KPMG veröffentlicht globale Trends in der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Unternehmen sehen sich heute obligatorischen und aufsichtsrechtlich relevanten Rahmenvorgaben für die Nachhaltigkeitsberichterstattung gegenüber. Diese sollen die Konsistenz sicherstellen und Führungskräften und Stakeholdern ermöglichen, Wirkung und Ergebnis zu prüfen.
Neben dem regulatorischen Element hat Nachhaltigkeit aber auch einen ökonomischen Effekt. So sind laut dem jüngsten KPMG Technology CEO Outlook 55 Prozent der Chief Executive Officers (CEOs) von Technologieunternehmen davon überzeugt, dass Programme zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (Environmental, Social, Governance – ESG) die finanziellen Ergebnisse ihrer Unternehmen verbessern. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (38 Prozent).
Mit Nachhaltigkeitsinitiativen und der damit verbundenen Berichterstattung gehen langfristige Verpflichtungen einher, für die Führungskräfte in den Unternehmen Personal und finanzielle Ressourcen einplanen sollten. Die bereits zwölfte Ausgabe des internationalen KPMG Survey of Sustainability Reporting 2022 untersucht die weltweiten Trends in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Für die diesjährige Studie analysierten die Expertinnen und Experten von KPMG zahlreiche Berichte und Webseiten der 100 größten Unternehmen aus 58 Ländern zu Finanz-, Nachhaltigkeits- und ESG-Themen. Diese 5.800 Unternehmen – auch als „N100“ bezeichnet – liefern belastbare Ergebnisse für die globale Wirtschaft. Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) machen dabei zehn Prozent der N100 aus.
TMT zählt zu führenden Sektoren bei der Meldung von Emissionszielen
Das Financial Stability Board hat im Jahr 2015 die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) eingerichtet, um die Unternehmensberichterstattung zu klimabezogenen Risiken zu verbessern und es finanziellen Interessengruppen wie Banken und Investor:innen zu ermöglichen, solche Risiken in ihren Entscheidungsprozessen mit einzubeziehen. Innerhalb von zwei Jahren hat dies rund die Hälfte der N100-Unternehmen dazu veranlasst, auf die eine oder andere Art ihre Klimaziele und angestrebten Emissionssenkungen zu veröffentlichen. Heute geben bereits mehr als 70 Prozent dieser Unternehmen darüber Auskunft.
Bei der Meldung von CO2-Emissionszielen haben sich ressourcenintensive Sektoren wie die Automobilbranche und der Bergbau als führend erwiesen. Doch auch der merkliche Zuwachs bei TMT ist sehr vielversprechend: 2017 veröffentlichten 61 Prozent der großen TMT-Unternehmen zu diesem Thema Zahlen, 2022 waren es 81 Prozent. Nach diesem Anstieg nimmt der Sektor nun den dritten Platz ein.
TMT-Unternehmen sind als sozial orientierte Vorreiter seit Langem stark für ihre gesellschaftliche und ökologische Verantwortung sensibilisiert und nutzen Ressourcen und Sichtbarkeit, um durch umfangreiche ESG-Aktivitäten einen positiven Eindruck bei Regulatoren, Investor:innen und Kund:innen zu hinterlassen.
Katja Modder
Partnerin, Head of Technology, Media & Telecommunications (TMT)
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Johann Schnabel
Partner, Audit, Head of Regulatory Advisory, Head of Accounting Advisory Services
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
TMT hat Übernahme von TCFD-Empfehlungen mehr als verdoppelt
Unser Sustainability Survey weist einen deutlichen Anstieg bei Unternehmen aus, die die Empfehlungen der TCFD übernehmen, insbesondere seit die G-7-Staaten sich 2021 auf eine TCFD-orientierte Finanzberichterstattung unter Berücksichtigung von Klimaaspekten verständigt haben. Mittlerweile berichtet ein Drittel (34 Prozent) der N100-Unternehmen entsprechend den TCFD-Empfehlungen. Das ist nahezu eine Verdopplung des Werts aus 2020.
Führend sind hier die Automobilbranche (60 Prozent), der Bergbau (50 Prozent) und TMT (45 Prozent). Im TMT-Sektor hat sich die Einführung entsprechender Berichte seit 2020 mehr als verdoppelt und erfolgte somit schneller als in vielen anderen der führenden Sektoren. Da ESG-Offenlegungen auch an den Kapitalmärkten weiter an Bedeutung gewinnen, ist eine klare und einheitliche Klimaberichterstattung für alle Unternehmen unerlässlich. Der Aufwärtstrend lässt hoffen, doch es besteht noch eindeutig Verbesserungspotenzial.
