Immer mehr Unternehmen wollen Frauen in Führungspositionen bringen. Doch geschieht dies aus den richtigen Beweggründen? „Glass Cliff“ nennt sich das Phänomen, dem sich zahlreiche Frauen, die den nächsten Karriereschritt gehen, ausgesetzt sehen. Es beschreibt Situationen, in denen Frauen in Toppositionen berufen werden, obwohl oder gerade wenn die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns hoch ist.
Wie Frauen mit dieser Herausforderung umgehen können, damit der berufliche Schritt nicht zu einer Falle, sondern zu einer Chance wird, und welche Aufgaben Organisationen und insbesondere Führungskräfte haben, damit die Beförderung ihrer weiblichen Nachwuchsführungskräfte nicht zu einem „Glass Cliff“ wird, darüber diskutierte KPMG Partnerin Lieve Van Utterbeeck gemeinsam mit Claudia Süssenbacher (Mitglied des Vorstands der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien und der Geschäftsleitung der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien) und Martina Ernst (langjährige internationale Managerin, Unternehmerin und ausgewiesene Expertin für Fair & Equal Pay, Karriere, Leadership, Change und DEI / Diversity, Equity and Inclusion) beim „Ladies' Talk – Business Breakfast for Leading Ladies“.
Chance oder Scheitern – Bewusstsein schaffen
Geprägt wurde der Begriff „Glass Cliff“ von Professoren der University of Exeter. Im Zuge einer Studie fanden sie heraus, dass Frauen vor allem dann in Führungspositionen berufen werden, wenn die Firmen sich in Abschwung- oder Krisenzeiten befinden. Auch wenn die Beweggründe dafür zumeist positive sind, da Frauen oftmals ein besonders hohes Maß an Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und Intuition zugeschrieben und ihnen damit die Führung gerade in Krisenphasen zugetraut wird, kann diese Rolle sich als riskant herausstellen.
Unternehmen in der Verantwortung
Wie lässt sich diesem Phänomen nun im Arbeitsalltag begegnen und welche Maßnahmen können gesetzt werden, um ein solches Glass Cliff zu vermeiden? „Werden Frauen in Toppositionen berufen, sind Unternehmen in der Verantwortung, Rahmenbedingungen zu schaffen, diese zu fördern und aktiv Unterstützung anzubieten anstatt sie ins offene Messer laufen zu lassen. Was brauchst du, um deinen Job gut machen zu können, sollte hier eine der ersten Fragen sein“, so Claudia Süssenbacher.
Gleichzeitig ist auch die Eigenverantwortung ein wesentlicher Grundpfeiler, um das Glass Cliff zu durchbrechen oder idealerweise ganz zu vermeiden, meint Martina Ernst: „Frauen dürfen sich nicht in eine Rolle drängen lassen. Gerade in einer nach wie vor männerdominierten Welt müssen Frauen für sich einstehen und ganz konkret ansprechen, zu welchen Bedingungen sie diese neue Rolle annehmen können, um erfolgreich im Sinne des Unternehmens zu handeln.“