Lisa Haltmeyer und Franziska Haid sind im Cybersecurity-Team bei KPMG. Sie helfen Unternehmen dabei, regulatorische Vorgaben in die Praxis umzusetzen. Im Interview berichten sie über ihren Werdegang, ihre Motivation und wie sich Frauen gegenseitig in der Branche stärken können.
Ihr beide seid bei KPMG in der Cybersecurity tätig. Könnt ihr uns mehr über eure Tätigkeiten erzählen?
Lisa: Wir sind beide im Regulatorikbereich tätig und beschäftigen uns mit aktuellen Richtlinien und Durchführungsverordnungen, die das Cybersicherheitsniveau in Unternehmen in der Europäischen Union stärken sollen. Wir helfen unseren Kund:innen dabei, die Umsetzung der Richtlinien zu strukturieren und dann auch durchzuführen.
Franziska: Genau. Lisa strukturiert diese Vorhaben und ich darf dann operativ bei den Unternehmen in die Umsetzung gehen. Dabei bekommen wir tiefe Einblicke und eruieren, was bereits an Maßnahmen vorhanden ist und was darüber hinaus noch nötig ist. Am Anfang wirken solche Projekte für die Kund:innen einschüchternd. Wir nehmen sie aber an der Hand und unterstützen sie bei der Maßnahmenumsetzung. Dabei merken sie auch, dass es nicht so schlimm ist wie anfangs gedacht.
Lisa und Franziska wünschen sich mehr Frauen im Bereich Cybersecurity (Copyright: © KPMG)
Was hat euch dazu motiviert, euren Karriereweg in diesem Bereich einzuschlagen?
Franziska: Ich war immer schon technisch interessiert und habe damals in der Schule als einziges Mädchen in meiner Klasse in Informatik maturiert. Danach habe ich Wirtschaft in Innsbruck studiert und aufbauend darauf den Master in Wirtschaftsinformatik, wobei mein Schwerpunkt auf Cybersecurity lag. Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich meinen jetzigen KPMG Partner Robert Lamprecht kennengelernt, der mir empfohlen hat, beruflich diesen Weg weiterzuverfolgen. So bin ich zu KPMG nach Wien gekommen. Was mich täglich motiviert sind unser Team, die spannenden Themen und auch die Dankbarkeit unserer Kund:innen. Es ist erfüllend, ihnen Zuversicht bei der Umsetzung von Regulatorik zu geben und komplexe technische Themen verständlich zu erklären.
Lisa: Ich habe an der FH im Bachelor Unternehmensführung und Entrepreneurship studiert und dann im Master Business Process Engineering & Management. Während meines Masterstudiums habe ich bei KPMG im Technology Consulting begonnen und eng mit dem Cyberteam zusammengearbeitet. Der Governance-, Risk- und Compliancebereich hat mich immer schon interessiert. Als dann das NIS-Gesetz aufgekommen ist, war ich mit meinen Fähigkeiten genau in einer Rolle, die man benötigt hat – eine Expertin, die Brücken zwischen Governance und Technik baut. Seit zwei Jahren bin ich nun offiziell im Cyberteam bei KPMG. Die Unternehmen, die wir beraten, sind systemrelevant und meine Motivation liegt darin, ihnen zu helfen, widerstandsfähig zu bleiben.
Was ist eurer Meinung nach die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit – sowohl im eigenen Team als auch mit Kund:innen?
Franziska: Vertrauen. Bei uns im Team ist es so, dass wenn man etwas nicht versteht oder ein Fehler passiert, jemand hinter dir steht und dich auffängt. Nur so kann man im Job hundert Prozent geben. Und auch bei den Kund:innen merkt man, wie sich über die Zeit hinweg gegenseitiges Vertrauen aufbaut.
Lisa: Humor darf bei uns im Team auch nie fehlen. Wir haben es mit ernsten Themen zu tun und manchmal ist das natürlich nicht besonders lustig. Umso wichtiger ist es, ein bisschen Leichtigkeit reinzubringen. Das gilt auch in Richtung der Kund:innen. Gerade der Cyberbereich ist stark auf Zusammenarbeit ausgelegt. Es profitieren alle davon, wenn Know-how und Erfahrungen miteinander geteilt werden. Das merken wir auch kund:innenseitig und ganz allgemein in der Cybercommunity in Österreich. Das zeichnet diese Berufssparte aus.
Wir reisen zum Schluss zehn Jahre in die Zukunft. Wie soll euer Job und euer berufliches Umfeld dann aussehen?
Lisa: Cyberresilienz wird aufgrund von Deepfakes, KI und geopolitischen Herausforderungen immer wichtiger werden und ich wünsche mir weiterhin ein breit aufgestelltes Team. In unserer Abteilung leben wir das und haben auch mehrheitlich Frauen im Team. Wir organisieren regelmäßig stattfindende, firmeninterne Cyber Women Meetings, wo wir uns untereinander vernetzen. Mittlerweile sind wir 30 Frauen. Das ist für dieses Berufsfeld eine sehr gute Anzahl. Auf Kund:innenseite ist das oft noch ein Novum, da die Berufssparte nach wie vor eher männerdominiert ist. Aber auch das hat sich in den letzten Jahren verbessert und es gibt in Österreich mittlerweile auch ein Cyber-Frauennetzwerk namens „Shecurity“. Ich wünsche mir, dass sich dieser Trend in den nächsten zehn Jahren auch außerhalb von KPMG fortsetzt. Abgesehen davon hoffe ich, dass Franziska und ich dann noch zusammenarbeiten.
Franziska: Ich denke, das Bewusstsein in puncto Frauen in der Cybersecurity ist vorhanden. Es wird hart daran gearbeitet, dass wir mehr Frauen in unserem Bereich werden, und das finde ich sehr erfreulich.