Michaela, du bist seit 2014 bei KPMG Leiterin des HR Managements. Wie entwickelt sich deiner Einschätzung nach der Frauenanteil in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmensberatung?
Ein stetig wachsender Frauenanteil ist in all unseren Unternehmensbereichen zu sehen. Wir legen Wert auf diversifizierte Teams mit einem möglichst ausgewogenen Anteil an Frauen und Männern unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen Lebensmodellen. Karrieremöglichkeiten bestehen für alle in gleichem Ausmaß. Bei größtmöglicher Flexibilität nehmen wir Rücksicht auf die oft von Frauen übernommene notwendige Betreuung von Kindern. Weiters haben sich Gleitzeitmodelle sowie Überstundenvergütungs- und -abbau-Modelle seit vielen Jahren bewährt.
Wie zeigt sich diese Flexibilität im Arbeitsalltag?
Im Laufe der Berufsjahre verändern sich die Prioritäten, unter anderem durch zusätzliche Ausbildungen oder die Familiengründung. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in jeder Lebensphase flexible Modelle nutzen. So sind etwa Uni-Absolventinnen und Absolventen am Beginn ihrer Berufslaufbahn oft bereit, in längere Arbeitszeiten für den eigenen Karriereweg zu investieren, aber auch um eine höhere Entlohnung zu erzielen.
In anderen Lebensphasen – wie zB der Familiengründung – wollen viele ihre Arbeitszeit reduzieren. Unser Ziel ist es, auf dieses veränderte Bedürfnis Rücksicht zu nehmen und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern individuelle Möglichkeiten zu bieten.
Der Anteil der Frauen, die auch bei Familiengründung im Berufsprozess verankert bleiben, steigt erfreulicher Weise an. Trotzdem entscheiden sie sich nach wie vor in vielen Fällen gegen eine Führungsposition. Dies in der Sorge, Familie und Beruf nicht ausreichend vereinbaren zu können. Als Arbeitgeber ist es uns daher ein Anliegen, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Möglichkeiten, wie sich Beruf und Familie auch in Führungspositionen vereinbaren lassen, aufzuzeigen und anzubieten.
Wie entwickelt sich der Frauenanteil bei KPMG in Führungspositionen?
Insgesamt arbeiten bei KPMG aktuell 53 Prozent Frauen und 47 Prozent Männer. Der Frauenanteil ist in den letzten Jahren laufend gestiegen. Auf Ebene der Manager und Assistant Manager zum Beispiel beträgt er bereits in etwa 55 Prozent, während er auf der Ebene der Director nur rund 30 Prozent beträgt. Wir sind uns bewusst, dass wir den Frauenanteil auch auf der höchsten Führungsebene weiter erhöhen müssen und sind aufgrund vieler weiblicher High Potentials und unseren Programmen zu deren Förderung zuversichtlich, dass der Anteil weiter steigen wird.
Welche Programme und Initiativen zur Förderung von Frauen bei KPMG gibt es?
Bereits seit mehreren Jahren besteht die internationale Plattform KPMG‘s Network of Women (KNOW). Die Ziele der Plattform sind: Das Bewusstsein für Diversität und unterschiedliches Führungsverhalten zu schärfen und weibliche Führungskräfte gezielt darin zu unterstützen, ihre Ambitionen und Karriereziele bei KPMG zu verwirklichen. Dazu finden halbjährlich Veranstaltungen mit einem Impulsvortrag von externen Referentinnen und Referenten und einer anschließenden Diskussionsrunde statt.
Unser Business-Mentoring-Programm wurde im Jahr 2018 ins Leben gerufen. Dieses Programm richtet sich an weibliche High Potentials und hat zum Ziel, Frauen in unserem Unternehmen zu fördern und ihre Anzahl in Führungspositionen zu erhöhen. Seither haben über 50 Kolleginnen am Programm teilgenommen. Um eine Weiterentwicklung sicherzustellen, wird auf die jährlichen Erkenntnisse der Mentees und Mentorinnen gesetzt.
Weiters besteht das WOW („World of Women“)-Netzwerk, eine Initiative von Mitarbeiterinnen für Mitarbeiterinnen, die den Fokus auf verstärkte Vernetzung aller Frauen innerhalb unseres Unternehmens legt, unabhängig vom Karrierelevel oder Unternehmensbereich. Bei monatlichen Calls werden spannende Themen diskutiert, wie zB Erfahrungen als KPMG Partnerin oder Teilzeittätigkeit in der Wirtschaftsprüfung.