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Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 4.186 Milliarden Euro im Jahr 2023 ist Deutschland nach den Vereinigten Staaten und China die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und damit auch die größte Volkswirtschaft Europas. Insbesondere die Ausfuhr von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie chemischen Erzeugnissen machen Deutschland zur drittgrößten Exportnation der Welt. Mit 70% trägt der Dienstleistungssektor den größten Teil zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei.

Außerdem entscheiden sich immer mehr Unternehmen für große Greenfield Investitionen in Deutschland. Als größte Volkswirtschaft Europas überzeugt Deutschland Investoren aufgrund seiner zentralen Lage, dennoch bemängeln sie zugleich sich verschlechternde Standortfaktoren am Wirtschaftsstandort Deutschland.

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Stand Daten: 09.01.2025

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Wirtschaftsverbände sehen auch 2025 kaum Wachstumsimpulse

Zum Jahreswechsel hat die Stimmung der deutschen Wirtschaft einen Tiefpunkt erreicht. Zum Jahreswechsel 2024/25 bewerten in der jährlichen Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) 31 der 49 befragten Verbände die aktuelle Lage in ihrer Branche noch schlechter als vor einem Jahr.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Hohe Kosten für Energie, Arbeit, Material sowie Steuern und eine überbordende Bürokratie belasten die Unternehmen und führen dazu, dass sie im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. Die unsichere Weltlage und die schwache Nachfrage in China hemmen zudem die Exporte und der politische Schwebezustand angesichts des Zusammenbruchs der Ampel-Koalition verzögert erforderliche  Investitionen. 20 von 49 befragten Branchenvertretern rechnen für das Jahr 2025 mit einer geringeren Produktion, nur 16 mit einem Anstieg. Unter den Optimisten sind Unternehmen aus der Energie- und Wasserwirtschaft, aus der Pharmaindustrie, die Papierfabriken und die Logistik.

Auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich nach Angaben des ifo-Instituts im Dezember 2024 im Vergleich zum Vormonat deutlich eingetrübt (-2,6 Punkte). Der Index befindet sich nun mit 84,4 Zählern etwa wieder auf dem Niveau des vergangenen Jahres (Januar 2024: 83,9 Punkte). Im Februar 2022, d.h. vor der Invasion Russlands in der Ukraine, lag der Index hingegen noch bei 98,1 Punkten.

Die Staatsquote, die den staatlichen Einfluss auf eine Volkswirtschaft anzeigt, ermittelt sich als Gesamtausgaben des Staates in Prozent des BIP. Diese betrug 2023 nach Angaben des Internationalen Währungsfonds in Deutschland 48,3% und lag damit zwar leicht unter dem EU-Durchschnitt von 49,3%; andere große Volkswirtschaften, wie Großbritannien (44,7%), die USA (38,1%) und China (33,9%) lagen jedoch deutlich darunter.

Der Anteil von Steuer- und Sozialabgaben an den Gesamtarbeitskosten für Durchschnittsverdiener betrug nach Angaben der OECD im Jahr 2023 in Deutschland für Singles ohne Kinder 47,9%. Damit rangiert Deutschland unter den 38 Mitgliedstaaten der OECD nach Belgien auf Platz zwei und liegt deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 34,8%, was die Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort deutlich belastet. Auch in Ländern außerhalb der EU, wie Großbritannien (31,3%) oder den USA (29,9%) ist die Quote wesentlich niedriger.

Eine aktuelle Bewertung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands durch internationale Investoren zeigt unsere Studie Business Destination Germany 2024. In Rahmen der Studie wurden 350 CFOs der größten deutschen Tochtergesellschaften internationaler Konzerne aus den wichtigsten Investorenländern befragt, wie sie den Standort Deutschland bewerten. Da die Studie bereits zum vierten Mal im zweijährigen Rhythmus veröffentlicht wurde, ermöglicht sie auch Trendaussagen.

Einblicke in die globalen Wachstumsaussichten, Herausforderungen und Bedrohungen bietet zudem der KPMG Global Economic Outlook 2024.

Einschätzungen zur wirtschaftlichen Lage, generativer KI, ESG und weiteren aktuellen Themen zeigt zudem unser CEO-Outlook 2023/24, für den 1.325 CEOs großer Unternehmen der ganzen Welt befragt wurden, darunter 125 CEOs in Deutschland.

