In der Retrospektive steckt in dieser These viel Wahrheitsgehalt. Der CDO ist in vielen Gremien der klassischen Bank vertreten, sein Wirkungsbereich erfasst in der Theorie alle relevanten Bankbereiche und dennoch sind die effektiven Einflussmöglichkeiten limitiert, der Impact der Funktion begrenzt.
Marktdynamiken, technologische Quantensprünge und ein ungekannter Druck durch internationale Aufsichtsbehörden erzwingen eine zentrale Funktion, die die Daten-Agenda von Banken zentral zusammenführt, stringent steuert und neue Türen öffnet. Der CDO tritt aus dem Schatten und bietet eine Lösung zur Adressierung dieser Herausforderungen:
- Komplexere Welt: Neue und komplexe Datenanforderungen, zum Beispiel aus ESG, Bird und IReF erfordern einen effizienten Umfang mit Daten und erlauben es Banken nicht mehr in Silos zu denken und zu arbeiten. Daten müssen miteinander vernetzt und nach harmonisierten Standards gemanaged werden. Die zunehmenden Datenanforderungen machen Datentransparenz erforderlich.
- Technologische Beschleunigung: Die Welt redet von GenAI. Wo der technologische Quantensprung gelungen ist, kommt deren effektive Nutzung nicht vom Startblock. Grund hierfür sind fehlende Datentransparenz und Mängel in der Datenqualität und Datenbereitstellung. Erst der CDO mit seinem Set an Standards für ein harmonisiertes Datenmanagement schafft die Voraussetzung für die Nutzung technologischer Innovationen. Gleichzeitig bieten (Gen)AI-Anwendungen Möglichkeiten, das Datenmanagement zu unterstützen und zu skalieren, z. B. für Datenbereinigungen und das Detektieren von Datenqualitätsmängeln.
- Regulatorischer Druck: Die internationalen Aufseher legen Banken die Daumenschrauben an. Insbesondere die EZB nutzt ihre Palette an Sanktionsinstrumenten, um Banken in ein wirkungsorientiertes Datenmanagement zu zwingen. Die Aufseher fordern klare Verantwortlichkeiten, eine bewusst gesetzte strategische zentrale Datenagenda, klares Vorstandscomittment und harmonisierte wirkungsstarke Standards im Datenmanagement. Letztlich laufen viele zentrale Kritikpunkte der Aufsicht auf eine Frage zu: Wer in der Bank ist zentral verantwortlich für Daten?
Nur Standardsetzer war gestern – der moderne CDO wird zum Enabler und Steuerer im Ökosystem Bank! Um den komplexen Herausforderungen rund um Daten effektiv zu begegnen, muss die CDO-Rolle in die Wirkung gebracht werden. Hierfür muss die Aufgabe neu interpretiert und modern gelebt werden. Heute definiert sich der CDO über die Herstellung regulatorischer Compliance und das Setzen von Standards hinaus als Service Provider für Finance, Risk Controlling und Operations. Damit wird der CDO zum Steuerer, Koordinator und Enabler auf dem Weg zur datengetriebenen Bank:
Pragmatischer Standardsetzer: Definition klarer, umsetzungsorientierter und pragmatischer Standards im Datenmanagement
Innovation treiben: Zusammenführung und Herbeiführung einer strategisch orientierten Priorisierung von Data Use Cases
Proaktiver Service Provider: Aktive Begleitung der Fachbereiche in der Umsetzung der Standards und Übernahme von Umsetzungsverantwortung als Service Provider für Fachbereiche
Komplexität managen: Aufnahme, Priorisierung, Zusammenführung und Harmonisierung der Datenanforderungen von Fachbereichen im Licht der strategischen Datenagenda der Bank
Data Enablement: Aufbau einer aktiven Data Community Seite an Seite mit IT und Fachbereichen und praxisorientiertem Enablement der Mitarbeitenden
Im starken Wind segeln: Der CDO hat in einer wirksamen Organisation ein klares Vorstandscommittment auf die Datenagenda der Bank – manifestiert in einer Datenstrategie. Damit hat der CDO ein klares Mandat, wirksame Kompetenzen und Verantwortung mit echten Durchgriffsrechten eingebettet in eine klare Governance
CDO – So what?
