von Kleinunternehmen.

Deutscher Neobroker unter den Top Ten

Deutschland ist mit einem Deal unter den Top Ten der Transaktionen in der Region EMEA vertreten: 1,15 Milliarden Dollar bekam der Neobroker Trade Republic mit Sitz in Berlin. Das bedeutet Platz fünf. Auf Platz eins liegt die Payments-Plattform Sia aus Italien (3,9 Milliarden Dollar).

Mehrere besondere Trends werden aus den Daten ersichtlich: Investitionen in RegTech nehmen zu, denn Unternehmen setzen vermehrt auf Technologien, die sie bei der Einhaltung immer komplexerer regulatorischer Verpflichtungen unterstützen. Partnerschaften zwischen Fintechs und etablierten Finanzinstituten  - darunter Banken, Versicherungen und Vermögensverwaltungen  - sind zudem gestärkt worden. 

Ein starker Rückgang fällt unterdessen bei Investitionen in Kryptowährungen und Kryptobörsen auf. Und es wird deutlich, dass Investoren zuletzt offensichtlich auf eine Stabilisierung von Unternehmensbewertungen warteten: Die Zahl großer Transaktionen nahm im zweiten Halbjahr 2022 deutlich ab.