Nachhaltigkeit im Schadenmanagement kommt in der Kraftfahrt-Versicherungsbranche eine immer größere Bedeutung zu. So können beispielsweise durch die Verwendung von Gebrauchtteilen, Reparatur statt Austausch oder auch durch den Einsatz von Videobegutachtungen erhebliche CO2-Ersparnisse realisiert werden.
Gebrauchte Ersatzteile
Gebrauchte Ersatzteile gibt es bekanntermaßen auf Schrottplätzen. Früher rief man den lokalen Autoverwerter noch an und fragte nach einem passenden Teil. Heute läuft das Geschäft bereits größtenteils online. Die Autoverwerter betreiben eigene Webshops oder nutzen Plattformanbieter. Durch Plattformanbieter wird der verfügbare Bestand entsprechend überregional skaliert und die Angaben zu Teilequalität und Verbaubarkeit standardisiert. Ebenfalls stehen bereits Schnittstellen zu gängigen Schadensgutachten-Softwareprogrammen zur Verfügung.
Die Professionalisierung des Gebrauchtteilemarktes bietet Chancen für die Kraftfahrt-Versicherungsbranche. Der Einsatz eines gebrauchten Teiles spart im Vergleich zum Neuteil bis zu 100 Prozent CO2. Bei Blechteilen kann zB noch eine Lackierung notwendig werden, die wiederum CO2 verursacht.
Neben den unabhängigen Gebrauchtteile-Plattformanbietern sehen auch die Autohersteller selbst einen wachsenden Bedarf der Kund:innen für nachhaltige und gleichzeitig günstigere Ersatzteile. So bieten bereits mehrere europäische Automarken gebrauchte Ersatzteile an – teilweise unmittelbar nach Erscheinen neuer Modelle, bei denen die Teile aus Vorserienfahrzeugen stammen oder aus Altfahrzeugen, die dann in Demontagefabriken vom Hersteller zur Teile- und Rohstoffgewinnung zerlegt werden. Versicherungsanbieter sehen hier ebenfalls zunehmendes Potenzial und planen den Auf- oder Ausbau entsprechender Lösungen. Durch die bis zu 50 Prozent geringeren Kosten im Vergleich zu einem Neuteil könnten sogar zeitwertgerechte Versicherungstarife für ältere Fahrzeuge neue Kund:innengruppen ansprechen.
Reparatur statt Tausch
Im Vergleich zum Einsatz von gebrauchten Teilen ist die Reparatur statt dem Tausch bereits etabliert. So können am Beispiel der Reparatur einer Frontscheibe durch Smart Repair 99,5 Prozent CO2 eingespart werden – und das bei über 80 Prozent Kostenersparnis. Der CO2-Ersparnis-Effekt ist bei Blechteilreparaturen etwas geringer, da hier mehr Energie bei der Reparatur eingesetzt werden muss.
Videobegutachtung
Durch den Einsatz von digitalen Instrumenten wie der Videobegutachtung entfallen die An- und Abfahrten bei Schadensgutachten-Terminen. Bei durchschnittlich 30 km Fahrstrecke können so Millionen von Kilometern gespart werden. Bei kalkulatorischen 150 g CO2/km liegt der Effekt für die Unternehmen je nach Größe bei mehreren Hundert Tonnen pro Jahr. Zusätzlich kann hierdurch die Anzahl der begutachteten Fälle pro Tag erhöht werden, da die Wegezeiten entfallen.
Die Kundenakzeptanz für die CO2 sparende Videobegutachtung ist hoch und ist je nach Versicherungsunternehmen bereits mit teils über 60 Prozent die gängigste Bearbeitungsmethode.
Fazit
Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz gehen Hand in Hand. Die drei beschriebenen Beispiele tragen zur Erreichung der durch die Unternehmen erklärten Klimaschutzziele bei. Eine genaue Berechnung der CO2-Ersparnisse je Reparaturvorgang wäre für die Versicherungsbranche sicher hilfreich, um diese dann auch in der CO2-Bilanz des Unternehmens ausweisen zu können und durch Ausweitung der Angebote einen steigenden Beitrag zur eigenen Zielerreichung zu liefern.