Der CDO agiert gestern wie heute in der Second Line und schafft hier klaren Mehrwert aus Prozessen und Standards. Dabei soll es aber nicht bleiben. Bei Erweiterung des Data Scopes über klassische steuerungsrelevante Daten aus Risk, Finance und Meldewesen hinaus macht der CDO die Hebung von Ertragspotenzialen möglich und stiftet multidimensional Mehrwert:
Rollen & Verantwortlichkeiten
Umgang mit einem sich verändernden und dynamischen regulatorischen Umfeld
Wozu wird ein CDO gebraucht? Bisher hat es doch funktioniert mit Fachbereich und IT, oder nicht?
Die Nutzung der Daten wird komplexer und vernetzter, Daten müssen über einzelne Fachdisziplinen konsistent sein. Effizienz ist notwendig in der Datenaufbereitung aller Datennutzer, der Priorisierung der Anforderungen über verschiedene Fachbereiche sowie in der Gestaltung eines einheitlichen Governance-Rahmens.
Was macht die Rolle des CDO aus? Wofür ist er zuständig? Wie funktioniert das Zusammenspiel mit den Fachbereichen und der IT.
Marktdynamiken, technologische Quantensprünge und ein ungekannter Druck durch die internationalen Aufsichtsbehörden erfordern eine zentrale Funktion, die die Datenagenda von Banken zentral zusammenführt, stringent steuert und neue Türen öffnet.
Diese Funktion erfüllt der CDO, er ist:
- Standardsetzer: Der CDO definiert Standards für das Datenmanagement und wacht über deren Umsetzung (Data-Dictionary, Übersicht Data-Owner, Lineage, Kontrollen …)
- „Eigentümer“ von Querschnittsfunktionen: Alle Funktionen, die nicht einer einzigen Disziplin zugeordnet werden können, sind Querschnittsfunktionen. Hier handelt es sich etwa um zentrale Datendrehscheiben (DHW, Lake etc), deren Struktur, Versorgungsprozesse und zentrale Funktionalitäten (Bildung Kreditnehmereinheiten, Erzeugung von bestimmten Schlüsselattributen wie aufsichtsrechtliche Branchenkennzeichen, etc.)
- Manager der Anforderungen: Hierzu zählt die Aufnahme der Anforderungen an Architekturanpassungen, Analyse der Auswirkungen / Abgleich mit anderen Anforderungen, Steuerung der zeitlichen Taktung/Umsetzung
- Wächter über die Architektur und Schnittstellenlandschaft: Der CDO sorgt dafür, dass jederzeit klar ist wo die „Golden Source“ für Informationen liegt, dass Anwendungen, DWHs, Data Lakes und Schnittstellen sinnvoll erweitert oder neue Komponenten aufgebaut werden. Er vermeidet Redundanzen und hebt Synergien.
- Und ja – auch die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen (an das Datenmanagement) bleibt Aufgabe des CDO. Er bleibt zentraler Ansprechperson für externe und interne Prüfer und die Aufsicht
Seit 2020 ist das regulatorische Umfeld komplexer geworden und der Druck seitens der Aufsichtsbehörden ist enorm gestiegen.
Selbst große Finanzinstitute, die zuvor hohe Summen (bis zu dreistellige Millionenbeträge) in Datenmanagementlösungen investierten, sind betroffen:
- Es werden mehr Feststellungen getroffen (im zweistelligen Bereich),
- von denen immer mehr als kritisch angesehen werden (F4 – sehr starke Auswirkungen).
