Marcel Rohner, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung, schildert im Interview, wie der Verband die Interessen verschiedener Banken unter einen Hut bringt und wie der Sektor von den Sanktionen gegen Russland betroffen ist.
Marcel Rohner, Präsident der SBVg
Die Sanktionen gegen Russland beeinflussen auch den Schweizer Finanzplatz. Wie sind die Schweizer Banken davon betroffen und welche Entwicklungen für die Schweizer Banken sehen Sie in den kommenden Wochen?
Die Banken setzen die nationalen und internationalen Sanktionsmassnahmen konsequent um. Dazu braucht es sorgfältige und umfassende Abklärungen. Die Bankiervereinigung unterstützt hier als wichtige Informationsplattform für Banken und Behörden, damit offene Fragen effizient und rasch geklärt werden können.
Die Weltwirtschaft steht mit der Zinswende, inflationären Tendenzen und den Folgen des Kriegs ausgesprochen herausfordernden Zeiten gegenüber. Der international ausgerichtete Finanzplatz Schweiz ist hier direkt betroffen. Die Banken gewährleisten dabei eine hohe Stabilität. Sie sind somit in diesen Zeiten zunehmender weltwirtschaftlicher Unsicherheit solide und resilient aufgestellt.
Banken in der Schweiz haben bei der Bekämpfung von Geldwäscherei weltweit die Nase vorn. Doch immer wieder sorgen einzelne Institute für Negativ-Schlagzeilen und trüben so das Bild vom sauberen Finanzplatz. Wie halten Sie als Lobby-Organisation der Schweizer Banken dagegen?
Durch ständige Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit. Fakt ist, dass die Banken in den letzten Jahren mehrere Milliarden Franken in ihre Compliance-Massnahmen investiert haben und die Bankmitarbeitenden hunderttausende Ausbildungsstunden pro Jahr im Bereich Compliance absolvieren. Parallel dazu hat die Schweiz die Geldwäschereigesetzgebung fortlaufend den Empfehlungen der FATF folgend verschärft. Die Bankiervereinigung unterstützt klipp und klar ein starkes Geldwäscherei-Abwehrdispositiv. Der Finanzplatz hat kein Interesse an dubiosen Geldern. Integrität und Reputation sind wichtige Erfolgsfaktoren für unseren Finanzplatz.
Sie müssen die Interessen verschiedener Banken-Geschäftsmodelle unter einen Hut bringen. Wie gehen Sie dabei vor?
Wir bilden in unserem Verwaltungsrat die Diversität des Bankenplatzes ab. Ich stelle fest, dass die Gemeinsamkeiten deutlich überwiegen. Gemeinsame Interessen sind die Normalität. Viele Herausforderungen betreffen zudem alle Banken gleichermassen, unabhängig von den Geschäftsmodellen. Nehmen Sie zum Beispiel das Thema Cyber-Sicherheit oder die Nachhaltigkeit.
In einem Interview mit der Finanz und Wirtschaft haben Sie kürzlich gesagt, dass Sie nicht über Interviews neue staatliche Regulierungen und Eingriffe in die Wirtschaft fordern. Wie überzeugen Sie Bundesbern von den Anliegen Ihrer Mitglieder?
Wir stehen mit dem Bund, dem Parlament und den Organisationen der Wirtschaft und der NGOs in einem laufenden Dialog. Dabei zeigt sich: wenn die Branche überzeugende Vorschläge und Initiativen lanciert, stösst sie auf offene Türen. Es braucht nicht immer gleich neue Regulierungen, um ein Problem zu lösen. Im Gegenteil. Oft kann die Branche mit eigenen Initiativen oder in Zusammenarbeit mit den Behörden optimale Lösungen anbieten. Ich denke da an die gute Zusammenarbeit mit den Behörden und den weiteren Branchenakteuren im Bereich Cyber-Sicherheit. Wir verfolgen gemeinsam das Ziel, Strukturen für die Zusammenarbeit zwischen Finanzinstituten und Behörden zu etablieren, um die Prävention zu stärken und eine effiziente Krisenbewältigung sicherzustellen.
Sie haben kürzlich einen Massnahmenplan zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Banken im Bereich Sustainable Finance präsentiert. Was schlagen Sie darin vor?
Auch hier setzen wir auf Eigeninitiative der Branche. Der Schweizer Finanzplatz will im Bereich «Sustainable Finance» führend sein. Die Bankiervereinigung schreitet hier voran: Mit neuen freien Selbstregulierungen definiert die Bankiervereinigung für ihre Mitglieder einen Mindeststandard für den Beratungsprozess auf der Anlagen- und Finanzierungsseite. Wir erachten zudem die Netto-Null-Initiativen als wirksame Instrumente zur Erreichung des Klimaziels 2050. Die Bankiervereinigung empfiehlt deshalb ihren Mitgliedern, internationalen Netto-Null-Allianzen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen im Bankbereich beizutreten. Die Bankiervereinigung selbst strebt den Supporter-Status bei der Net-Zero-Banking-Alliance an. Schliesslich integrieren die Bankiervereinigung und die Banken ESG-Kompetenzen konsequent in die Aus- und Weiterbildung. Die Bankiervereinigung setzt sich zum Ziel, dass alle Kundenberaterinnen und Kundeberater über entsprechende Kenntnisse im Bereich ESG verfügen und im Beratungsprozess einsetzen.
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