Grosse Banken weiterhin stark, kleine Banken steigern sich deutlich
Die Grossen Banken haben im vergangenen Jahr einen Rückschlag erlitten, sind aber nach wie vor viel profitabler als die kleinen und mittelgrossen Banken. Ihre Herausforderung besteht nun darin, profitables Wachstum zu sichern.
Trotz eines positiven 2022 haben die mittelgrossen Banken, bei denen es sich hauptsächlich um Tochtergesellschaften internationaler Banken handelt, Schwierigkeiten ihre Profitabilität zu halten und ihre Erträge zu steigern.
Die Situation der kleinen Banken hat sich im vergangenen Jahr deutlich verbessert, mit im Allgemeinen beeindruckender Performance.
Informationen zum Abschnitt Diese Analyse umfasst die: • 8 grossen Banken ('Big 8'), mit verwalteten Vermögen von mehr als CHF 100Mrd. Wir gruppieren die Banken ausserdem in vier Leistungsgruppen auf der Grundlage ihres Kosten-Ertrags Verhältnisses, einer wichtigen Profitabilitätskennzahl für Privatbanken. |
Aggregierte Finanzkennzahlen von grossen Banken
Grosse Banken hatten ein herausforderndes Jahr
Die grossen Banken haben die Herausforderungen des vergangenen Jahres stärker gespürt als die anderen beiden Gruppen. Besonders betroffen waren der Bruttogewinn (-7,2%), die Kommissionserträge (-11,8%) und die verwalteten Vermögen (AuM) (-12,7%). Die Eigenkapitalrendite (RoE) ist mit 11,8 % aus Sicht der Aktionäre weiterhin attraktiv, obwohl sie von 14,1% im Jahr 2021 zurückging.
Im Gegenzug gelang es den grossen Banken das mit Abstand niedrigste Kosten-Ertrags Verhältnis aller drei Grössengruppen zu halten. Es stieg zwar von 65,8% im Vorjahr auf 67,8%, liegt aber immer noch unter dem Wert von 71,1% von 2018. Der Anstieg des Kosten-Ertrags Verhältnis ist auf einen erheblichen Rückgang der Kommissionserträge zurückzuführen, der nur teilweise durch einen Anstieg der Zinserträge ausgeglichen wurde.
Der Nettoneugeldzufluss (NNM) bei den grossen Banken sank drastisch auf CHF 23 Mrd. im Jahr 2022, gegenüber CHF 104 Mrd. im Vorjahr. Dies entspricht nur 0,9% der verwalteten Vermögen und ist das schwächste NNM-Ergebnis seit 2016. Von den Turbulenzen rund um die Credit Suisse scheinen die grossen Banken noch nicht in grossem Masse profitiert zu haben.
Trotz des schwierigen Jahres 2022 erzielen die grossen Banken weiterhin sehr gute Ergebnisse. Mit Blick auf die Zukunft stellt sich die Frage, woher das profitable Wachstum kommen soll. Relativ schwaches Nettoneugeldwachstum ist kein gutes Zeichen in einer Welt, in der das Vermögen der Reichen weiterhin schnell wächst.
Aggregierte Finanzkennzahlen von mittelgrossen Banken
Mittelgrosse Banken verzeichneten einen Anstieg der Betriebserträge, sind aber die schwächste Gruppe
Mit Ausnahme von sechs Banken in dieser Gruppe sind alle anderen Tochtergesellschaften ausländischer Bankkonzerne. Für diese Konzerne steht vermutlich die Profitabilität dieser Tochtergesellschaften als eigenständige Einheiten nicht im Vordergrund. Von den sechs leistungsschwachen Banken in dieser Gruppe sind fünf Tochtergesellschaften ausländischer Bankkonzerne. Alle fünf haben ein Kosten-Ertrags Verhältnis von 92-98%. Von den vier starken Banken in dieser Gruppe haben drei ihren Hauptsitz in der Schweiz und nur eine ist eine Tochtergesellschaft eines ausländischen Bankkonzerns.
Die mittelgrossen Banken verzeichneten den stärksten Anstieg der Zinserträge (+60%) unter den drei Grössengruppen. Zusammen mit dem begrenzten Rückgang der Kommissionserträge führte dies zu einem Anstieg der Betriebserträge um 8%. Das Nettoneugeld blieb mit rund 3% der verwalteten Vermögen stabil, aber diese Banken hatten in den letzten fünf Jahren mit Ertragsrückgängen zu kämpfen. Trotz eines Anstiegs der verwalteten Vermögen um 18% von 2018 bis 2022 blieben die Betriebserträge geringer als in 2018. Der Druck auf die Ertragsmargen führte zu einem Rückgang des Bruttogewinns um 12% seit 2018, obwohl die Banken ihre Kostenbasis aktiv managen und die Anzahl Mitarbeiter sowie Personalkosten stabil blieben. Die Eigenkapitalrendite ist mit 3% immer noch unzureichend.
Mit Blick auf die Zukunft stellt die Verschlechterung vieler Kennzahlen in den letzten fünf Jahren eine grosse Herausforderung für diese Gruppe dar, die Wege finden muss, um die Profitabilität nachhaltig zu verbessern. Diese Banken stehen vor der Frage, wo und wie sie operieren sollen. Sie sind zu gross, um ein Nischenanbieter zu sein, aber nicht gross genug, um erhebliche Skaleneffekte zu erzielen und eine bedeutende internationale Präsenz aufrechtzuerhalten.
Aggregierte Finanzkennzahlen von kleinen Banken
Beeindruckendes Comeback der kleinen Banken
Die grösste Überraschung im Jahr 2022 war, wie stark sich die kleinen Banken erholten. Der Bruttogewinn stieg um 28%, und das Kosten-Ertrags Verhältnis fiel unter 80%, auf 77,8%.
Nur neun kleine Banken waren im letzten Jahr leistungsschwache Banken, gegenüber 15 im Jahr 2021. 66 kleine Banken sind seit 2010 verschwunden, vier davon seit Anfang 2022. Alle vier hatten eine schwache Performance. Die verbleibenden kleinen Banken haben Fortschritte bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle gemacht.
Die Eigenkapitalrendite von 5,5% liegt nach wie vor unter dem, was ein Anleger von einer Privatbank erwarten würde, verbesserte sich aber weiter. Elf kleine Banken hatten eine Eigenkapitalrendite von über 10%.
Die kleinen Banken übertrafen die grossen und mittelgrossen Banken beim Nettoneugeldwachstum mit 3,9% der verwalteten Vermögen, nach 4,6% im Jahr 2021. In absoluten Zahlen blieb das Nettoneugeld in beiden Jahren mit CHF 8 Mrd. stabil.
Während viele erfolglose, leistungsschwache kleine Banken bereits verschwunden sind, hat sich das Bild für die verbleibenden Banken verbessert. Die Initiativen zur Entwicklung und Fokussierung ihres Geschäftsmodells scheinen sich auszuzahlen, mit neuen Kunden und dem Anstieg der Zinserträge haben sich ihre Aussichten verbessert. Es gibt jedoch immer noch eine beträchtliche Gruppe leistungsschwacher kleiner Banken, die in den kommenden Jahren wahrscheinlich verschwinden werden.