Wenn öffentliche Gelder in Form von Fördermitteln bzw. Zuschüssen nicht dort ankommen, wo sie gebraucht werden, leidet die Gemeinschaft. Fördermittel werden beispielsweise ausgereicht, damit Transformationsvorhaben gelingen, um die Forschung voranzubringen oder neue technologische Entwicklungen zu beschleunigen. Alles das kann gehemmt werden, wenn Betrug im Spiel ist. Jeder betrügerisch erlangte Fördermitteleuro geht zulasten von Unternehmen, Forschungsprojekten oder auch sozialen Initiativen, die auf Förderung bauen. Auch die Fördermittelgeber, typischerweise Bundes- und Landesbehörden, haben das Nachsehen, denn: Förderung ist nur wirksam, wenn sie beim berechtigten Empfänger ankommt. Deshalb ist es essenziell, betrügerisches Handeln bei Fördermittelanträgen frühzeitig zu erkennen, systematisch aufzuarbeiten und präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Welche typischen Betrugsmuster gibt es?
Betrüger nutzen verschiedene Methoden, um sich unrechtmäßig Zugang zu Fördergeldern zu verschaffen. Unsere Praxiserfahrung zeigt, dass neben dem Ausnutzen inhaltlicher Schwächen der Projekte dabei folgende Muster oft bereits in der Antragsphase anzutreffen sind:
- Gefälschte oder gestohlene Identitäten: Verwenden von falschen oder gestohlenen Identitäten, um Fördermittel zu beantragen. Dies kann durch gefälschte Dokumente und manipulierte Daten geschehen. Häufig werden in diesem Zusammenhang öffentlich verfügbare Informationen, wie eingescannte Unterschriften von Geschäftsführenden, unrechtmäßig verwendet.
- Scheinunternehmen und Zweckgründungen: Beantragen von Fördergeldern für Unternehmen, Maschinen, Forschungsprojekte oder Dienstleistungen, die in Wirklichkeit nicht existieren. Dabei werden Firmen ausschließlich zum Zweck der Fördermittelbeantragung gegründet, ohne eine echte wirtschaftliche Tätigkeit auszuüben. Ein ähnliches Muster lässt sich erkennen, wenn Unternehmen zum Erlangen der Antragsberechtigung ihren Sitz oder ihre Tätigkeit ändern, um eine bestimmte standortbezogene Förderfähigkeit oder einen bestimmten Förderzweck vorzutäuschen.
- Verschleiern der Unternehmensstruktur: Durch das Verschleiern von Informationen zu wirtschaftlich Berechtigten werden Sanktionslisten und ähnliche Präventionsinstrumente gezielt umgangen. Ein Verschleiern von Verflechtungen zu anderen Unternehmen und Personen kann dazu führen, dass Innenumsätze unrechtmäßig für den Erhalt von Fördermitteln geltend gemacht werden.
- Mehrfachbeantragung: Zu einer Mehrfachbewilligung kann es kommen, wenn Anträge, die nur leicht abgeänderte Angaben enthalten, eingereicht werden. Eine Möglichkeit ist das Ausnutzen von sich zeitlich und inhaltlich überlappenden Förderprogrammen.
- Datenmanipulation: Verwenden von Scheinrechnungen, manipulierten Bilanzen, falschen Lieferscheinen und gefälschten Nachweisen, um das Verwenden von Fördermitteln zu rechtfertigen und die tatsächlichen Gegebenheiten zu verschleiern.
Auch bei der Mittelverwendung verursacht betrügerisches Handeln hohe Schäden. So werden auch hier Scheinunternehmen, Zweckgründungen und intransparente Unternehmenskonstrukte benutzt, um eine zweckgebundene Mittelverwendung vorzutäuschen.
Alexander Geschonneck
Partner, Forensic, Global Head of Forensic
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Wie erkennt man Betrugsfälle?
Eine effektive Betrugsprävention im Rahmen der Antragsbearbeitung kombiniert künstliche Intelligenz (KI), automatisierte Systeme und Workflows mit risikoorientierten Prüfungen und forensischen Analysen:
- Einige Betrugsmuster lassen sich durch KI-unterstützte Analysen und Abgleiche von Antragsdaten, wie beispielsweise der Bankverbindung, der Adresse oder dem Gründungsdatum, erkennen. Wichtig ist dabei, dass sämtliche verfügbaren Quellen unter Wahrung der datenschutzrechtlichen Vorgaben angebunden sind und Erkenntnisse aus dem laufenden Verfahren regelmäßig in die Routinen eingebaut werden.
