Hinter den USA und Deutschland liegen wirtschaftlich schwierige zwei Jahre, die vor allem von der Pandemie bestimmt waren. Covid-19 hat traditionelle Geschäftsfelder durcheinandergewirbelt und u.a. für große Schwierigkeiten in den Lieferketten gesorgt. Trotz dieser Herausforderungen blicken deutsche Unternehmen, die in den USA tätig sind, zuversichtlich auf das neue Jahr. Fast 8 von 10 Unternehmen planen 2022 wachsende Investitionen in den USA zu tätigen. Zugleich wollen zwei Drittel (67 Prozent) aller befragten Firmen ihr Personal in den USA in 2022 aufstocken.
Deutschland und die USA bleiben eng verflochten
In Kooperation mit der German American Chamber of Commerce in den USA befragen wir deutsche Unternehmen in den USA jährlich zu ihrer Situation und ihren Zukunftserwartungen. Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die Firmen gestärkt aus der Coronakrise hervorgegangen sind und der US-Markt für deutsche Unternehmen weiter eine wesentliche Umsatz- und Gewinnquelle darstellt. Deutschland und die Vereinigten Staaten sind und bleiben eng miteinander verflochten. Sowohl was den Austausch von Waren und Dienstleistungen als auch was Investitionen betrifft.
Unternehmen haben die Krise für sich genutzt
Die Zuversicht vieler Unternehmen ist keine Überraschung, sondern das Ergebnis ernsthafter Restrukturierungsbemühungen sowie von Automatisierungs- und Digitalisierungsprojekten, die seit Beginn der Pandemie durchgeführt wurden. Auch der Abbau von Handelshemmnissen und die Abschaffung von Zöllen auf Ein- und Ausfuhren zwischen den USA und der EU in 2021 trugen positiv zu den Einschätzungen der befragten Unternehmen bei. Der Regierungswechsel in Deutschland hat ebenfalls einen Anteil. Viele Firmen erwarten, dass dieser den transatlantischen Beziehungen zwischen beiden Ländern in Zukunft zugutekommen wird.
Befragte rechnen mit mehr Umsatz und Wirtschaftswachstum
Die Zahlen in unserer Befragung zeigen, wie optimistisch deutsche Unternehmen auf ihr Geschäft in den USA schauen. 85 Prozent der Befragten haben 2021 in den USA ein Wachstum des Nettoumsatzes erzielt. Im Vorjahr gelang dies gerade einmal 42 Prozent. Außerdem rechnen 90 Prozent damit, dass die US-Wirtschaft 2022 wachsen wird. Knapp die Hälfte (43 Prozent) erwartet sogar ein Wachstum von mehr als drei Prozent. Die Entwicklung der eigenen Unternehmen wird sogar noch positiver prognostiziert: 93 Prozent rechnen mit weiter wachsenden Umsätzen und 88% mit steigenden Gewinnen für ihr Unternehmen in den USA.
Andreas Glunz
Bereichsvorstand International Business
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Warren Marine
Partner, Audit, Leiter der Country Practice USA
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Zukunftsaussichten in USA überflügeln China
Deutsche Unternehmen in den USA erwarten für 2022 weiter steigende Umsätze (+8%-Punkte gegenüber. 2021) und auch steigende Gewinne (+16%-Punkte). Anders sieht das gemäß der gerade von der AHK China in Kooperation mit KPMG in Deutschland veröffentlichten Geschäftsklima-Umfrage 2022 für deutsche Unternehmen in China aus: Für 2022 erwarten dort weniger deutsche Unternehmen steigende Umsätze (-3%-Punkte) und steigernde Gewinne (-7%-Punkte). Ursächlich hierfür ist das schwieriger werdende regulatorische Umfeld in China, wohingegen sich die transatlantischen Beziehungen jüngst deutlich entspannt haben
Wenngleich sich das Wirtschaftsumfeld aufgrund von Lieferengpässen, steigender Inflation und zunehmendem Decoupling der große Wirtschaftsmächte verdüstert, bleiben deutsche Unternehmen in den USA „bullish“. Alles spricht dafür, dass deutsche Unternehmen in den USA auf absehbare Zeit weiter stark prosperieren
Instabile Lieferketten bereiten den Firmen Sorgen
Trotz der großen Zuversicht bleiben wichtige Themen und Herausforderungen bestehen. Eine davon ist die Zuverlässigkeit der Lieferketten. 71 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Lieferketten in den vergangenen 18 Monaten unter erhöhtem Druck standen. Und mehr als die Hälfte (54 Prozent) bezeichnet Probleme bei den Lieferketten als eine der drei größten Herausforderungen. 41 Prozent sind der Meinung, dass die Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferketten in den USA verbessert werden muss.
ESG-Themen rücken zunehmend auf die Agenda
Investor:innen, Kund:innen und Mitarbeiter:innen erwarten zunehmend, dass Unternehmen umwelt- und sozialverträglichere Entscheidungen treffen. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen in den USA kommen diesen ESG-Erwartungen nach und wollen ihre Budgets für Nachhaltigkeitsprogramme aufstocken. 56 Prozent planen, ihre diesbezüglichen Investitionen in den nächsten drei Jahre zu erhöhen. Energiespar- und Recyclingprojekte genießen dabei die höchste Priorität.
Fachkräftemangel gefährdet Wachstumspläne
Die Sorge, dass der anhaltende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften die Wachstumspläne gefährdet, nimmt in den Unternehmen unterdessen zu. Vergangenes Jahr bezeichneten 45 Prozent den Fachkräftemangel in den USA als eine der drei größten Herausforderungen. Dieses Jahr beklagen dies 75 Prozent. Das könnte die Wachstumspläne vieler Unternehmen durchkreuzen. Denn 67 Prozent haben konkrete Pläne, ihre Belegschaft 2022 aufzustocken. Eine Lösung könnten betriebliche Ausbildungsprogramme sein. Bereits ein Drittel der Befragten hatte 2021 in solchen Programmen sein eigenes Fachpersonal in den USA ausgebildet.
Cyber-Risiken sind in den USA besonders im Fokus
Der zweitgrößte Verbesserungsbedarf in ihren Unternehmen in den USA besteht aus Sicht der Befragten beim Schutz vor Cyber-Risiken. Knapp jeder Ditte (30%) glaubt, dass in seinem Unternehmen entsprechende Verbesserungen erforderlich sind. Damit werden Cyber-Risiken in den USA noch stärker betont als in anderen Ländern. Ursächlich hierfür dürften die chinesischen und russischen Cyber-Attacken in den USA in 2021 sein.
Die Befragung haben wir zusammen mit der German American Chamber of Commerce in den USA vom 1. bis 21. November 2021 durchgeführt. Daran haben sich 102 deutsche Unternehmen in den USA beteiligt. Hier finden Sie die zugehörige Pressemitteilung zum German-British Business Outlook.