Februar 2023 | Persönliche Einblicke

Für Thomas Eder ist die Tätigkeit als Imker der perfekte Ausgleich zum Joballtag in der IT-Beratung. Im Interview berichtet er, wie er zur Imkerei gekommen ist und was ihm dabei besonders viel Freude bereitet.

  

Thomas, seit wann bist du Imker und wie ist es dazu gekommen?

Ich bin seit Sommer 2018 Imker. Ich weiß noch genau, wann die Entscheidung dazu gefallen ist: im Zug von Wien nach Linz bei einem Gespräch mit meiner jetzigen Frau (damals Freundin). Wir haben uns über das Bienensterben unterhalten und uns dann gedacht, dass man da ja was dagegen tun sollte. Irgendwie hat uns das Thema gepackt und nicht mehr losgelassen. Von Anfang an war die größte Hürde der Platz. Wir wohnten in einer Mietwohnung mit kleinem Balkon. Dort Bienen zu halten war natürlich nicht möglich, also mussten wir uns erstmal einen geeigneten Standplatz suchen.

Wir haben uns dann beim lokalen Imkerverein in Leonding gemeldet, einen Kurs gemacht und dann von Imkerkolleg:innen aus dem Verein und von einer Bekannten, die selbst Imkerin ist, unsere ersten drei Bienenvölker bekommen.

Imker - Thomas Eder

Thomas war auch Teil unseres KPMG Filmporträts:

Welche Voraussetzungen hat die Imkerei? Welchen Personen würdest du es empfehlen?

Als Imker:in übernimmt man Verantwortung für Tiere. Deshalb sollte man sich vorab gut überlegen, ob man das wirklich machen möchte. Natürlich braucht man auch den Platz, um Bienenstöcke aufstellen und Equipment lagern zu können. Im Frühling und Sommer (die Hauptsaison) sollte man sich die Zeit nehmen, zumindest alle paar Tage mal bei den Bienen vorbeizusehen, wobei sich der zeitliche Aufwand aber in Grenzen hält. Wichtig ist auch, dass man sich vorab informiert, Kurse macht und die Basics lernt. Es gibt auch ein paar rechtliche Themen, die es zu berücksichtigen gilt: Wo darf ich Bienen aufstellen und wo nicht? Was muss ich beim Honigverkauf berücksichtigen? Wo muss ich mich als Imker:in registrieren? Erste Anlaufstelle für viele Fragen kann der lokale Imkerverein sein. Wichtig wäre auch, keine bekannte Allergie auf Bienenstiche zu haben. Man kann zwar sehr gut aufpassen, aber ganz vermeiden wird man den einen oder anderen Stich nicht.

Ich würde die Imkerei allen empfehlen, die gerne draußen arbeiten, sich für Naturschutz interessieren und Spaß daran haben, komplexe Systeme zu beobachten und versuchen sie zu verstehen.

Was bereitet dir an deinem Hobby besonders viel Freude?

Für mich ist es der perfekte Ausgleich zur Arbeit. Ich könnte stundenlang bei meinen Bienenvölkern stehen und sie einfach nur beobachten. Für mich hat das geschäftige Wuseln am Bienenstock etwas Beruhigendes und gleichzeitig fasziniert es mich. Tausende Individuen, die alle verschiedenen Aufgaben nachgehen. Jede Biene für sich selbst, und doch fügt sich alles wie von selbst zu einem großen Ganzen zusammen.

Durch die Imkerei habe ich wieder einen Blick und ein Gefühl für die Natur und die Jahreszeiten bekommen. Eine besonders schöne Zeit für Imker:innen ist der Frühling, wenn es wieder warm wird und die ersten Palmkätzchen blühen. Dann werden die Bienen wieder richtig aktiv, sammeln fleißig Pollen und Nektar und man merkt richtig, wie die Natur zu neuem Leben erwacht. Die Bienenvölker explodieren förmlich zu dieser Zeit: von wenigen tausenden Bienen, die überwintern zu mehreren zehntausenden Bienen. Und natürlich ist die Honigernte – sofern das Bienenjahr, das bei uns im Juli schon wieder so gut wie vorbei ist, gut gelaufen ist – der Lohn für ein ganzes Jahr Arbeit. Den Honig der eigenen Bienenvölker in die Honiggläser zu füllen und diese dann unter Freund:innen, Bekannten und Verwandten zu verteilen macht einfach unglaublich stolz. Und man kann viel besser wertschätzen, wie viel Arbeit hinter „ein bisschen Honig“ steckt.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen deinem Job in der IT-Beratung und der Imkerei? Wenn ja, welche?

Sowohl bei Kund:innen als auch bei den Bienen werde ich als Berater/Imker dann gebraucht, wenn es ein Problem gibt. Als Berater/Imker muss ich erkennen, wann es sinnvoll ist, mit einer gezielten Maßnahme einzugreifen, und wann es die Kund:innen/Bienen selbst lösen können. Bei Projekten gibt es viele Einflussfaktoren, die man als Berater:in nicht alle selbst im Griff hat. Man muss erkennen, was man selbst steuern und beeinflussen kann und was nicht. Jene Themen, die man nicht selbst beeinflussen kann, muss man mit einer gewissen Gelassenheit akzeptieren. Was bei dem einen Projekt funktioniert hat, muss bei einem anderen Projekt nicht zwangsweise richtig sein. Wichtig ist mit Ruhe, viel Wissen und mit einem Blick fürs Detail Situationen zu analysieren und dann (hoffentlich) richtig zu entscheiden. Ob es die richtige Entscheidung war, sieht man oft erst Monate später. Was bei der Imkerei der Honig ist, ist im Projekt das Lob der Kund:innen.

Als Imker:in kann man nur mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten. Oft sind der Honigertrag und die Völkerentwicklung vom Wetter abhängig. Außerdem verhält sich jedes Bienenvolk anders – es gibt kein allgemein gültiges Erfolgsrezept. Manchmal schwirren einfach alle furchtbar nervös um einen herum. Dann heißt es ruhig bleiben, durchatmen und einfach weitermachen.

Imker - Thomas

Imker - Thomas

Imker - Thomas

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