Die aktuellen Prognosen deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute und staatlicher Organisationen zur Entwicklung des BIP in Deutschland schwanken aktuell zwischen +/-0,0% und +1,1% für das Kalenderjahr 2025; die optimistischste Einschätzung mit +1,1% stammt dabei von der Bundesregierung:

Konjunkturprognose Januar

Stand Daten: 09.01.2025

Immerhin erwartet keines der Institute ein Verharren in der Rezession. Jedoch sind in diesen Prognosen noch nicht die Effekte aus den von Trump angekündigten Strafzöllen verarbeitet, die die gesamte deutsche Wirtschaft treffen könnten. Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gehen - je nach Szenario - von einem Schaden zwischen 130 und 180 Milliarden Euro innerhalb der vierjährigen Amtszeit aus. Das wären vier Prozent der deutschen Gesamtwirtschaftsleistung. Ein erneutes Abtauchen in die Rezession wäre dann unvermeidlich.

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Rückgang der deutschen Exporte im November 2024 im Vorjahresvergleich

Die deutschen Exporte sind im November 2024 leicht gestiegen. Die Ausfuhren nahmen um +2,1% im Vergleich zum Vormonat auf 127,3 Milliarden Euro zu. Im Vergleich zu November 2023 verzeichneten die Exporte jedoch ein Minus von 3,5%. Die Importe lagen mit 107,6 Milliarden Euro 2,9% unter dem Oktober-Wert. Auch im Vorjahresvergleich gingen die Einfuhren mit einem Minus von 2,9% zurück. Der Überschuss in der Handelsbilanz stieg damit im November 2024 im Vergleich zum Vormonat deutlich von 13,4 auf 21,1 Milliarden Euro. Die meisten deutschen Exporte gingen im November 2024 erneut in die Vereinigten Staaten (+14,5% im Vergleich zu Oktober 2024), die meisten Importe kamen hingegen abermals aus China (-3,1% im Vergleich zu Oktober 2024).

Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist im November 2024 gegenüber Oktober 2024 saison- und kalenderbereinigt um -5,4% gefallen. Ausschlaggebend für die negative Entwicklung waren umfangreiche Großaufträge im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge) im Oktober 2024. Dieses hohe Volumen an Großaufträgen blieb im November 2024 aus. Daher lag der Auftragseingang in diesem Bereich im November 2024 saison- und kalenderbereinigt um 58,4% niedriger als im Vormonat. Die Auftragseingänge in den anderen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes hatten dagegen vergleichsweise wenig Einfluss auf das Gesamtergebnis: So waren im Maschinenbau (+1,2%) und in der Chemieindustrie (+1,7%) leichte Anstiege gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen, während die Auftragseingänge in der Metallerzeugung und -bearbeitung (-1,2%) leicht sowie in der weniger gewichtigen Pharmaindustrie (-7,2%) etwas stärker zurückgingen.

Nach Berechnungen des Ifo-Instituts könnten die deutschen Exporte in die USA durch die angekündigten Strafzölle um -15% sinken. Besonders getroffen wären die deutschen Auto-Exporte in die USA mit -32% und die Pharma-Exporte dorthin mit -35%. Auch im Außenhandel mit China könnte es hierdurch zu einem Rückgang um 10% kommen, da chinesische Unternehmen durch die geringeren Exporte in die USA eine niedrigere Nachfrage nach deutschen Zwischenprodukten hätten.

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Inflation steigt im Dezember 2024 überraschend

Die deutsche Inflationsrate ist im Dezember 2024 erneut gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich +2,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im November war die Teuerungsrate bereits auf +2,2% gestiegen, nachdem sie im September mit +1,6% noch auf den tiefsten Stand seit über dreieinhalb Jahren gefallen war. Mehr bezahlen mussten die Verbraucher erneut für Dienstleistungen. Diese verteuerten sich erneut um +4,1% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Nahrungsmittel kosteten +2,0% mehr, Energie verbilligte sich dagegen um -1,7%. Auch die Kerninflationsrate stieg ebenfalls erneut auf +3,1% an.

Auf das Gesamtjahr gesehen sind die Preise 2024 demnach um +2,2% gestiegen. 2023 lag die Teuerungsrate noch bei +5,9%, nachdem 2022 mit +6,9% aufgrund der durch den russischen Einmarsch in der Ukraine angestiegenen Energiepreise ein historischer Höchststand erreicht wurde.

Die Zahl der Unternehmen, die in den kommenden Monaten Preiserhöhungen plant, ist im November 2024 hingegen leicht gesunken: Das Barometer für Preiserwartungen des ifo Instituts stieg im November 2024 auf 15,6 Punkte (Oktober 2024: 16,0 Punkte).* Dies ist vor allem auf das Produzierende Gewerbe und die Dienstleister zurückzuführen.

*Die Punkte geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per Saldo (Anteil der Unternehmen, die ihre Preise senken wollen minus Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen) ihre Preise erhöhen wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Preise zu erhöhen, läge der Saldo bei +100 Punkten. Würden alle ihre Preise senken wollen, läge er bei -100.

Die aktuellen Prognosen deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute und staatlicher Organisationen zur Entwicklung der Inflationsrate in Deutschland weisen darauf hin, dass der Wert in etwa auf dem aktuellen Niveau verharren wird. Für das Kalenderjahr 2025 schwanken die Projektionen zwischen +2,0% und +2,4%:

Stand Daten: 09.01.2025

Die Wahl Trumps dürfte auch zu einem erneuten Anstieg der Inflation führen. Höhere US-Zölle stärken den Dollar im Vergleich zum Euro, was inflationstreibend wirkt. Außerdem könnte die EU in Reaktion auf US-Zölle ihrerseits Zölle auf Importe aus den USA erheben. Das würde ebenfalls die Inflation erhöhen. In der Summe könnte die Inflation im Euroraum und in Deutschland dann im Jahr 2026 nach Berechnungen der Commerzbank um bis zu einem halben Prozentpunkt höher ausfallen.

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Arbeitslosenquote steigt im Dezember 2024

Mit dem Dezember beginnt die Winterpause am Arbeitsmarkt. Somit haben Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung im Dezember, wie in diesem Monat üblich, zugenommen. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Dezember 2024 im Vergleich zum Vormonat November 2024 um 33.000 auf 2,807 Millionen Menschen gestiegen. Das sind jedoch 170.000 mehr als im Dezember 2023. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Vergleich zum November 2024 um 0,1 Punkte auf 6,0%.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb zum Jahresende verhalten. Der Stellenindex BA-X, der auf den gemeldeten Stellenangeboten bei der Bundesagentur beruht, verharrte von November 2024 auf Dezember 2024 unverändert bei 106 Punkten. Im Oktober 2024 hatte er noch 9 Punkte höher gelegen. In fast allen Wirtschaftszweigen ging die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen zurück. Angesichts der verhaltenen Konjunkturaussichten dürfte die Zahl der Arbeitslosen auch im neuen Jahr weiter steigen.

Zahl der Insolvenzen erreicht Niveau der Finanzkrise 2009

Zwar ist die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im November 2024 im Vergleich zum Vormonat leicht auf 1.345 zurückgegangen, jedoch sind dies 38% mehr als im November 2023. Der aktuelle Wert liegt zudem 52% über dem durchschnittlichen Novemberwert der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.

Damit liegt die Zahl der Insolvenzen etwa auf dem Niveau der Finanzkrise 2009. Dort gab es um die 1.400 insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat.

Die Zahl der gesamten Unternehmensinsolvenzen im Kalenderjahr 2024 sei nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform um 22.400 Fälle geklettert, was der höchste Wert seit 2015 sei und ein Plus von 25% darstellt. Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen.

Gründe dafür sind die anhaltende konjunkturelle Schwächephase, die auf stark gestiegene Kosten u.a. bei Löhnen, Lohnnebenkosten und Energie trifft, sowie Nachholeffekte aus der Pandemie und verzögerte Anpassungen der Wirtschaft an neue strukturelle Rahmenbedingungen.

Aktuelle Video-Talks zum Wirtschaftsstandort Deutschland (KPMG Zukunftsgipfel 2024 - in English)

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Innovations in the energy sector: BP and Statkraft

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