Die Asset Management-Industrie ist wieder einmal im Umbruch. Neben regulatorischen Herausforderungen sind es vor allem die Makro-Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Verlagerung der Investmentschwerpunkte, die das Asset Management beeinflussen. Sie zeigen neue Dimensionen auf und steigern den Beratungsbedarf.

Die Asset Management-Industrie erlebte in den letzten Jahren wahrlich Höhenflüge: Insbesondere wenn man sich die kontinuierlich steigenden Assets under Management (AuM) bis Ende 2021 ansieht. Sogar absolute Höchststände wurden erreicht – auch in Österreich.

Am aufsteigenden Ast

Die Gründe dafür sind vielfältig: Das schon mehrere Jahre andauernde Niedrig- bis Nullzinsumfeld wirkt sich dabei zweifellos besonders positiv auf die Attraktivitätssteigerung von Investmentfonds im Vergleich zu anderen Finanzprodukten aus. Diese Höhenflüge auf die makroökonomischen Begleitumstände zu reduzieren, ist aber verfehlt. Denn die Asset Management-Industrie erlebte in den letzten knapp 15 Jahren seit der Globalen Finanzkrise (GFC) der Jahre 2007/08 einen massiven Wandel. Die enormen regulatorischen Anforderungen bedingten eine Konsolidierung auf Anbieterseite sowie zahlreiche Dogmenwandel: Sie führten sowohl zu einem signifikanten Anstieg des Regulierungsumfangs als auch zu einer Erstreckung von regulatorischen Rahmenwerken auf bis dahin unregulierte Industriesegmente.

Auswirkungen der Digitalisierung

So kam es mittlerweile zu einem weitgehend harmonischen Nebeneinander von aktiv und passiv gemanagten Investmentfonds. Denn es wurde erkannt, dass beide Managementansätze gewisse Vorteile haben, wobei die fortschreitende Digitalisierung – etwa die aktive Anwendung von künstlicher Intelligenz – diese Koexistenz durchaus begünstigte. Gerade das Thema Digitalisierung ist zu einer zentralen Herausforderung für die Asset Management-Industrie geworden: sowohl durch die zunehmende Konkurrenz aus der FinTech-Ecke, aber auch aufgrund steigender regulatorischer Anforderungen – Stichwort Digital Operational Resilience Act (DORA). Dies ist deshalb relevant, da in der Asset Management-Industrie Outsourcing und Delegation zentrale Eckpfeiler von Geschäftsmodellen sind. Durch die zunehmende Digitalisierung wird das zwar noch effizienter zur Anwendung gebracht, jedoch stellen die jüngeren regulatorischen Maßnahmen manche dieser Konzepte teilweise in Frage. Vor allem dann, wenn verschärfte aufsichtliche Anforderungen schwieriger in der Praxis abzubilden sind und zudem der vollzogene Brexit diesen Themen auch noch eine politische Note verleiht. Zu diesen Regulatorien zählen etwa DORA bzw der Review der Alternative Investment Fund Manager Directive (AIFMD), kurz AIFMD II genannt.

An Gegebenheiten angepasst

Gerade der Brexit zeigte, wie anpassungsfähig die Asset Management-Industrie an geopolitische Veränderungen ist: Die oftmals stark auf London ausgelegten Geschäftsmodelle sowie die Nutzung britischer Marktinfrastrukturen konnte in den letzten Jahren effizient abgefedert werden. Generell ist festzustellen, dass das Asset Management-Geschäft viel globaler bzw aus der EU-Perspektive zunehmend grenzüberschreitender wurde. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass in der EU Asset Management-Regulierung bewusst zur fortschreitenden Harmonisierung und der damit einhergehenden Realisierung des EU-Binnenmarkts für Investmentfonds eingesetzt wird. So sind grenzüberschreitende Master Feeder-Strukturen und Fondsfusionen mittlerweile genauso etabliert wie der grenzüberschreitende Vertrieb von Investmentfonds, der unlängst sogar erleichtert wurde. Durch AIFMD II ist zu erwarten, dass bestehende Inkonsistenzen regulatorischer Natur ausgemerzt und weitere Liberalisierungen, etwa im Bereich von Verwahrstellen sowie Kreditfonds vorgenommen werden. Dies sind Maßnahmen regulatorischer Flexibilisierungen, wie auch der Review der European Long Term Investment Funds (ELTIFs), der genau dieselbe Stoßrichtung hat. Zudem haben sich Investmentstrategien massiv gewandelt: Der primäre Fokus auf Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumente ist modernen Investmentansätzen gewichen. Diese decken sowohl traditionelle Assetklassen als auch ursprünglich alternative Investments ab – von Immobilien oder Private Equity bis hin zu Krypto-Assets.

Am Weg zu mehr grün

Neben diesen an sich produktspezifischen Anpassungen hat vor allem der European Green Deal einen enormen Wandel der Asset Management-Industrie eingeleitet. Gerade in Österreich waren Nachhaltigkeitsfonds, die dem Umweltzeichen (UZ) 49 entsprechen, schon immer ein Bestandteil der Produktpalette. Doch durch die regulatorischen Umsetzungsmaßnahmen des European Green Deals, etwa in den Bereichen Taxonomie, Offenlegung sowie auch Anpassungen im Bereich des Risikomanagements, kam es zu einem buchstäblich nachhaltigen Wandel der Asset Management-Industrie – begleitet von einem verstärkten medialen Fokus, als auch getrieben von einer starken Kundennachfrage. De facto gibt es keinen Anbieter mehr, der nicht einige Nachhaltigkeitsfonds im Produktportfolio hat oder auf Unternehmensebene neue ESG-Anforderungen bzw Standards umsetzt. Zudem nimmt die Asset Management-Industrie als klassischer Finanzintermediär eine zentrale Rolle in der Umsetzung des European Green Deals ein. Denn es sind Asset Manager:innen und Investmentfonds, die mit ihren Investmententscheidungen und -strategien das Bewusstsein für Nachhaltigkeit sowohl in Unternehmen als auch von Regierungen schärfen können. Andererseits sind sie ein wesentlicher Teil der Finanzierungslösung für Transformation der EU-Wirtschaft hin zur Klimaneutralität.