Karin Bruchbacher, Stephanie Sauer und Elisabeth Wasinger sind Rechtsanwältinnen und Partnerinnen bei der Buchberger Ettmayer Rechtsanwälte GmbH (KPMG Law). In einem Gespräch unserer „Women Empowerment“-Podcast-Reihe sprechen sie darüber, warum sie sich für den Beruf entschieden haben und warum eine Karriere als Rechtsanwältin auch für junge Frauen attraktiv ist.
Zu Beginn unternehmen wir eine kleine Reise in die Vergangenheit. Welchen Tipp würdet ihr eurem jüngeren Ich geben? Was würdet ihr heute anders machen?
Elisabeth: Ein Tipp aus meiner Erfahrung ist, keinen Raubbau mit der eigenen Energie und Gesundheit zu treiben, sei es mit zu wenig Schlaf Projekte fertigzustellen oder auch in psychischer Hinsicht, wenn die Sorgen überhandnehmen . Es wäre gut, wenn mir damals jemand gesagt hätte: „Achtung, aufpassen, das Ganze ist ein Marathon und kein Sprint.“ Ein zweiter Tipp ist: „Gib 100%– aber achte darauf, dass dich dein Einsatz dorthin bringt, wo du hinwillst.“
Karin: Ehrgeiz zahlt sich aus. Dennoch darf man sich nicht so sehr verausgaben, dass es dann keinen Spaß mehr macht. Man muss auch darauf achten, ob man im richtigen Setting arbeitet, sprich ob man gefördert wird und ob es Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gibt.
Wenn man merkt, dass man ansteht, dann sollte man sich aus der gewohnten Umgebung herausbewegen und schauen, was es sonst noch gibt. Das Wichtige ist, den Fokus nicht zu verlieren und dranzubleiben.
Stephanie: Sei mutiger. Erkenne Chancen, greif danach und greif auch nach mehr Verantwortung. Auch wenn das bedeutet, dass man aus der eigenen Komfortzone raus muss. Oft kann man viel mehr, als man sich selbst zutraut.
Die Rechtsberatung gilt nach wie vor als Männerdomäne. Wie sah euer bisheriger Karriereweg aus und wie konntet ihr ihn für euch gut gestalten?
Stephanie: Ich habe unmittelbar nach der Uni noch nicht gewusst, ob ich tatsächlich in die Anwaltei will. Ich hatte aber das große Glück, in Kanzleien auf Förderer:innen zu treffen, die auf qualitative Arbeit Wert gelegt und Mitarbeiter:innen gepusht haben – unabhängig davon, ob sie Frauen oder Männer waren. Das ist nicht selbstverständlich.
Elisabeth: Zu Beginn des Studiums war für mich also auch noch nicht klar, in die Anwaltei zu gehen. Ich habe zunächst in einer großen Kanzlei in der Bibliothek gearbeitet. Als Konzipient:innen im Bereich Arbeitsrecht gesucht wurden, habe ich die Chance ergriffen, weil mich der Bereich interessiert hat. Letzten Endes hat es sich als meine Berufung herausgestellt.
Karin: Während des Studiums dachte ich, dass ich eher in Richtung Diplomatie oder internationale Organisationen gehe. Ich habe im Anschluss an das Studium das Gerichtsjahr absolviert, danach war ich Universitätsassistentin für Zivil- und Unternehmensrecht an der WU Wien. Dort habe ich mit Rechtsanwält:innen an größeren Projekten gearbeitet. Dadurch kam der Wunsch, Konzipientin in einer Rechtsanwaltskanzlei zu sein. Ich bin in eine Wirtschaftskanzlei gewechselt und habe erkannt, dass ich diesen Weg weitergehen will.
Habt ihr Ideen, wie man mehr Frauen zu diesem Beruf ermutigen kann?
Elisabeth: Es ist wichtig, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherzustellen und glaubhaft zu machen. Im Bereich der Rechtsanwaltsanwärter:innen sind die Geschlechter ungefähr gleich verteilt. Dieser Prozentsatz vermindert sich stark, wenn es darum geht, wie viele Kolleginnen sich dann tatsächlich für den Rechtsanwaltsberuf entscheiden. Viele Rechtsanwaltsanwärterinnen haben den Eindruck, dass eine Kanzleikarriere mit Kindern unmöglich ist. Hier müssen wir entsprechende Schritte setzen.
Stephanie: Ja, und nicht nur Schritte setzen, sondern auch vorleben und neue Wege gehen – auch wenn es manchmal Pionier:innenarbeit ist. Für uns selbst sind schon viele Dinge leichter, als sie für Frauen vor zehn Jahren waren. Wir sind dazu aufgerufen, es wiederum leichter für die Frauen zu machen, die uns nachfolgen.
Karin: Natürlich ist dabei eine gewisse Flexibilität von den anderen Kolleg:innen gefordert. Aber gerade bei der jüngeren Generation ist auch das Verständnis da, dass eine Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie möglich sein muss, wenn alle an einem Strang ziehen.
Zum Schluss blicken wir noch in die Zukunft: Was wünscht ihr euch für die Frauen der nächsten Generationen?
Stephanie: Dass es tatsächlich leichter wird und dass wir nicht mehr so viel Wissen, so viele Talente und wertvolle Mitarbeiter:innen verlieren, weil sie glauben, dass das ein unattraktiver Beruf wäre. Es gibt Herausforderungen, aber nichts, was sich nicht mit Willen lösen ließe. Ich kann nur appellieren, dass es sich lohnt, es zu versuchen.
Karin: Ich wünsche mir, dass sich die Rahmenbedingungen ändern und dadurch mehr Frauen dem Beruf eine Chance geben. Wenn man Interesse daran hat und die Arbeit Spaß macht, dann sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen.
Elisabeth: Women Empowerment ist zwar nicht nur eine Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber es ist ein großes Thema. Ich wünsche mir, dass Care-Arbeit zwischen den Eltern – egal welchen Geschlechts – gerecht aufgeteilt wird. Somit würde Vereinbarkeit von Beruf und Familie alle Arbeitnehmer:innen gleich berühren und dann wäre das Thema auch für alle Arbeitgeber wichtig. Bei KPMG setzen wir uns im Rahmen des Diversity Council geschlossen dafür ein, wirksame Maßnahmen zu treffen und eine echte Veränderung auf den Weg zu bringen.
Karin Bruchbacher
Karins berufliche Schwerpunkte liegen in den Bereichen Technologie- und Datenschutzrecht.
Stephanie Sauer
Stephanie berät Unternehmen bei M&A Transaktionen sowie zu allgemeinen Fragen des Gesellschafts- und Unternehmensrechts.
Elisabeth Wasinger
Elisabeth leitet den Bereich Arbeitsrecht & Immigration bei KPMG Law. Außerdem ist sie Mitglied unseres internen Diversity Councils.
KPMG Law
Alle drei sind Rechtsanwältinnen und Partnerinnen bei der Buchberger Ettmayer Rechtsanwälte GmbH. Die Kanzlei wurde 2019 gegründet und tritt unter der Marke KPMG Law auf.