Deutschland bleibt für chinesische Unternehmen mit bestehendem Deutschlandgeschäft ein primärer Investitionsstandort in Europa. Das ist eine Kernerkenntnis unseres German-Chinese Business Confidence Survey 2025, den wir erstmals gemeinsam mit der Chinesischen Handelskammer in Deutschland e. V. (CHKD) durchgeführt haben. Untersucht wurden die Geschäftserwartungen von 104 chinesischen Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Die Umfrageergebnisse zeichnen ein vielschichtiges Stimmungsbild zwischen strategischer Standortbedeutung sowie strukturellen Hürden – und sie belegen neue Dynamiken in Zeiten geopolitischer Umbrüche.
German-Chinese Business Confidence Survey 2025
Neuausrichtung der USA und Infrastrukturpaket der Bundesregierung führen zu verstärktem Fokus auf Deutschland.
Jetzt herunterladenAndreas Glunz
Bereichsvorstand International Business
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Fünf bemerkenswerte Fakten im Überblick
Digitalisierung (51 Prozent) und die Energiebranche inklusive Batterietechnologien (48 Prozent) sind die Felder, die laut den Befragten für eine künftige Kooperation als besonders aussichtsreich gelten. Für 55 Prozent der Befragten ist die Nähe zu ihren Kunden und Geschäftspartnern ausschlaggebend für ihre Deutschlandpräsenz. Auf Platz 2 (44 Prozent) folgt das Stärken von Reputation und Sichtbarkeit der Konzernmarke.
Für Deutschland ist es essenziell, in der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen strategisch zu handeln. Nicht Abschottung, sondern eine interessengeleitete Industriepolitik und gezielte Unternehmenskooperationen sichern die Wettbewerbsfähigkeit und stärken die Resilienz des Standorts und der deutschen Wirtschaft.
Europa rückt verstärkt in den Fokus Chinas
Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass angesichts geopolitischer Spannungen die Attraktivität des europäischen Marktes für chinesische Unternehmen wächst. 30 Prozent der befragten Unternehmen suchen deshalb neue Geschäftsmöglichkeiten in Deutschland und der EU. Mehr als jedes fünfte chinesische Unternehmen (22 Prozent) verschiebt den Fokus bewusst von den USA auf die EU als alternativen Absatzmarkt.
Chinesische Unternehmen sehen Chancen im deutschen Infrastrukturpaket
Auch die Mittel, die die Bundesregierung aus dem Sondervermögen (500 Milliarden Euro bis 2037) für die Modernisierung von Verkehr, Energieversorgung, Digitalisierung, Bildungs- und Wissenschaftsinfrastruktur sowie für mehr Klimaschutz bereitstellt, lockt chinesische Unternehmen. Doch noch bleiben konkrete Investitionen die Ausnahme. 15 Prozent streben Kooperationen mit deutschen Partnern an; 10 Prozent wollen sich an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen.
Was das Engagement chinesischer Unternehmen in Deutschland bremst
Wir haben die chinesischen Unternehmen gefragt, was für sie die größten Herausforderungen für den Geschäftserfolg in Deutschland sind:
Außerdem beklagt mit 46 Prozent fast die Hälfte der Befragten, dass sie beim Zugang zu Fördermitteln benachteiligt würden: Nur 5 Prozent fühlen sich mit EU-Unternehmen gleichgestellt. Wichtig für künftige Investitionen seien außerdem einfachere und schnellere Verwaltungsverfahren, klarere und verlässlichere Prüfprozesse chinesischer Direktinvestitionen sowie verbesserte Visa- und Arbeitserlaubnisverfahren.