Der CDO befindet sich in der richtigen Position, um die mit dem Inhalt der Feststellungen verbundenen Herausforderungen zu meistern:
- Klare Verantwortung (Top-down):
- Der CDO trägt die zentrale Verantwortung
- Voranbringen der Datenagenda, etwa die Einführung einer Datenstrategie sowie Quantifizierung der Umsetzungserfolge
- Direkte Berichtslinie zum Vorstand
- Effektive Datenmanagementlösungen
- Durchsetzung von Standards im operativen Geschäft und in der IT
- Mitwirkung und Vertretung in allen relevanten Gremien mit zentraler Rolle bei der Durchsetzung von Grundsätzen zum Datenmanagement
1. ESG-Daten erweitern das bestehende Datenspektrum der Banken erheblich
Durch den weiter steigenden regulatorischen Druck und steigende Stakeholderanforderungen werden traditionelle Bankdaten um wichtige Aspekte aus dem ESG-Bereich (Umwelt, Soziales und Governance) erweitert. Das betrifft sowohl die bestehenden Finanz-, Portfolio- und Risikodaten, als auch die Daten, die sich auf den eigenen operativen Bankbetrieb beziehen. Diese Daten unterscheiden sich durch das breite Spektrum in ihrer Natur erheblich von den traditionellen Daten. Aktuell werden diese Daten sowohl von internen als auch von externen Quellen bezogen, und sie sind zum heutigen Zeitpunkt noch wenig standardisiert und unterliegen einer ständigen Weiterentwicklung in Bezug auf Vorschriften und Berichtspflichten. Eine notwendige Integration dieser zum Teil neuartigen Daten in die bestehende Datenlandschaft stellt Banken vor große Herausforderungen. Mithilfe eines etablierten Vorgehensmodells im Bereich des ESG-Datenmanagements ist der CDO befähigt, die ESG-Datenflut zu meistern und so die ESG-Daten als Teil seines Verantwortungsbereiches zu verstehen.
2. Der CDO kann sich durch ESG auch tiefer in die Frage der Datenbeschaffung verankern und seine eigene Produktpalette sowie seinen Geltungsbereich erweitern
Durch die komplexen Herausforderungen, die durch die ESG-Daten entstehen, entwickelt sich auch das Rollenverständnis des CDO weiter. Denn es ist nicht mehr nur von Relevanz, bestehende Bankdaten zu kartographieren und qualitativ hochwertig bereitzustellen, sondern auch neuartige ESG-Daten zu beschaffen, die aktuell nicht in den Banksystemen vorhanden sind und teilweise auch eine Transferaufgabe für die Kunden darstellen. Diese „neuen“ Daten müssen nicht nur in die bestehende Datenarchitektur und Datenbeschaffung integriert und mit diesen harmonisiert werden, sondern auch den wichtigen Abnehmern innerhalb einer Bank zur Verfügung gestellt werden. Bei der hohen Anzahl an Möglichkeiten, die es für die ESG-Datenbeschaffung gibt, ist es somit von großer Bedeutung, die richtigen Nachhaltigkeitsdaten und ihre Beschaffungskanäle innerhalb des Datenökosystems zu identifizieren und die Nachhaltigkeitsdaten mithilfe einer auf die Bank ausgerichteten Beschaffungsstrategie für die richtigen Abnehmer innerhalb der Bank bereitzustellen. Genau diese Aufgabe kann der CDO bereits jetzt mithilfe der vorhandenen Fähigkeiten und Expertisen im Bereich Datenmanagement bestmöglich lösen und sein Aufgabenspektrum sowie seine Rolle in Bezug auf die ESG-Komponenten kontinuierlich weiterentwickeln.
3. Der Einsatz neuartiger Technologien befähigt den CDO in seiner Rolle als Owner der ESG-Daten
Die Erhebung neuartiger ESG-Daten sowie deren Integration in bestehende Strukturen benötigt innovative Ansätze. Der CDO hat somit die Chance, seine Rolle im Bereich der ESG-Daten durch den Einsatz von neuartigen Technologien im Bereich der Cloud- und IT-Lösung optimal ausführen. Diese neuartigen Technologien beinhalten bespielweise die Nutzung von künstlicher Intelligenz, um eine Datenextraktion von Nachhaltigkeitsdaten aus öffentlichen Quellen zu gewährleisten. Aber auch der Einsatz von Cloud-Plattformen ermöglicht die Zusammenführung der Nachhaltigkeitsdaten aus verschiedenen Quellen, wodurch die Möglichkeit einer Datenbereitstellung und Datenanalyse in Echtzeit geschaffen wird. ESG-Daten können somit effizienter beschafft und innerhalb der Bank in den notwendigen Prozessen verarbeitet werden. Damit sind Banken bestens ausgestattet, um diese Daten in Entscheidungs- und Steuerungsprozesse einzubinden.