- Bei den finanziellen Antragsangaben kommen Plausibilisierungs- und Ausreißeranalysen zum Einsatz, um Hinweise auf betrügerisches Handeln zu geben.
- Ein Abgleich mit Sanktionslisten sollte zudem vor jeder Auszahlung von einzelnen Fördermitteltranchen durchgeführt werden, um stets eine rechtskonforme Förderung sicherzustellen.
- Die Ergebnisse der automatisierten Analyse sollten von einem Team bewertet werden, das auf das Erkennen von Betrugsmustern geschult ist.
Risikoorientierte Prüfungen und forensische Analysen
- Skalierbare Hintergrundrecherchen, um Unternehmensstrukturen zu durchleuchten und wirtschaftlich Berechtigte und bisherige Geschäftstätigkeiten zu ermitteln.
- Unterstützung bei KYC-Prozessen (Know Your Customer), um eine rechtskonforme Identitätsprüfung von Antragstellern und wirtschaftlich Berechtigten sicherzustellen.
- Konzeption von gezielten Schulungen und Durchführung - gerne im Tandem mit Ihnen, um Verdachtsfälle frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen dauerhaft zu implementieren.
- Hilfe bei der Validierung von Dokumenten. Dazu gehören das Prüfen der Antragsberechtigung, das Überprüfen der Mittelverwendung und das Verifizieren der eingereichten Unterlagen auf Echtheit.
- An die Ausgangslage und Verdachtsmomente angepasste forensische Analysen in den unterschiedlichsten Ausprägungen. So können beispielsweise die Finanzströme aus Transaktionsdaten rekonstruiert, umfangreiche Dokumentenbestände strukturiert und mittels geeigneter Schlagwörter analysiert sowie finanzielle und nichtfinanzielle Angaben auf ihre Konsistenz hin plausibilisiert werden.
Fördermittelmanagement fördert Vertrauen
Vertrauen in das richtige Verwenden von Finanzmitteln ist die Basis unserer Gesellschaft. Fördermittelbetrug untergräbt dieses Vertrauen und entzieht wichtigen Projekten oder bedürftigen Unternehmen die notwendigen Ressourcen. Deshalb trägt jeder Fördermittelgeber und -administrator die Verantwortung, sicherzustellen, dass die bereitgestellten Mittel tatsächlich den vorgesehenen Zweck erfüllen - und so wirksam ankommen.
Unsere Unterstützungsleistungen
Wir unterstützen Fördermittelgeber und administrierende Stellen dabei, Betrugsmuster zu identifizieren, Risiken zu minimieren und den Missbrauch in Fördermittelprojekten einzudämmen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Betrugsprävention und -aufklärung ist unser „Fraud & Grants Management Team“. Dieses Team ist darauf spezialisiert, Fördermittelanträge systematisch zu überprüfen und Betrugsfälle, sowohl bei der Antragsstellung als auch bei der Mittelverwendung, aufzudecken. Durch die Kombination aus automatisierten Systemen, manuellen Prüfungen und forensischen Analysen können Betrugsfälle frühzeitig identifiziert werden. Gleichzeitig helfen gezielte Schulungen dabei, präventive Workflows zu implementieren, interne Prüfmechanismen zu stärken und Betrug effektiv zu verhindern.
Maßgeschneiderte Lösungen für Fördermittelgeber, Fördermitteladministratoren, Förderbanken, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen ermöglichen es, Betrug zu verhindern und verdächtige Fälle effizient aufzuarbeiten. Mit dem Ziel, den Missbrauch von Fördermitteln zu minimieren, Betrugsnetzwerke aufzudecken und das Vertrauen in öffentliche Subventionen nachhaltig zu stärken. Durch den frühzeitigen Einsatz des „Fraud & Grants Management Teams“ können Förderinstitute sicherstellen, dass öffentliche Mittel effizient, zweckgebunden und im Sinne der Gesellschaft verwendet werden.
Denn letztlich gilt: Ein funktionierendes Fördersystem ist die Grundlage für wirtschaftlichen Fortschritt und gesellschaftlichen Zusammenhalt - und es liegt in der Verantwortung aller Beteiligten, diese Basis zu schützen.