TMT liegt bei Berichten zu Biodiversitätsrisiken zurück
2020 untersuchte die Sustainability-Studie von KPMG erstmals, wie Unternehmen über ihre Risiken infolge des Verlusts von Natur und Biodiversität berichten, und berücksichtigte dabei nur Sektoren mit hohem oder mittlerem Risiko. 2022 wurden sämtliche Sektoren berücksichtigt. Da sich die Bedrohungen für Natur und Biodiversität auch auf Unternehmen und ihre Lieferketten auswirken, hat die Berücksichtigung der entsprechenden Risiken an Dringlichkeit und Relevanz gewonnen.
Die Überprüfung aller Sektoren ergab, dass im Schnitt 40 Prozent der N100-Unternehmen derzeit Berichte über Risiken für ihr Geschäft durch den Verlust von Biodiversität und Natur veröffentlichen. TMT gilt zwar nicht als Sektor mit hohem oder mittlerem Risiko. Dennoch ist der diesjährige erste Referenzwert für TMT-Unternehmen, die Biodiversitätsrisiken melden, mit 30 Prozent vergleichsweise gering und liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Dies zeigt, dass hinsichtlich der Berichterstattung über diese Risiken bei vielen TMT-Unternehmen Handlungsbedarf besteht.
Auch TMT-Unternehmen sollten ihre Risikoberichterstattung in Verbindung mit der Biodiversität schnell weiterentwickeln, da die Stärkung der globalen Biodiversität und natürlichen Systeme den Klimawandel mindern kann. Die Einführung neuer Berichtsstandards wie z. B. die Standards der Task Force on Nature-related Financial Disclosures ist für die Förderung verbesserter und standardisierter Offenlegungen entscheidend.
TMT bei der Berichtsprüfung erneut führend
Die unabhängige externe Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten stärkt die Glaubwürdigkeit der Informationen und schafft Vertrauen bei den Stakeholdern.
Nahezu die Hälfte (49 Prozent) der N100-Unternehmen nahmen im Jahr 2020 externe und unabhängige Prüfungsleistungen in Anspruch. Überraschenderweise ging die Quote im Jahr 2022 auf 47 Prozent zurück. Aufgrund neuer regulatorischer Vorgaben sollte dieser Wert aber in den kommenden Jahren wieder steigen.
Der TMT-Sektor ist bei dieser Kennzahl branchenübergreifend führend und weist einen kontinuierlichen Anstieg über die letzten drei Untersuchungszeiträume auf. Die Prüfungsquote bei den Branchenunternehmen liegt aktuell bei 64 Prozent, weit über dem N100-Durchschnitt.
Erwägungen zu Nachhaltigkeitsberichten von TMT-Unternehmen
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt sich angesichts zahlreicher Rahmenwerke rasant weiter, wobei sich einige Anforderungen überschneiden und es an übergreifender Konsistenz fehlt. Das Spektrum der ESG-Kennzahlen und Offenlegungsvorgaben ist sehr komplex und umfassend. Es variiert je nach Sektor, Größe und Region. Die ESG-Performance eines Unternehmens wird anhand vieler unterschiedlicher Indizes und Benchmarks gemessen.
Außerdem misst eine wachsende Zahl von Anleger:innen nicht-finanziellen Informationen genauso viel Gewicht bei wie Finanzdaten. Ihrer Ansicht nach ist es wahrscheinlicher, dass Unternehmen, die ESG-Risiken messen und melden, diese Risiken auch besser steuern und größeren langfristigen Mehrwert liefern.
Um ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu optimieren, bieten sich TMT-Unternehmen unter anderem folgende konkrete Möglichkeiten:
- Verständnis dafür entwickeln, wie sich der Klimawandel auf Finanzberichte auswirkt,
- Nachhaltigkeits- und ESG-Berichte an zentralen obligatorischen und freiwilligen Berichtsstandards ausrichten, darunter beispielsweise die GRI-Standards und die Vorgaben von TCFD und Sustainability Accounting Standards Board,
- Stakeholder-Erwartungen an die Berichterstattung ermitteln,
- wirksame ESG-Berichterstattung auf Basis von Wesentlichkeitsprüfungen und Benchmarking schaffen.
Unsere ESG-Expert:innen können TMT-Unternehmen Wege aufzeigen, wie sie für eine nachhaltige Zukunft das Vertrauen stärken, Risiken mindern und neue Werte schöpfen. Wir bieten Schulungen an, nehmen Wesentlichkeitsprüfungen vor, unterstützen die Prüfung von ESG-Berichten auf die Einhaltung bestehender Berichtsanforderungen und führen ein Benchmarking gegenüber bewährten Verfahren durch.
Die gesamte englischsprachige Studie zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung 2022 in verschiedenen Branchen finden Sie im Folgenden als PDF-Datei.