Die regulatorischen Anforderungen an Unternehmen nehmen kontinuierlich zu. Zugleich steigen die gesellschaftlichen Erwartungen, etwa im Hinblick auf nachhaltiges Verhalten. Eine werteorientierte Unternehmensführung ist also wichtiger denn je. Vielleicht aber auch schwieriger denn je?

Wie kann die Corporate Governance die Erwartungen erfüllen und dennoch effizient bleiben? Und wie gelingt es Unternehmen, agiler zu werden und zugleich die zunehmenden Regeln einzuhalten? Diese Fragen diskutierte Moderator David Rohde in einer neuen Ausgabe unserer Talkrunde Klardenker live mit Corporate-Governance-Expertinnen und -Experten.

  

Sehen Sie sich die Höhepunkte der Sendung an

Unsere Gäste:

  • Dr. Irina Kummert, Präsidentin des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft e. V.
  • Raffaela Rein, Gründerin, Unternehmerin
  • Dr. Jan-Hendrik Gnändiger, Partner, Head of Risk & Compliance Services, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
  • Dr. Konstantin von Busekist, Partner, Leiter Compliance- und Wirtschaftsstrafrecht, KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Gutes Handeln aus eigenem Antrieb

Die Expertinnen und Experten diskutierten die Frage, woher der Druck der zunehmenden regulatorischen Vorgaben kommt. Unternehmerin Raffaela Rein sagte, es wäre besser, wenn Unternehmen von sich aus bestimmte Dinge umsetzen würden, und nannte ein Beispiel: „Es wäre toll gewesen, hätte die Frauenquote nicht als Gesetz kommen müssen.“ Sie verwies aber darauf, dass immer mehr Unternehmen sich solchen Themen widmen, weniger aus regulatorischen Gründen, sondern weil Kunden und Mitarbeitende dies von ihnen erwarten.

Ähnlich blickte auch Ethikerin Dr. Irina Kummert auf diesen Aspekt. „Corporate Social Responsibility hätten wir gar nicht erst erfinden müssen, weil die für jeden Unternehmer selbstverständlich sein sollte.“ Allerdings habe sich gezeigt, dass sich die Gesellschaft nicht auf Moral allein verlassen könne. Die zunehmende Regulatorik sei daher ein „Misstrauensantrag an die Moral“. Die unternehmerische Antwort darauf: die Entwicklung von Compliance-Systemen, an die dann die Verantwortung delegiert werde.

Agil sein in einem regulatorischen Umfeld

Dr. Konstantin von Busekist sieht in der zunehmenden Regulatorik einen Eingriff für das unternehmerische Handeln: „Das Problem ist, dass der Gesetzgeber den Unternehmen massive Vorgaben macht, wie sie das intern zu organisieren haben, und das greift enorm in die Gestaltungsfreiheit von Unternehmen ein.“

Dies bestimmt etwa die Frage, wie agil und innovativ Unternehmen bei zunehmender Regulatorik sein können. Dr. Jan-Hendrik Gnändiger betonte: „Sich an die Regeln zu halten, verhindert kein gutes Arbeitsergebnis.“ Er räumte zugleich ein, dass man aber möglicherweise die Lust verliere, wenn man durch Vorgaben „schon ex ante“ in der Ideenfindung beschränkt werde.

Diversität als Aspekt für die Governance?

Die Wichtigkeit von Diversität für Unternehmen wurde kontrovers diskutiert. Dr. Konstantin von Busekist sieht darin weniger ein Unternehmens-, sondern ein gesellschaftliches Thema. Dr. Jan-Hendrik Gnändiger erwiderte, dass Diversität mittlerweile im Interesse von Unternehmen liege, „einfach weil uns Führungskräfte verloren gehen“. 

  

  

  

Kontaktieren Sie uns

Dr. Jan-Hendrik Gnändiger

Partner, Head of Risk & Compliance Services
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
+49 221 2073 1137
jgnaendiger@kpmg.com

Dr. Konstantin von Busekist*

Partner, Leiter Compliance- und Wirtschaftsstrafrecht
KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
+49 173 5999 775
kvonbusekist@kpmg-law.com

*Die Rechtsdienstleistungen werden durch die KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH erbracht.