Die Beziehung zwischen einer Corporate Treasury Organisation und ihren Kern- bzw. Partnerbanken ist eine strategische Partnerschaft, die weit über die Abwicklung des reinen Zahlungsverkehrs hinausgeht. Unternehmen sind darauf angewiesen, dass ihre Banken nicht nur zuverlässig und wirtschaftlich stabil sind, sondern auch kosteneffiziente Dienstleistungen anbieten. Gerade in Zeiten des permanenten Wandels in der Bankenlandschaft, seien es veränderte Finanzierungskonditionen oder mögliche Bankenfusionen, ist die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Corporate Treasury und seinen Bankpartnern wichtiger denn je. 

In dieser Ausgabe unseres Newsletters geht es um das interne Bankenranking innerhalb einer Treasury Abteilung. Es zielt darauf ab, die Zusammenarbeit mit den Bankpartnern zu optimieren und die Finanzstrategie des Unternehmens zu stärken.

Faktoren für eine erfolgreiche Zusammenarbeit

Um eine systematische Bewertung der Bankbeziehungen sicherzustellen, können Treasury-Abteilungen verschiedene Wege gehen. Um dies allerdings strukturiert und für Dritte nachvollziehbar umzusetzen, empfiehlt sich die regelmäßige Durchführung einer Bankenanalyse bzw. eines Bankenrankings.

Der Begriff „Bankenranking“ zielt auf die – meist öffentliche - Bewertung oder Klassifizierung von Banken und ihrer Dienstleistungen ab. Im Kontext der Zusammenarbeit mit einer Corporate Treasury-Organisation verstehen wir jedoch im engeren Sinne eine umfassende Analyse der Bankpartner innerhalb einer Treasury Abteilung, die darauf abzielt, deren Leistungen und Stabilität systematisch zu bewerten und zu vergleichen. Dies soll dabei helfen fundierte Entscheidungen zu treffen und die besten Bankpartner für die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens auszuwählen.

Das Treasury hat einen zentralen Überblick über alle relevanten Themen, welche durch die Partnerbanken abgedeckt werden sollen. Dies umfasst sowohl die produktspezifische als auch die geographische Leistungsabdeckung, welche das Treasury am besten einschätzen und entsprechende Bankangebote vergleichen kann. Hierbei ist es wichtig, alle aktuellen sowie zukünftig erwarteten relevanten Anforderungen zusammenzutragen, zu gewichten und anschließend auszuwerten. 

Der Prozess des Treasury-internen Bankenrankings umfasst üblicherweise mehrere Schritte:

  1. Relevante Kriterien festlegen: Die Treasury-Abteilung definiert die erforderlichen Bewertungskriterien.

    Folgende Kategorien können berücksichtigt werden:
    a. Bankgebühren: Kostenmanagement als zentrales Kriterium
    Ein entscheidender Faktor in der Bewertung von Banken ist die Transparenz und Struktur der anfallenden Gebühren. Hierzu zählen neben den allgemeinen Kontoführungsgebühren auch die Grundgebühren für den Zahlungsverkehr, die Kosten für jede einzelne Transaktionsausführung sowie für Rückmeldungen im Zahlungsprozess, beispielsweise im Format pain.002. Außerdem relevant sind die Gebühren für Kontoauszüge, welche sich je nach Format und Anzahl je Bank erheblich unterscheiden können. 
    Für Unternehmen, die Avalkreditlinien nutzen, sind zudem die Kosten für Avallinien und die Ausstellungsgebühr für jedes Aval, einschließlich einer Mindestgebühr, von Bedeutung. Zusätzliche Kosten können durch ungenutzte Avalvolumina entstehen, die häufig mit einer sogenannten Commitment Fee belegt werden.
    Im Bereich der Darlehen umfassen die relevanten Kosten die Gebühren für die Aufnahme und Verwaltung von Darlehen, die Bereitstellungsgebühr für ungenutzte Darlehenslinien und den Zinssatz für gezogene Darlehen. 

    b. Service und Angebot: Leistungsfähigkeit der Bank im internationalen Kontext
    Neben den Kosten sind der Umfang und die Qualität der angebotenen Services entscheidend für die Bewertung einer Bank. Dazu gehört der technische Support sowohl bei der erstmaligen Anbindung als auch im laufenden Betrieb. Die technische Infrastruktur spielt eine essenzielle Rolle, da verschiedene Anbindungsformen wie Host-to-Host, SWIFT oder EBICS unterschiedlich hohe Sicherheits- und Automatisierungsstandards bieten und jedes Unternehmen hier andere Anforderungen hat.
    Darüber hinaus ist die Leistungsabdeckung in verschiedenen Ländern ein wichtiger Faktor, insbesondere für Unternehmen mit internationaler Präsenz. Eine Bank sollte in der Lage sein, ihre Dienstleistungen in den relevanten Märkten mit den erforderlichen Produkten (z.B. Bankkonten oder verfügbare Avallinien in den für das Unternehmen notwendigen Ländern) anzubieten, so dass das Treasury alle Erfordernisse des laufenden Betriebs abdecken kann. Es ist zudem relevant, ob eine Bank durch eigene Niederlassungen oder lediglich durch Partnerbanken in den jeweiligen Ländern vertreten ist. Je nachdem können sich Bearbeitungszeiten von Vorgängen und auch die preislichen Konditionen signifikant unterscheiden.
    Ein darüber hinaus nicht zu vernachlässigender Aspekt ist der KYC-Prozess der Banken. Je standardisierter und strukturierter dieser ist, umso einfacher ist die Bereitstellung der angeforderten Dokumente für das Corporate Treasury. Zudem ist eine effiziente Bearbeitung mit kurzen Reaktionszeiten ein signifikanter Vorteil für Anpassungen an der Banken- bzw. Kontenlandschaft.

