Fachkräftemangel, War-for-Talents und Retention Strategies – Inmitten des Buzzword-Dschungels der dynamischen Arbeitswelt stehen Unternehmen vor der Herausforderung hoch qualifizierte Mitarbeiter angesichts zunehmend härteren Wettbewerbes langfristig an sich zu binden und deren Identifikation mit den Unternehmenszielen sicherzustellen. Für Vorstände wird durch den Deutschen Corporate Governance Kodex und das Aktiengesetz die Implementierung langfristig-orientierter und nachhaltiger Vergütungssysteme sogar explizit gefordert.

Eine weit verbreitete Lösung für Mitarbeiter-Incentivierung sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bieten anteilsbasierte Vergütungsprogramme (Share-based Payments). Kernbestandteil dieser ist die Kopplung der Vergütung an die Entwicklung des Unternehmenswerts bzw. Aktienkurses sowie die Erreichung weiterer Unternehmensziele. Je nach Ausgestaltungsform und bilanzieller Einordnung können hierdurch erhebliche Ergebnisschwankungen oberhalb des EBIT entstehen, denen gegebenenfalls nur durch entsprechende Sicherungsstrategien begegnet werden kann.

Zu berücksichtigende Aspekte bei der Bewertung und Bilanzierung von Share-based Payments

Share-based Payments im Sinne des IFRS 2 sind eine Vergütungsform, bei der Unternehmen den Begünstigten als Teil ihrer Entlohnung entweder echte Eigenkapitalinstrumente (Aktien) des Unternehmens (Equity-Settlement) oder eine auf dem Wert der Eigenkapitalinstrumente basierende Sonderzahlung (Cash-Settlement) gewähren. Diese zusätzlich gewährte Vergütungskomponente ist bilanziell entweder als Schuld (Cash-Settlement) oder als Eigenkapitalmehrung (Equity-Settlement) darzustellen und über den sich in der Regel über mehrere Jahre erstreckenden Erdienungszeitraum (vesting period) anzusammeln. Als Gegenposten sind die erhaltenen Dienstleistungen regelmäßig mangels Aktivierbarkeit  als (Personal-)Aufwand zu erfassen.

Neben der Erfüllungsart bestehen weitere Gestaltungsparameter wie Sperrfristen und weiteren Ausübungsbedingungen, um die Motivation der Adressaten gezielt zu steigern. Ist das Programm zu komplex oder fehlt der Bezug zu den Unternehmenszielen, besteht die Gefahr, dass die gewünschten positiven Effekte auf das Verhalten von Mitarbeitern ausbleiben. Zusätzlich muss durch die Plangestaltung sichergestellt sein, dass die Werthaltigkeit der gewährten Instrumente mit einem steigenden Unternehmenswert korreliert.

Maßgebliche Auswirkungen auf den Ergebniseffekt von Share-based Payments hat die Erfüllungsart. So erfreuen sich in Cash abgegoltene Programme aufgrund des umfassenderen Gestaltungsspielraumes in der Praxis zwar großer Beliebtheit, bringen im Vergleich zu einer Gewährung von echten Eigenkapitalinstrumenten jedoch regelmäßig auch größere Ergebnisschwankungen mit sich.

Während der beizulegende Zeitwert eines Equity-Settlements ausschließlich zum Gewährungstag (Grant Date) zu ermitteln ist und in der Folge konstant bleibt, ist für ein Cash-Settlement eine kontinuierliche Folgebewertung des beizulegenden Zeitwertes zu jedem Stichtag vorgesehen. Unternehmen sehen sich demnach über die gesamte Laufzeit dem Risiko eines schwankenden Aktienkurses ausgesetzt.

Risikomanagement zur Absicherung des Aktienkursrisikos aus Cash-settled Share-based Payment Programmen

Über die motivationstheoretische Fragestellung der idealen Programmausgestaltung ergibt sich insofern ein weiterer, relevanter Aspekt. Die erforderliche Folgebewertung der Schuld begründet im Falle eines Cash-Settlements die Entstehung einer der Höhe nach ungewissen Zahlungsverpflichtung. 

Analog zu Fremdwährungsrisiken, Zinsrisiken oder Warenpreisrisiken ist daher auch eine Betrachtung des aus Share-based Payments resultierenden Aktienkursrisikos aus Risikomanagement-Perspektive ratsam. Zur Steuerung des zu erfassenden Ergebniseffektes erscheint es für Unternehmen deshalb wirtschaftlich sinnvoll, die potenzielle Auszahlung über geeignete Sicherungsgeschäfte, wie Aktienforwards, -swaps oder -optionen, gegen entsprechende Schwankungen abzusichern.

Für einen Ergebnisgleichlauf zwischen Grundgeschäft und Sicherungsinstrument ist jedoch aufgrund der strengen speziellen Bilanzierungsvorgaben des IFRS 2 hinsichtlich der Erfassung und Verteilung des (Personal-) Aufwandes zu prüfen, ob derartige ökonomische Sicherungsbeziehungen auch bilanziell sinnvoll nachgezeichnet werden können. Da die Ergebniseffekte aus Share-based Payments nicht ohne Weiteres mit der Bilanzierung freistehender Derivate synchronisiert werden können, erscheint ein Ansammeln der gegen Kursschwankungen gesicherten Ansprüche zum Sicherungskurs nur unter Anwendung von Cash Flow Hedge Accouting gemäß IFRS 9 möglich.

Anwendung von Cash Flow Hedge Accounting für Share-based Payments

Für eine Designation im Cash Flow Hedge Accounting muss zunächst geprüft werden, ob sich der erwartete Zahlungsmittelabfluss aus der Gewährung der Share-Based Payment Transaktion als Grundgeschäft im Sinne des IFRS 9 qualifiziert. Es handelt sich hierbei um eine geplante Transaktion, die aufgrund der Schwankungen des Aktienkurses sowie in Abhängigkeit der Erdienung der Höhe nach ungewiss ist. Erfüllen die Begünstigten vordefinierte Leistungsbedingungen nicht oder wird das Arbeitsverhältnis noch während des Erdienungszeitraumes beendet, führt dies je nach konkreter Ausgestaltung der Programme zu einem teilweisen oder sogar zu einem Totalverlust des Zahlungsanspruches. Insofern kommt der Eintrittswahrscheinlichkeit der gesicherten Transaktion im Rahmen der Absicherung von Share-based Payments eine besondere Bedeutung zu. Nur unter der Voraussetzung, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit mit mindestens 90% oder höher aufgezeigt werden kann, stellt die gesicherte Transaktion auch ein designationsfähiges Grundgeschäft im Sinne des IFRS 9 dar.

Des Weiteren ist die Effektivität der Sicherungsbeziehung kontinuierlich von der Designation bis zur planmäßigen Beendigung nachzuweisen. Neben den gängigen Anforderungen eines die Sicherungsbeziehung nicht dominierenden Kreditrisikos und einer aus den tatsächlichen Quantitäten von gesichertem Risiko und entsprechend kontrahiertem Sicherungsgeschäft abgeleiteten Hedge Ratio ergeben sich bei der Absicherung von Share-based Payments spezielle Herausforderungen für den ebenfalls geforderten Nachweis eines ökonomischen Zusammenhanges.

Das Unternehmen muss in diesem Rahmen mit hinreichender Sicherheit aufzeigen, dass sich die Wertänderungen der abgeschlossenen Sicherungsgeschäfte und der Zahlungsverpflichtung aus dem Cash-settled Share-Based Payments ausgleichen. Neben einer qualitativen Betrachtung übereinstimmender Parameter im Rahmen der Critical-Terms-Match-Methode ist ebenfalls eine rechnerische Ermittlung retrospektiver Ineffektivitäten durch beispielsweise die Dollar-Offset-Methode erforderlich. Da in der Praxis aus Vereinfachungs- und Kostengründen Merkmale des Grundgeschäftes, wie beispielsweise eine Abrechnung zum Durchschnittskurs oder Kursobergrenzen bei der Ausgestaltung der Sicherungsgeschäfte vernachlässigt werden, weichen die bewertungsrelevanten Parameter von Grund- und Sicherungsgeschäft im hier diskutierten Fall regelmäßig voneinander ab. Darüber hinaus werden auch zusätzliche Ausstattungsmerkmale, wie beispielsweise ein über die Laufzeit des Hedges andauernder Tausch von Dividenden und Zinsen, für die Sicherungsgeschäfte vereinbart. Alle derartigen Abweichungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft beeinflussen zwangsweise die Effektivität der Sicherungsbeziehung und führen mithin zu signifikanten, ergebniswirksam auszuweisenden Ineffektivitäten.

Abschließend ist für die bilanzielle Abbildung die modified grant date method aus dem IFRS 2 für das Cash-Settled Share-based Payment mit dem Sicherungsergebnis in Einklang zu bringen. Als effektiv beurteilte Bewertungseffekte des Sicherungsgeschäfts werden zunächst in der Cash Flow Hedge Reserve im Eigenkapital erfasst und in Analogie zur Ergebniswirkung des Grundgeschäftes erfolgswirksam umgegliedert. Hierfür erfolgt zu jedem Stichtag, in Höhe des ratierlich entstandenen (Personal-)Aufwandes aus dem cash settlement, eine gegenläufige erfolgswirksame Erfassung der Wertänderungen des Sicherungsgeschäfts. Effektive Wertänderungen des Sicherungsgeschäfts, die darüber hinausgehen, verbleiben hingegen bis zu späteren Perioden in der Cash Flow Hedge Reserve.

Unsere Leistungen für Sie

Wir unterstützen und beraten Sie gerne bei Fragen zur Implementierung von Sicherungsstrategien für bestehende oder neue Share-Based Payment Programme und zeigen Ihnen die bilanziellen Effekte sowie die Voraussetzungen für die Anwendung von Cash-Flow Hedge Accounting für das konkrete Programm auf.

Quelle: KPMG Corporate Treasury News, Ausgabe 155, Juni 2025
Autoren:
Ralph Schilling, CFA, Partner, Head of Finance and Treasury Management, Treasury Accounting & Commodity Trading, KPMG AG 
Jan-Philipp Wallis, Senior Manager, Finance and Treasury Management, Treasury Accounting & Commodity Trading, KPMG AG
Carolin Höynck, Assistant Manager, Finance and Treasury Management, Treasury Accounting & Commodity Trading, KPMG AG