Die heutige Rolle des CDO zeigt deutlich, dass dieser für die ESG-Transformation in Banken eine zentrale Funktion einnehmen kann. Umso wichtiger ist es, dass sich der CDO frühzeitig in Nachhaltigkeitsfragen und damit verbundene strategische Entscheidungen einbringt. Nur so kann er seine Rolle stärken und ESG-Daten effektiv in seinen Verantwortungsbereich integrieren. Dies ermöglicht es Banken, sich optimal auf ihre eigene Nachhaltigkeitstransformation vorzubereiten und die steigenden Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit erfolgreich zu bewältigen.
Weiterentwicklung und Konvergenz bestehender Vorschriften
Regulatorische Erwartungen heben zunehmend die Kernkonzepte innerhalb des Tätigkeitsbereichs des CDO hervor, z. B.
Immer mehr regulatorische Anforderungen mit zunehmender Komplexität
Es braucht eine Einheit, die die Hauptverantwortung für die Überwachung bestehender sowie anstehender Vorschriften trägt
Lösungen in einem sich konstant verändernden Umfeld
Angesichts steigender regulatorischer Erwartungen sehen sich Banken zahlreichen Herausforderungen gegenüber, von denen einige sogar selbst herbeigeführt wurden:
- Diversität und Vielseitigkeit der Anforderungen
- Hohe Frequenz an zusätzlichen Vorschriften
- Breite Abdeckung von Geschäftsbereichen
- Komplexe Berichtigungsmaßnahmen
- Mangel an klaren, übergreifenden Verantwortlichkeiten
- Mangel an umfassendem Verständnis der regulatorischen Anforderungen und deren Überschneidungen
Der CDO wird aus zweierlei Hinsicht zum Erfolgsfaktor:
- Management regulatorischer Anforderungen und Kommunikation
- Geschäftskenntnis und Verständnis der behandelten Themen
Der Beitrag des CDOs zur Wertschöpfung
Der CDO treibt die Wertschöpfung der Bank voran, indem er auf seine organisatorischen Kompetenzen sowie sein umfassendes Wissen in Bezug auf regulatorische Anforderungen, Erwartungen und Überschneidungen zurückgreift.
Einsparung von Zeit und Ressourcen
durch die direkte Festlegung von Verantwortlichkeiten, wobei der CDO als Hauptverantwortungsträger für regulatorische Anforderungen innerhalb des Datenuniversums fungiert
Vermeidung von Strafen
durch ein tiefgreifendes Verständnis der regulatorischen Anforderungen und deren Überschneidungen sowie einer ganzheitlicheren und skalierbaren Umsetzung
Kostenreduzierung
bei Berichtigungsmaßnahmen, da aufgrund eines effizienteren Managements von Berichtigungsmaßnahmen sowie klarer Verantwortlichkeiten weniger Aufwand erforderlich ist
Gewinnsteigerung
mithilfe einer optimierten Interpretation der regulatorischen Anforderungen z. B. im Hinblick auf Mindestkapitalanforderungen
Die Rolle des Chief Data Officer (CDO) gewinnt im Finanzsektor immer mehr an Bedeutung. Insbesondere in traditionellen Banksteuerungsdimensionen wie Finanzen und Risiko ist der CDO tief verankert. Doch gerade im Kontext von Nachhaltigkeit wird das Potenzial dieser Rolle noch nicht vollständig ausgeschöpft. In der Tat findet eine Integration von ESG-Daten in den Verantwortungsbereich eines CDO heute kaum oder überhaupt nicht statt. Dabei ist die Rolle des CDO im Rahmen der Nachhaltigkeitstransformation bei Banken nicht nur notwendig, sondern bietet auch neue Chancen, die eigene Position innerhalb der Banken zu stärken. Banken stehen derzeit vor einem großen „ESG-Datendschungel“, den der CDO durch seine Erfahrungen bestmöglich handhaben kann.
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