Wirtschaftskriminalität - oft als „White Collar Crime“ bezeichnet - ist ein anhaltendes Risiko für Unternehmen weltweit. Die neue KPMG-Publikation „Global Profiles of the Fraudster“ zeigt: Die Täter:innen agieren häufig aus dem Inneren der Organisation - unauffällig, langjährig beschäftigt, respektiert.
Die Untersuchung basiert auf der Analyse von 669 Täter:innen aus 256 Betrugsfällen weltweit - und liefert ein aktuelles Profil wirtschaftskriminellen Verhaltens:
- Über 80 Prozent der Wirtschaftskriminellen sind männlich.
- Die meisten sind zwischen 36 und 55 Jahre alt.
- Zwei Drittel waren mehr als sechs Jahre im Unternehmen tätig.
- 55 Prozent agierten nicht allein, sondern im Team.
Alexander Geschonneck
Partner, Forensic, Global Head of Forensic
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Der häufigste Betrugstyp ist die Veruntreuung von Vermögenswerten, etwa durch Unterschlagung oder manipulierte Beschaffungen. Besonders betroffen sind zentrale Unternehmensbereiche wie Finanzen, Einkauf oder das Büro der Geschäftsführung. Die Hauptursache? Schwache interne Kontrollsysteme - in 76 Prozent der Fälle ein entscheidender Faktor.
Ein weiteres zentrales Ergebnis: In mehr als 45 Prozent der Fälle erfolgte die Aufdeckung durch Hinweisgeber:innen - sei es über Whistleblower-Kanäle oder informelle Hinweise. Frühwarnsysteme und eine offene Unternehmenskultur sind somit unverzichtbar.
Was Unternehmen jetzt tun sollten
- Die Publikation zeigt sechs konkrete Handlungsfelder auf, um sich besser gegen Betrug zu wappnen: Starke interne Kontrollen etablieren - einschließlich klarer Verantwortlichkeiten und regelmäßiger Audits.
- Ethik fördern - durch Schulungen und eine „Speak-up“-Kultur
- Frühzeitiges Erkennen ermöglichen - etwa durch den Einsatz datenbasierter Analysetools.
- Transparenz stärken - insbesondere bei sensiblen Rollen oder Drittkontakten.
- Sorgfaltspflichten gegenüber Dritten einhalten - durch regelmäßige Überprüfungen.
- Technologische Entwicklungen antizipieren - besonders im Bereich Cyberrisiken.
Eine neue Perspektive auf das Betrugsrisiko
Besonders bemerkenswert ist, dass viele Täter:innen keine persönliche Notlage aufweisen - es geht oft um Habgier oder Gelegenheit. Damit wird klar: Vertrauen allein reicht nicht. Unternehmen müssen strukturell vorsorgen, unabhängig von Rang oder Reputation der Beschäftigten.
Erfahren Sie in der vollständigen englischsprachigen Publikation, wie Sie Ihre Organisation widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftskriminellen Risiken machen können.