Das steigende Umweltbewusstsein in der Gesellschaft und die wachsenden Umweltanforderungen zwingen Unternehmen, ihre Betriebsabläufe und Lieferketten anzupassen. Die Erwartung ist, dass Unternehmen nachhaltiger wirtschaften und mehr Verantwortung für ihre Auswirkungen übernehmen. Hier entsteht oft ein Spannungsfeld zwischen Wohlstandsgewinn und Umweltauswirkungen.
Rohstoffe sind die Grundlage der Wirtschafts- und Konsumwelt und essenziell für die Industrie, welche wiederum wesentlich zum Wohlstand der Gesellschaft beiträgt. Allerdings hat der Ressourcenverbrauch der Industrie aber auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Darüber hinaus führen die technologischen Entwicklungen in der Mobilität, der Dekarbonisierung sowie der fortschreitenden Digitalisierung zu einem steigenden Bedarf an Rohstoffen wie beispielsweise der von Batteriemetallen und Seltene Erden.
In diesem Sinne wird ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Energie zunehmend wichtiger. Hinzu kommt, dass die Industrie für die Produktion immer stärker auf knappe Rohstoffe angewiesen ist, womit die Herausforderungen einer stabilen Versorgungssicherheit weiter verschärft werden.
- Wie bewertet die Industrie diese Herausforderungen?
- Welche Relevanz hat das Thema Nachhaltigkeit für sie?
- Wie werden in Unternehmen ökologische, soziale und ökonomische Ziele miteinander verknüpft?
- Welchen Ansatz wählen die Unternehmen, um Nachhaltigkeit in ihre Strategie zu integrieren?
Dazu haben wir gemeinsam mit Lünendonk und zwei weiteren Studienpartnern 113 Unternehmen aus verschiedenen Industriebranchen befragt.
Der Maschinen- und Anlagenbau hat beim Thema Nachhaltigkeit Nachholbedarf
Unsere Umfrage zeigt eindeutig die hohe Relevanz von Nachhaltigkeitsaspekten in Industrieunternehmen. Rund 80 Prozent haben demnach eine entsprechende Strategie entwickelt. Allerdings hat erst ein Drittel davon diese Strategie bereits implementiert. Die Automobilindustrie ist im Branchenvergleich neben der Lebensmittelindustrie am weitesten fortgeschritten. Der größte Nachholbedarf besteht im Maschinen- und Anlagenbau und in der Metall- und Elektroindustrie. Fakt ist, dass die Unternehmen unter zeitlichem Druck stehen. Ab dem 1. Januar 2024 müssen Unternehmen von öffentlichem Interesse und mit mehr als 500 Mitarbeitenden über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen berichten. Positiv hervorzuheben ist, dass das Thema Nachhaltigkeit bei 90 Prozent der befragten Unternehmen eine starke Rolle für die Unternehmensleitung spielt. Auch für Kontrollgremien (87%) sowie für Mitarbeitende und Bewerbende (78%) ist Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil geworden.
Ulrich Ackermann
Vorstand Tax
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Goran Mazar
Partner, EMA & German Head of ESG
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Die meisten der von uns befragten Unternehmen gaben an, dass das Thema Nachhaltigkeit aktuell nicht bei einer einzigen Person, sondern bei mehreren Funktionen verortet ist. 64 Prozent haben einen Head of Sustainability oder einen Nachhaltigkeitsbeauftragten installiert, der das Thema Nachhaltigkeit in der Produktion verantwortet. Eine Mehrheit der Unternehmen (58 Prozent) stellt bereits Extrabudgets für die Nachhaltigkeitsagenda bereit, wobei rund 62 Prozent der befragten Unternehmen ihre Budgets in einer Spanne von zwei bis vier Prozent der jeweiligen Produktionskosten verorten. Die Mittel sind meistens zweckgebunden, wobei die Reduktion von Emissionen, die Optimierung der Energieeffizienz und des Ressourceneinsatzes die wichtigsten Projekte sind.
Digitale Lösungen sind ein wichtiges Instrument bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen
Über 90 Prozent der Unternehmen wollen ESG-Daten mithilfe digitaler Tools systematisch erfassen. 32 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihren Unternehmen bereits digitale Lösungen zur Erfassung relevanter Daten implementiert seien. Als die wichtigsten Aspekte ihrer Nachhaltigkeitsstrategie nennen die Unternehmen die Reduzierung ihrer Emissionen, des Energieverbrauchs, ihres Abfalls und die Reduktion ihres Wasserverbrauchs. Die befragten Unternehmen wünschen sich von digitalen Technologien eine leichte Bedienbarkeit, eine schnelle, einfache Implementierung in die bestehenden Systeme und Prozesse sowie eine Live-Messung und eine automatisierte Aufbereitung und Überprüfung der Daten. Neben Budget für die Digitalisierung und Automatisierung braucht es vor allem auch personelle Ressourcen, die Akzeptanz der Mitarbeitenden sowie klare Vorgaben und eine passende Strategie.