Trotz niedriger M&A-Aktivität sind weitere Konsolidierungen notwendig

Der Schweizer Private-Banking-Sektor blickt auf ein Jahr mit wenigen Fusionen und Übernahmen zurück. Gleichzeitig war eine deutliche Zunahme der Transaktionen mit unabhängigen Vermögensverwaltern (Independent Asset Manager, IAM) im Inland zu verzeichnen.

Die Zahl der Schweizer Privatbanken blieb stabil. Sie ging nur geringfügig von 92 per Ende 2021 auf 89 per Ende März 2023 zurück.

Anzahl Schweizer Privatbanken nach Grösse

Number of Swiss private banks by AuM size (Infographic)

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Eingeschränkte Konsolidierung und grenzüberschreitende Aktivität

Nachdem sich die Finanzmärkte 2021 robust entwickelt hatten, nahm die Unsicherheit 2022 weltweit zu. Vor diesem Hintergrund war nur eine minimale Konsolidierung und grenzüberschreitende Transaktionsaktivität im Schweizer Private-Banking-Sektor zu beobachten. Die M&A-Aktivität sank im zweiten Halbjahr 2022 deutlich, und im ersten Quartal 2023 wurden keine Transaktionen bekannt gegeben. Die grösste Transaktion in 2022 war der Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an der Gonet & Cie durch die Arab Bank.

Die grösseren Schweizer Banken konzentrierten sich weiterhin auf die Optimierung ihrer globalen Präsenz, wodurch es zu einigen kleineren M&A-Transaktionen kam. So verkaufte beispielsweise Julius Bär eine Mehrheitsbeteiligung an seiner mexikanischen Vermögensverwaltungsgesellschaft an Stratos Wealth Partners und Vontobel veräusserte sein in Hongkong angesiedeltes Vermögensverwaltungsgeschäft an LGT.

Starke Zunahme von Transaktionen mit IAM in der Schweiz

Die Zahl der Transaktionen, an denen Privatbanken und IAM beteiligt waren, nahm erheblich zu. Zu nennen sind zum Beispiel: die Übernahme von BHA Partners in Zürich durch die Bank Syz, die Management Buyouts der unabhängigen, bisher im Besitz von Julius Bär stehenden Wealth-Management-Gesellschaften Wergen & Partner sowie Fransad Gestion, der Kauf der Vögeli Vermögensverwaltung durch die Basler Privatbank Baumann sowie die Akquisition der Genfer Sartus Capital durch Cité Gestion.

Anzahl der veröffentlichten Transaktionen

Number of announced M&A deals (Infographic)

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Ausblick

2023 wird die M&A-Aktivität im Inland weitergehen

Im aktuellen Umfeld ist das organische Wachstum der verwalteten Vermögen eine Herausforderung. Diese reduzierten sich aufgrund der negativen Finanzmärkte in 2022 deutlich. Auch der Nettoneugeldzufluss ging bei vielen Banken zurück. Fusionen und Übernahmen könnten deshalb für die Banken künftig an Bedeutung gewinnen, um weiter zu wachsen und von Skaleneffekten zu profitieren. Die Liste interessierter Käufer ist lang.

Allerdings ist die Zahl der potenziellen Übernahmeziele in der Schweiz deutlich gesunken aufgrund der in den vergangenen Jahren stark reduzierten Anzahl Privatbanken. Zudem könnten Banken, die mit Problemen zu kämpfen haben, einen Verkauf verzögern, weil die steigenden Zinserträge ihrer Profitabilität verbessert hat. 

Die fundamentalen Herausforderungen dieser Banken bleiben aber bestehen. Aufgrund dieser Faktoren erwarten wir für 2023 eine moderate M&A-Aktivität mit kleineren Inlandstransaktionen und lokalen IAM.

Bei den acht grossen Schweizer Privatbanken («Big 8») erwarten wir eine weitere Optimierung und Expansion ihrer internationalen Aktivitäten.