Die Venture-Capital-Investitionen in Europa sind zwischen dem zweiten und dem dritten Quartal zurückgegangen. Diese Entwicklung entspricht dem weltweiten Trend und ist diversen Markt-Unsicherheiten geschuldet. Diese wurden unter anderem von den anhaltenden geopolitischen Konflikten, den bevorstehenden Wahlen in den USA und dem Mangel an Exit-Aktivitäten in verschiedenen Regionen verursacht.

Zinssenkungen könnten Trendwende bringen

Die jüngsten Zinssenkungen der Bank of Canada und der Europäischen Zentralbank im zweiten, sowie der Bank of England und der US-Notenbank im dritten Quartal hatten zwar noch keine nennenswerten Auswirkungen auf das Investitionsniveau der Monate von Juli bis September. Sie sorgen aber für einen gewissen Optimismus, dass der Markt im Jahr 2025 auf eine Trendwende zusteuern könnte.

Ausgewählte Zahlen des dritten Quartals für Europa im Überblick:

  • Die europäischen VC-Märkte verzeichneten zehn Megadeals mit einem Wert über 150 Millionen US-Dollar. Den größten VC-Deal in Europa in diesem Quartal tätigte das in Deutschland ansässige Wehrtechnikunternehmen Helsing mit 484 Millionen US-Dollar. Auch das deutsche Raumfahrtunternehmen Isar Aerospace befindet sich mit einer Kapitalerhöhung von 279 Millionen US-Dollar unter den Top Ten. Die gesamten VC-Investitionen im dritten Quartal betrugen knapp 2,5 Milliarden US-Dollar.
  • Bei Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) verlagerte sich das Interesse der Investoren von kapitalintensiven KI-Plattformen hin zu Lösungen, die auf vertikale Integration und die Anwendung spezifischer Angebote zielen. Insbesondere auf KI fokussierte Unternehmen der Verteidigungstechnologie zogen die Aufmerksamkeit von VC-Investoren auf sich, wie die Kapitalerhöhung bei Helsing zeigt.
  • Das Investitionsniveau in Cleantech-Unternehmen ist deutlich zurückgegangen. Da sich Investoren zunehmend auf die Rentabilität und eine schnelle Wertschöpfung konzentriert haben, war es für Cleantech-Start-ups, die längere Vorlaufzeiten für die Entwicklung von Lösungen und Produkten benötigen, schwieriger, Finanzmittel zu bekommen.
  • Das Interesse der VC-Investoren an Gesundheits- und Biotech-Unternehmen in ganz Europa hält hingegen an. Ein Grund dafür liegt vermutlich in der zunehmenden Anwendung von KI in der Biotechnologie. Eine Erfolgsmeldung aus diesem Sektor: Das auf Onkologie spezialisierte deutsche Unternehmen Catalym sammelte im Laufe des Quartals 150 Millionen US-Dollar ein.
  • Bei Fintech-Unternehmen gab es ebenfalls solide Investitionen und Aktivitäten, darunter eine Kapitalaufnahme von 220 Millionen US-Dollar durch die Zahlungsplattform Form3. Mehrere britische Fintechs gaben bekannt, dass sie die Gewinnzone erreicht haben, darunter das Zahlungsnetzwerk Zilch. Die Neobank Revolut erhielt in diesem Quartal eine britische Banklizenz.

Fazit und Ausblick

Der anhaltende Mangel an Exits bremst den deutschen Venture-Capital-Markt etwas aus. Die fehlende Liquidität führt dazu, dass Investoren insgesamt weniger Unternehmen finanzieren. Ein Trend, der sich aktuell in Deutschland abzeichnet, ist eine zunehmende Konzentration auf nachhaltige Investitionen. Eine Reihe von Venture-Capital-Fonds sind bereits in diesen Bereich eingestiegen. Dies könnte eine interessante Entwicklung sein, die man in den kommenden Quartalen im Auge behalten sollte.

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