Die jüngsten Entwicklungen im virtuellen Raum können Unternehmen gefährden

Trolling – (Verb) ist die absichtliche Handlung (eines Trolls), unaufgeforderte und/oder kontroverse Kommentare in verschiedenen Internetforen abzugeben, mit der Absicht, bei ahnungslosen Leser:innen eine emotionale Reaktion zu provozieren, die zu einem Kampf oder Streit führt.1

Trolle sind seit Stunde null fester Bestandteil des Internets und der Onlinekommunikation. Gerade in sozialen Netzwerken wie Twitter, Instagram und Facebook, die Unternehmen besonders für ihre Kommunikations- und Werbeauftritte verwenden, bekommt dieses Phänomen eine neue Dynamik.

Zahl der gefälschten Konten nimmt rasant zu

Auf den diversen Social Media-Plattformen sieht man sich derzeit einer Flut von Fake Accounts gegenüber. Diese bieten den optimalen Nährboden für Desinformationskampagnen. Das ist insofern relevant, als beispielsweise in Österreich jeder zehnte Cyberangriff auf ein Unternehmen auf die (digitale) Unternehmenskommunikation zurückgeführt werden kann (KPMG/KSÖ Cyber Security Studie für Österreich 2022).

Das Ergebnis: Nutzer:innen erstellen gefälschte Konten im Namen bekannter Marken, Persönlichkeiten und Politiker:innen und veröffentlichen Beiträge, die an sich inakzeptabel wären. Natürlich gibt es auch humoristische Beiträge, die aktuelle Situation ist aber viel zu ernst, als dass man darüber lachen kann.

Alternative Plattformen und zielgerichtete Desinformation

Bei dieser Vielzahl an Konten sowie der Flut an Informationen im virtuellen Raum ist es schwierig, falsche von richtigen zu unterscheiden – die Kunst wird sein, in dieser Dynamik den Überblick zu behalten. Parallel dazu nimmt auch die Anzahl der Plattformen zu. Sie wollen Alternativen bieten zu den großen Playern, sind dabei aber vor allem Nährboden und Einfallstor für digitale Angriffe verschiedenster Art. Handlungen im virtuellen Raum können also eine reale Bedrohung darstellen, die enorme Auswirkungen haben kann. Genau das erfordert aktives Risikomanagement.

Drastische finanzielle Auswirkungen von Falschinformationen

In diesem Zusammenhang ist nun ein neues Risiko aufgetaucht: unvollständige Information durch fehlende Verifikation. So wie unvollständige Information auf Märkten generell zu Effizienzverlusten führt, ist das Resultat auch im Social Media-Bereich ein ganz konkretes – und in Geldbeträgen tatsächlich messbares – Verlustrisiko. So zeigen die jüngsten Entwicklungen, dass es aufgrund der Verbreitung von Falschnachrichten durch Trolle innerhalb von wenigen Sekunden zu Kursverlusten von bis zu 5 Prozent kommen kann und damit zu einer massiven Abwertung an der Börse. Indikationen gehen teilweise in Richtung von 15 Billionen USD. Die neuen Fake-Profile sind also nicht nur ein Einfallstor für Cyberangriffe, sondern können Kapital im großen Stil vernichten.

Welche Ableitungen lassen sich nun daraus ziehen?

  1. Wir können auf eine unglaublich große Menge an Informationen zugreifen, aber uns fehlt die Zeit, um diese Information zu verdauen.
  2. Ob wir eine Information als authentisch einstufen, entscheidet sich anhand weniger Artefakte und wir treffen sehr schnell unsere Entscheidung – heute noch viel schneller als damals.
  3. Wie sehr beeinflussen solche (vorsätzlichen und bewusst angewandten) Methoden die Kursentwicklung von Unternehmen? Das frühere Reputation Risk hat damit direkte Auswirkungen auf das Financial Risk.

Strategien für mehr Sicherheit

Unternehmen dürfen bei den aktuellen Entwicklungen nicht den Überblick verlieren, um neben den ohnehin mannigfaltigen Risiken der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht noch eine zusätzliche Flanke zu öffnen. Wie kann das gelingen?

  1. Durch Monitoring der wichtigsten digitalen Kommunikationskanäle und Plattformen, um mögliche Desinformationskampagnen frühzeitig zu erkennen.
  2. Durch Erkennen von kopierten oder sehr ähnlichen Unternehmensprofilen, die zur Verbreitung von Falschinformationen dienen können. Bedenken Sie auch, solche Accounts können für Phishing- oder Spear Phishing-Angriffe verwendet werden.
  3. Behalten Sie auch jene großen Social Media-Plattformen im Blick, die Sie momentan nicht für die Unternehmenskommunikation verwenden – Trittbrettfahrer nutzen diese gerne für Phishing- und Spear Phishing-Angriffe.
  4. Sensibilisieren Sie Ihre PR-/Kommunikations-/Social Media-Abteilung und -Agenturen, um Desinformations- oder Phishing-Kampagnen frühzeitig zu erkennen.

1 Urban Dictionary: Trolling