Deutschland ist nach den Vereinigten Staaten, China und Japan die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und die größte Volkswirtschaft in Europa. Es ist die drittgrößte Exportnation der Welt: mit 70% trägt der Dienstleistungssektor den größten Teil zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei.
Forscher erwarten 2023 schrumpfende Wirtschaft
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Q2/2023 gegenüber Q1/2023 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – nicht weiter gesunken (0,0%). Die Mehrheit der Wirtschaftsforschungsinstitute geht für 2023 mittlerweile von einem Rückgang der deutschen Wirtschaft aus.
Deutschland bekommt zu spüren, dass das alte industrielle Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Zwar haben sich die Energiepreise wieder reduziert, im längerfristigen Vergleich sind sie aber weiterhin deutlich erhöht. Teile der energieintensiven Produktion sind nicht mehr rentabel und werden es voraussichtlich auch nicht wieder werden.
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Deutsche Exporte leicht zurückgegangen
Der deutsche Außenhandel ist im Juli leicht zurückgegangen. Die Ausfuhren sanken im Vergleich zum Vormonat um 0,9% auf 130,4 Milliarden Euro. Zuvor waren die Exporte drei Monate gestiegen, wenn auch zuletzt zweimal nur leicht um jeweils 0,2%. Die Importe legten dagegen überraschend deutlich zu: Sie stiegen im Juli um 1,4% zum Vormonat auf 114,5 Milliarden Euro.
Angesichts der schwächelnden Exporte besteht die Gefahr, dass Europas größte Volkswirtschaft im zweiten Halbjahr erneut in eine Rezession abrutscht. Reibungen in den Lieferketten und eine stärker fragmentierte Weltwirtschaft stellen eine Belastung dar. Dazu kommt die Tatsache, dass China zunehmend in der Lage ist, Waren zu produzieren, die es zuvor in Deutschland gekauft hat.
Dennoch hat sich Deutschlands Position im Außenhandel dramatisch verbessert. Der Überschuss ist kräftig gestiegen. 2022 waren die Preise für Waren, die Deutschland eher importiert – wie Energie – viel stärker gestiegen als für Waren, die Deutschland eher exportiert – wie Autos oder Maschinen. Dieses Preisverhältnis nennt man die Terms of Trade. Seit einigen Monaten verbessern sich die Terms of Trade für Deutschland wieder: Die Exportpreise steigen, die Importpreise sinken sogar.
Inflationsrate schwächt sich nur geringfügig ab
Die Teuerung in Deutschland ist leicht zurückgegangen. Die Inflationsrate lag im August bei 6,1%. Im Juli waren es 6,2% gewesen. Die Kerninflation liegt im August bei 5,5% und ist damit gegenüber dem Vormonat gleichgeblieben.
Ökonomen hatten einen stärkeren Rückgang der Teuerung erwartet. Dass die Inflationsrate immer noch so hoch ist, liegt derzeit vor allem an wieder deutlicher steigenden Energiepreisen. Sie lagen im August 2023 verglichen mit dem Vorjahresmonat um 8,3% höher.
Bei Nahrungsmitteln ist der Gipfel der Preissteigerungen dagegen offensichtlich überschritten. Lebensmittel verteuerten sich im August im Jahresvergleich zwar immer noch um 9,0%. Im Juli hatten die deutschen Nahrungsmittelpreise aber noch um 11,0% über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen.
Auch die Lohnabschlüsse der vergangenen Monate tragen dazu bei, dass die Teuerung nicht schneller zurückgeht.
Für den kommenden Monat wird ein deutlicherer Rückgang der Inflation erwartet, da dann der Effekt des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts aus dem Vorjahresvergleich herausfällt. Bis zum Jahresende dürfte die Teuerungsrate weiter nachlassen.
Zahl der Arbeitslosen weiter gestiegen
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland hat im August weiter zugenommen. Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnete 2,696 Millionen Arbeitslose. Das seien etwa 79.000 mehr als im Juli und 148.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1%-Punkte auf 5,8%.
Tatsächlich lässt die Flaute die Unternehmen immer vorsichtiger beim Einstellen neuer Mitarbeiter werden. Der Jobindex der Bundesagentur für Arbeit, ein Indikator für die Arbeitskräftenachfrage, fiel im August auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Zwar seien keine größeren Entlassungen zu befürchten, aber Arbeitslose hätten zunehmend Schwierigkeiten, eine neue Beschäftigung zu finden.
Deutschland weit zurück beim Glasfaserausbau
Südkorea ist das Land mit dem höchsten Glasfaseranteil aller OECD-Länder. Rund 88% aller Breitbandanschlüsse werden in dem ostasiatischen Land per Glasfaser realisiert. Auf den weiteren Plätzen folgen Japan, Spanien, Island und Schweden. Deutschland befindet sich mit einem Glasfaseranteil von rund 9,2% auf Platz 35 des Länderrankings. Nur in drei OECD-Staaten ist der Anteil der Glasfaseranschlüsse noch geringer als in Deutschland, unter anderem in Österreich.
In Deutschland nimmt die Verbreitung von Glasfaseranschlüssen nur langsam zu. Der bei weitem größte Teil der Breitbandanschlüsse wird nach wie vor per DSL realisiert, auch wenn der Marktanteil von DSL in Deutschland seit Jahren kontinuierlich sinkt. Dies liegt vor allem daran, dass in den letzten fünfzehn Jahren die Anzahl der Internetzugänge über Kabel-TV-Netze beachtlich gewachsen ist. Mittlerweile ist fast jeder vierte Breitbandanschluss in Deutschland ein Kabelanschluss.
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Andreas Glunz
Managing Partner International Business
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Joachim von Prittwitz
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