    c. Finanzielle Stabilität:
    Die finanzielle Stabilität einer Bank ist ein weiteres ausschlaggebendes Kriterium in der Bewertung durch das Corporate Treasury. Eine solide finanzielle Stabilität gewährleistet, dass die Bank in der Lage ist, ihre Verpflichtungen auch in Zukunft zu erfüllen und damit das Risiko eines Ausfalls minimiert wird. Ein dafür zentrales Kriterium ist die Kapitalausstattung der Bank, insbesondere die Eigenkapitalquote.
    Zu diesem Zweck bieten die Einordnungen von renommierten Rating-Agenturen wie beispielsweise Moody's und Standard & Poor's (S&P) eine objektive Einschätzung der Kreditwürdigkeit und finanziellen Stabilität einer Bank. Höhere Ratings deuten auf eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit hin und sind ein wichtiger Indikator für die langfristige Zuverlässigkeit einer Bank. Die wirtschaftliche und politische Stabilität des Landes, in dem die Bank ihren Hauptsitz hat, bedeutet für Unternehmen in erster Linie Sicherheit – hinsichtlich der Einlagen aber auch der Erfüllbarkeit von vertraglichen Verpflichtungen, wie beispielsweise eingeräumte Kreditlinien, durch die Bank. Auch im Hinblick auf abgeschlossene Derivate zur Absicherung von z.B. FX- oder Zinsrisiken sind Unternehmen auf stabile und wirtschaftlich stabile Bankpartner angewiesen, um die eigenen Risiken zu minimieren.

    d. E(nvironmental), S(ocial), G(overnance) - Kriterien: 
    Die Erfüllung von ESG-Kriterien durch das jeweilige Unternehmen spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Bewertung von Bankpartnern. Banken bewerten ESG-Aspekte oft durch Bonus-Malus-Regelungen, die beispielsweise günstigere Finanzierungskonditionen für nachhaltige Projekte ermöglichen. Bei der Analyse dieser Kriterien muss das Treasury prüfen, welche Daten das Unternehmen in welcher Form bereitstellen muss und wer die erforderlichen Datenpunkte definiert. Reicht beispielsweise der veröffentlichte Jahresabschluss aus oder muss ein separater Nachhaltigkeitsbericht bereitgestellt werden? Ebenso ist die Zeitachse der Bereitstellung abzustimmen, um die Aktualität und Relevanz der ESG-Daten sicherzustellen. Zudem ist zu berücksichtigen, ob eine Bank bestimmte Branchen, Produkte oder Länder aufgrund ihrer ESG-Strategie ausschließt, oder zukünftig ausschließen möchte.
    Banken stellen ebenfalls quantitative oder qualitative ESG-Daten bereit, um ihre eigenen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Geschäftspraktiken zu belegen. Diese können aus den Unternehmensberichten und weiteren Offenlegungen entnommen werden. Auch hier ist es notwendig zu analysieren, ob eine Bank zu den ESG-Zielen des Unternehmens passt und inwieweit die relevanten Datenpunkte zur Verfügung stehen. 

  2. Gewichtung der Kriterien: Basierend auf der Bedeutung der Kriterien für die Bankenstrategie eines Unternehmens werden die Gewichtung der einzelnen Punkte festgelegt und Knock-Out Kriterien definiert.
  3. Daten sammeln: Die strukturierte Sammlung der Daten kann über mehrere Wege erfolgen. Einerseits können die Daten mittels Abfrageformular bei den Bankpartnern angefordert werden. Andererseits können die Daten über verschiedene vertrauenswürdige Quellen ergänzt werden, wie beispielsweise Daten von offiziellen Markdatenanbietern, Jahresabschlussberichte, etc.
  4. Bewertung: Die Antworten der Bankpartner auf ein Abfrageformular werden in jeder der festgelegten Kategorien kritisch ausgewertet und bewertet.
  5. Analyse & Vergleich: Durch Hinzunahme der vorab festgelegten Gewichtung entsteht eine fundierte und zielgerichtete Analyse bzw. ein Ranking. 
  6. Berichterstattung: Erstellung eines Berichts, der die Methodik, die Ergebnisse und die Schlussfolgerungen des Rankings für einen Dritten nachvollziehbar darstellt.

