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Das Steuern des Working Capitals ist für viele Unternehmen ein relevanter strategischer Hebel. Wer seine Kapitalbindung effizient managt, verbessert die Liquidität, reduziert Finanzierungskosten und schafft Spielräume für Investitionen.

Eine aktuelle Analyse von mehr als 300 deutschen Unternehmen zeigt: Zwischen 2022 und 2024 ist der Cash Conversion Cycle (CCC) von 44 auf 50 Tage gestiegen.

Die Days Inventories Outstanding (DIO) – also die durchschnittliche Anzahl der Tage, die Waren im Lager liegen – stieg von 42 auf 47 Tage. Die Volatilität der Lieferketten ist einer der Hauptgründe für den Anstieg. Unternehmen bauen für bestimmte Warengruppen einen höheren Bestand auf. Auch die Days Sales Outstanding (DSO), die angeben, wie lange es dauert, bis ein Unternehmen seine Forderungen aus Lieferungen und Leistungen erhält, lag 2024 mit 42 Tagen über dem Niveau von 2022. Unternehmen tendieren dazu, Rechnungen später zu begleichen. Dies erfordert ein engeres Monitoring der fälligen Rechnungen, um Zahlungsausfälle zu vermeiden. Gleichzeitig sanken die Days Payable Outstanding (DPO) – also die durchschnittliche Zeit, die ein Unternehmen für die Begleichung seiner Verbindlichkeiten nutzt –, was auf verkürzte Zahlungsziele hindeutet. Gleichzeitig stiegen auch die Days Payable Outstanding um einen Tag – also die durchschnittliche Zeit, die ein Unternehmen für die Begleichung seiner Verbindlichkeiten nutzt -, was auf eine Verschlechterung des Zahlverhaltens bzw. Verlängerung der Zahlungskonditionen zurückzuführen ist. Darüber hinaus setzen Unternehmen vermehrt auf den Einsatz von Supply Chain Finance-Programmen.

Entwicklung des Cash Conversion Cycle in Tagen im Jahresvergleich

Branchenvergleich: Kapitalbindung ist nicht gleich Kapitalbindung

Die Kapitalbindungsdauer unterscheidet sich deutlich zwischen den Branchen. Besonders hoch ist sie in der industriellen Produktion (86 Tage), in Life Sciences & Chemie (84 Tage) sowie im Handel (54 Tage). Die große Spannbreite innerhalb einzelner Sektoren – etwa zwischen 34 und 113 Tagen im TMT-Bereich – zeigt, wie unterschiedlich Geschäftsmodelle und Prozesse sind.

Entwicklung des Cash Conversion Cycle in Tagen nach Branchen

Unternehmensgröße als Einflussfaktor

Auch die Unternehmensgröße spielt eine Rolle. Unsere Analyse zeigt: Kleine Unternehmen mit einem Umsatz unter 250 Millionen Euro weisen mit 79 Tagen die höchste Kapitalbindungsdauer auf. Bei mittelgroßen Unternehmen liegt der Wert bei 77 Tagen. Große Unternehmen mit mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz konnten ihren CCC von 57 auf 53 Tage verbessern.

Entwicklung des Cash Conversion Cycle in Tagen nach Unternehmensgröße

Was Unternehmen jetzt tun können

Gezielte Maßnahmen zum Optimieren des Working Capitals schaffen sofort spürbare Effekte. Dazu zählen:

  • Analyse der Kapitalbindungsstruktur und Identifikation von Hebeln

  • Anpassung von Zahlungszielen und Lagerstrategien

  • Einsatz digitaler Tools zur Echtzeitsteuerung

  • Bestimmung des optimalen Trade-off zwischen Cost & Cash

  • Integration von Working Capital in die strategische Planung

Mehrwert erzeugen durch optimierte Kapitalbindung

Die Kapitalbindung ist mehr als eine Kennzahl – sie ist ein strategisches Steuerungsinstrument. Wer sie aktiv optimiert, kann schneller investieren, Risiken besser abfedern und sich resilient gegenüber Marktveränderungen aufstellen. Die aktuellen Daten zeigen: Während einige Unternehmen bereits Fortschritte erzielen, besteht in vielen Bereichen weiterhin Handlungsbedarf.