Im Interview spricht SBB CFO Christoph Hammer darüber, wie die SBB auf die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie reagiert und welche Energieziele mit der Bahn als einem der klimafreundlichsten Transportmittel verfolgt werden.
Herr Hammer, während Corona stiegen viele vom Zug aufs Auto um. Wie bringen Sie diese Leute zurück in die Züge?
Wir sind zuversichtlich, dass die Bevölkerung nach Corona wieder öfter unterwegs sein wird. Dazu wird sie auch wieder vermehrt mit der Bahn fahren, denn sie kennt die grossen Vorteile: Die Bahn ist bequem, sicher und klimafreundlich. Auch wenn es Mobilitätsveränderungen geben wird, sind wir überzeugt, dass die klimafreundliche Mobilität und die SBB eine Zukunft haben.
Christoph Hammer, SBB CFO
Wie will die SBB die negativen Auswirkungen der Pandemie auf das Konzernergebnis der SBB auffangen?
Ausgangspunkt vor der Krise war eine wirtschaftlich gesunde SBB. In der Tat hat Corona ein massives Loch verursacht. Im Zentrum unseres Business Continuity stehen drei Punkte: Wir wollen den Auftrag der SBB auch in Krisenzeiten sicherstellen, den wirtschaftlichen Schaden möglichst minimieren und alle strategischen Optionen für die Zukunft offenhalten.
Vor diesem Hintergrund haben wir zur Absicherung der Zahlungsfähigkeit die Kreditlinie beim Bund um 550 Millionen Franken erhöht. Zudem haben Bund und Parlament im zweiten Halbjahr 2020 eine Unterstützung für den ÖV verabschiedet, um bei den Transportunternehmen die coronabedingten Einnahmeausfälle in den abgeltungsberechtigten Bereichen Infrastruktur und Regionalverkehr sowie beim Güterverkehr abzufedern. In den eigenwirtschaftlichen Bereichen Fernverkehr und Immobilien muss die SBB die Einnahmenausfälle selbst tragen. Wir reagierten bereits im Frühling 2020 mit Sparmassnahmen und müssen wachsam bleiben: Die finanzielle Lage der SBB bleibt aber auch in den nächsten Jahren sehr angespannt. Daher werden die Sparmassnahmen konsequent weitergeführt und auf allen Ebenen wird das Kostenbewusstsein geschärft.
2019 hat die SBB rund 66‘000 Tonnen CO2 und 400 GWh Energie eingespart. Wie steht es um die Bilanz im vergangenen Jahr? Welche weiteren Energieziele verfolgt die SBB mit der Bahn als eines der klimafreundlichsten Transportmittel?
Im Corona-Jahr 2020 hat die SBB sogar rund 70'000 t CO2 und 440 GWh Energie eingespart. Unsere Züge fahren bereits jetzt mit 90% Energie aus Wasserkraft. Bis 2025 soll der Bahnstrom ganz aus erneuerbaren Quellen stammen und bis 2030 streben wir an, dass die SBB klimaneutral sein wird. Bis im Jahr 2030 will die SBB 850 Gigawattstunden Strom einsparen. Dies entspricht ungefähr 30 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs oder dem jährlichen Stromverbrauch von über 200’000 Haushalten.
Von welcher Technologie erwarten Sie in den nächsten Jahren den grössten Innovationsschub für die SBB?
Es gibt zwei Technologiebereiche, von denen wir grosse Innovationsschübe erwarten: Internet of Things (IoT) und Artificial Intelligence (AI). Wie Sie wissen, ist die SBB eine stark anlagenintensive Unternehmung. Mit IoT-Technologien erfassen wir die Betriebszustände unserer Anlagen in Echtzeit und hoher Granularität. AI erlaubt uns, intelligente Schlüsse für Betrieb und Unterhalt zu ziehen. Dadurch können wir den Bedarf an Unterhaltsarbeiten sowie die Ressourcenplanung und Auslastung optimieren.
Zuletzt eine persönliche Frage: Welche Zugstrecke fahren Sie besonders gerne und warum?
Meine Lieblingsstrecken sind wegen ihren grandiosen Kulissen an den Schweizer Seen, wie beispielsweise im Lavaux, am Bodensee oder am Zürichsee. Rein ökonomisch mag ich die Strecke entlang der Autobahn A1, wo sich Staus elegant überholen lassen.
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