Beispielhafte Analyse

Ein Unternehmen arbeitet derzeit mit drei verschiedenen Bankpartnern (Bank A; Bank B und Bank C) zusammen. Das Unternehmen möchte insbesondere die Zusammenarbeit mit der Bank intensivieren, die günstige Konditionen für Bürgschaften anbietet. Zudem soll sichergestellt werden, dass der Bankpartner nachhaltige und verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken verfolgt. Das Unternehmen möchte zudem den Zahlungsverkehr von Host-to-Host auf EBICS umstellen, weshalb sowohl das technische Angebot als auch Servicequalität (Erreichbarkeit des Kundenservices, Regionale Abdeckung und Gebühren für die Umstellung) von Relevanz sind.

Vorgehensweise gemäß dem oben beschriebenen Prozess:

  1. Relevante Kriterien festlegen: Die wichtigsten Kriterien ergeben sich insbesondere aus den zuvor dargestellten Fokusbereichen, darunter günstige Konditionen für Bürgschaften, nachhaltige Geschäftspraktiken (ESG-Faktoren), und die Servicequalität, insbesondere im Hinblick auf die Umstellung von Host-to-Host auf EBICS. Weitere gängige messbare Kriterien werden miteinbezogen.
  2. Gewichtung der Kriterien: Das Unternehmen entscheidet sich für eine Gewichtung der Kriterien von beispielsweise: 30% Gebührenstruktur, 20% Servicequalität, 30% finanzielle Stabilität, 20% ESG. Die hohe Gewichtung der Gebührenstruktur und der finanziellen Stabilität stellt sicher, dass kosteneffiziente und sichere Bankpartner ausgewählt werden. Gleichzeitig wird die Servicequalität und die Nachhaltigkeit der Bankpartner angemessen berücksichtigt, um eine ganzheitliche Bewertung und Auswahl der besten Bankpartner zu gewährleisten.
  3. Daten sammeln: Das Sammeln der relevanten Daten ist ein entscheidender Schritt im Prozess des Bankenrankings. Es stellt sicher, dass die Bewertung der Bankpartner auf fundierten und aktuellen Informationen basiert.
    Für die Gebührenstruktur kann eine zentrale Erhebung der Gebühren herangezogen werden oder durch direkte Anfrage bei den Bankpartnern gewonnen werden. Die Servicequalität wird nach den internen Erfahrungen während der EBICS-Umstellung bewertet. Durch Sichten der Geschäftsberichte der Banken können wichtige Informationen zur finanziellen Stabilität und ESG-Konformität gewonnen werden.
  4. Bewertung: Nach ausführlicher Datenerhebung werden die drei Banken auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewertet.
  5. Analyse & Vergleich: Die Ergebnisse der Bewertungen werden in einer Tabelle zusammengefasst, um einen direkten Vergleich der Bankpartner zu ermöglichen.
    Die Analyse in unserem Beispiel zeigt, dass Bank A die höchste Gesamtbewertung erzielt, gefolgt von Bank B und nachfolgend Bank C. Bank A überzeugt insbesondere durch ihre finanzielle Stabilität und günstige Gebührenstruktur, während Bank B durch ihre hervorragende ESG-Performance punktet. Bank C weist in allen Kategorien durchschnittliche Bewertungen auf und schneidet insgesamt am schlechtesten ab.
  6. Berichterstattung: Die Ergebnisse der Analyse werden in einem Bericht zusammengefasst, der die Methodik, die Bewertungskriterien und die Ergebnisse des Rankings klar darstellt. Um die Ergebnisse anschaulich zu präsentieren, entscheidet sich das Unternehmen für ein Netzdiagramm. 

Abbildung 1: Beispielhafte Auswertung eines Bankenrankings

Beispielhafte Auswertung eines Bankenrankings

Quelle: KPMG AG

Fazit

Die Auswahl der richtigen Bankpartner erfordert eine detaillierte Analyse verschiedener Kriterien. Eine systematische Herangehensweise trägt zur Reduzierung des Aufwands bei und stellt sicher, dass die Ergebnisse präzise, verlässlich und nachvollziehbar sind. Zudem ist wichtig, dass nicht alle Kriterien von gleicher Priorität nicht alle Kriterien somit Knock-Out Kriterien sind.

Neben transparenten Gebührenstrukturen spielen technische Anbindung, Servicequalität, finanzielle Stabilität und ESG-Kriterien unserer Erfahrung nach üblicherweise eine zunehmend wichtige Rolle. 

Einer solchen Analyse sollte das Treasury sowohl potenzielle neue Bankpartner als auch bestehende Bankpartner in einem regelmäßigen Abstand unterziehen, um jederzeit eine effiziente und zielgerichtete Bankenabdeckung zu erreichen. 

Quelle: KPMG Corporate Treasury News, Ausgabe 152, März 2025
Autoren:
Nils Bothe, Partner, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG
Maximilian Gschoßmann, Manager, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG