Anwendung von Overlays in Banken
Die EZB unterscheidet in ihrer Analyse zwischen
- Overlay (bzw. „Post-Model-Adjustment“) – einer zusätzlichen Anpassung des ECL, nachdem das ECL-Modell einen Wert ermittelt hat – und
- „In-Model-Adjustment“ – darunter versteht man einen Eingriff in das Modell selbst, z. B. durch Anpassung von Input-Parametern (Anpassung von Forward-Looking-Information), Modell-Parametern (Anpassung der PD), Modell-Anpassungen oder Modell-Rekalibrierungen.
Overlays werden dabei von der EZB zur Abbildung der novel Risks bevorzugt, weil aus Sicht der EZB „In-Model“-Lösungen, die auf nur unzureichenden Daten basieren, die Modell-Qualität insgesamt beeinträchtigen.
Während durch die Verwendung von Overlays den Anforderungen des IFRS 9 grundsätzlich entsprochen werden kann, müssen derartige Overlays dennoch sämtliche verfügbare und belastbare Informationen berücksichtigen, etwa durch eine (geringe) Anzahl von Simulationen oder Szenarien (z. B. auf Basis von Erfahrung, Benchmarking oder öffentlich verfügbaren Informationen).
Auch wenn es für die EZB nachvollziehbar ist, Overlays zu nutzen, weil die novel Risks weiterhin vorherrschen und die Datenreihen dazu nach wie vor unzureichend sind, betont die EZB dennoch, dass die Banken mittelfristig ihre bestehenden Modelle anpassen müssen (z. B. durch verbesserte Simulationen oder Szenario-Analysen).
Die EZB hat aus dem von ihr durchgeführten Thematic Review auch den Eindruck, dass einige Banken nach wie vor unzureichende (und nicht begründbare) Methoden verwenden, bei denen auch überproportional auf subjektive Schätzungen (statt auf beobachtbare und belastbare Informationen) abgestellt wird.
Der Anteil von Overlays am gesamten ECL bleibt über die Jahre relativ konstant bzw. nimmt mit sinkenden ECLs sogar proportional zu. Im Schnitt tragen Overlays nach wie vor zu rund 30 Prozent der ECL-Dotationen bei, wobei die Schwankungsbreiten nach wie vor hoch sind und bis zu über 80 Prozent betragen. Overlays werden dabei vorrangig für Retail-Portfolien, aber auch Corporate Loans und SME-Portfolien eingesetzt.
Die EZB erkennt in den ausgewerteten FINREP-Daten zudem einen statistisch signifikanten Zusammenhang, dass Banken mit höherem „Vor-ECL-Gewinn“ auch einen höheren Overlay bilden. Es drängt sich der Verdacht auf, dass „mehr Gewinn“ für höhere Overlays verwendet wird bzw. Overlays zum Teil zum „Earnings-Management“ eingesetzt werden.
In der von der EZB durchgeführten Umfrage war eine Reihe von Banken nach wie vor nicht in der Lage, die Bevorsorgung für die neuartigen Risiken schlüssig zu erklären oder die Banken gaben an, diese überhaupt nicht in ihren Risikomodellen zu berücksichtigen.
12 bis 21 Prozent der Banken verwenden weiterhin lediglich Szenario-Simulationen der makro-ökonomischen Modelle. Da diese Modelle aber allesamt vor 2018 entwickelt wurden, zweifelt die EZB massiv an, dass diese Modelle die neuartigen Risiken überhaupt sinnvoll abbilden können. Eine nuancierte Differenzierung nach betroffenen Sektoren ist damit jedenfalls nicht möglich, was die Risiken aus Sicht der EZB systematisch unterschätzen dürfte.