Karin Artner und Johanna Hashagen sind im Bereich Deal Advisory tätig und begleiten Unternehmen bei Transaktionen im In- und Ausland. In einem Gespräch unserer „Women Empowerment“-Podcast-Reihe berichten sie, was sie aus ihren Mentor:innenbeziehungen gelernt und welche Erfahrung sie mit Frauennetzwerken gemacht haben.
Gerade junge Menschen befassen sich gerne damit, was sie von ihren Vorgesetzten lernen können. Wir möchten zu Beginn den Blickwinkel ändern und haben Karin gefragt, was sie von ihren Mitarbeiter:innen lernt. „Ich habe sehr früh verstanden, dass die Mitarbeiter:innen das wesentlichste Asset sind, dass wir als KPMG haben. Es ist wichtig, ein buntes und diverses Team zu haben, wo sich jede:r ergänzt, andere Stärken hat und diese dann einbringt. Denn nur so sind wir innovativer und effizienter. Das habe ich aus Projekten gelernt, in denen ich eine große Vielfalt an motivierten jungen Leuten kennenlernen durfte.“
Johanna gehört der Generation Y an – und steht somit zwischen den Generationen Z, X und den Babyboomern. Sie berichtet, wie gute Zusammenarbeit zwischen den Generationen aussehen kann. „Auch ich lerne bei der Zusammenarbeit mit jüngeren Kolleg:innen immer Neues dazu. Ihre Herangehensweisen an Themen sind ganz anders als meine und dementsprechend nochmal ganz anders zu jenen der älteren Generationen. Gerade diese Vermittler:innenrolle, die ich im Joballtag manchmal einnehme, ist sehr spannend.“
Hat das Buddysystem ausgedient?
Johanna weiß, dass es oft schwierig sein kann, wenn man als junger Mensch frisch aus dem Studium in den Job reinkommt. Man hat sich selbst noch nicht gefunden und neigt dazu, sich an Kolleg:innen oder Vorgesetzten zu orientieren. Dadurch entsteht das Risiko, sich selbst zurückzunehmen. Johanna gibt ihren neuen Teammitgliedern deshalb bewusst mit, dass sie sich trauen sollen, sie selbst zu sein. „Orientierung ist gut und wichtig, aber genauso darf man als junger Mensch, als junge Frau, einfordern, mit dem eigenen Skillset an Themen heranzugehen und zu sagen: Lass uns voneinander lernen.“
Auch Karin sieht das Risiko, dass die Führungskraft oder der Buddy kopiert werden. „Ich glaube nicht, dass eine 1:1-Beziehung immer das Richtige ist und ich rate meinen Kolleg:innen, sich viele unterschiedliche Vorbilder zu suchen und sich von ihnen jeweils das Beste herauszupicken.“ Das ist bei KPMG auch sehr gut möglich. Karin weiß: „Es ist zwar kurzfristig anspruchsvoller, sich auf unterschiedliche Arbeits- und Vorgehensweisen einzustellen, aber dieser Aufwand lohnt sich, da man sich weiterentwickeln, ein breites Spektrum an Kompetenzen mitnehmen und seinen eigenen Weg finden kann.“
Der Wert von Frauennetzwerken
Karin sagt selbst, dass sie Frauennetzwerken früher skeptisch gegenübergestanden ist. Doch mittlerweile erkennt sie deren Relevanz, weil sie einen geschützten Raum bieten, um kritische Themen anzusprechen. Der wichtigste Punkt ist für sie jedoch, dass Frauen dadurch sichtbar werden. „Genau dieses Sichtbarmachen ist für das Thema Women Empowerment bedeutend. Wenn ich sehe, dass im Netzwerk eine Frau ist, die genau das macht, was ich selbst gerne machen möchte, dann fasse ich den Mut, das auch auszuprobieren.“
Johanna rät dazu, mit einer klaren Intention in Netzwerke hineinzugehen und sich bewusst zu überlegen, was man selbst beitragen und für sich herausholen kann. „Gerade für Young Professionals ist es schwierig, Netzwerke zu finden, bei denen sie für sich diesen Mehrwert rausziehen und sich gegenseitig unterstützen können. Mich beschäftigen natürlich andere Themen im Berufsleben als zum Beispiel Karin mit ihrer Karriere und ihrer beruflichen Erfahrung.“
Einander emporheben
Für Johanna ist die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten mit Karin wertvoll, weil sie viel von ihr lernen kann – nicht nur auf fachlicher Ebene, sondern auch wie man mit herausfordernden Situationen umgeht. „Im Hinblick auf Frauennetzwerke müssen wir es aber schaffen, spannende Fragen anzusprechen, die im regulären Arbeitsalltag zu wenig Platz haben und die uns aber in unserem beruflichen Werdegang weiterhelfen. Wir dürfen nicht bei Grundsatzdiskussionen wie z. B. der Frauenquote hängenbleiben. Dann bieten Frauennetzwerke diesen unterstützenden Mehrwert.“
Karin betont, dass Frauennetzwerke oder Mentorings nicht einseitig sind. In den Beziehungen zu ihren eigenen Mentor:innen galt stets eines: „Mir wurde von Vorgesetzten oder Wegbegleiter:innen immer zu verstehen gegeben, dass dieses Mentoring nicht nur in eine Richtung geht. Natürlich habe ich davon profitiert, aber meine Mentor:innen ebenfalls. Als Mentor:in lernt man neue Sichtweisen kennen, erfährt was sich gerade an den Universitäten tut und wie der Stand der akademischen Diskussion ist. Wenn man das Gefühl vermittelt bekommt, eine wertgeschätzte Gesprächspartnerin zu sein, dann wirkt dieses Frauennetzwerk oder Mentoringprogramm deutlich positiver.“
Blick in die Zukunft
Auf die Frage, was sich Johanna für die Frauen der nächsten Generationen wünscht, weiß sie: „Mehr Zwanglosigkeit. Ich würde mich freuen, wenn sie offener und unvoreingenommener an Themen wie beruflicher Werdegang und Karriere herangehen können und sich viele Fragen, die sich auch meine Generation noch stellen muss, nicht mehr stellen müssen.“
Für Karin ist das Endziel, dass wir über das Thema Women Empowerment gar nicht mehr diskutieren müssen. „Wir sind jetzt mittlerweile ganz gut darin, das Thema Frauenförderung zu adressieren und wissen, an welchen Punkten wir intern ansetzen müssen. Aber das ist nicht das Ende des Weges. Das Geschlecht ist nicht die einzige Ausprägung von Diversität, es gibt viele andere Themen, mit denen wir uns aktuell intensiv befassen und gezielt Maßnahmen setzen.“
Johanna Hashagen
Johanna ist bei KPMG im Bereich Advisory tätig. Sie ist Teil unseres Integration- und Separation-Teams und arbeitet auch bei der Global Strategy Group mit. Bei ihren Projekten befasst sie sich unter anderem mit Themen wie Change Management und Employee Empowerment.
Karin Artner
Karin ist Partnerin bei uns im Bereich Deal Advisory. Dabei begleitet sie Unternehmen bei Transaktionen im In- und Ausland. Sie ist darüber hinaus auch Leiterin unseres internen Diversity Councils. Das ist ein Gremium, das sich intensiv mit allen Themen rund um Inclusion, Diversity & Equity befasst.