Gewinnprognosen sind zukunftsgerichtete Angaben in Form von Schätzungen zur erwarteten Gewinngröße und finanziellen Entwicklung eines Unternehmens. Als Bestandteil eines Wertpapierprospektes sind sie ein ergänzendes Instrument der Kapitalmarktkommunikation, das Investor:innen als Grundlage für die Unternehmensbewertung dienen kann und mit dem die Erwartungen von Anleger:innen und Analyst:innen proaktiv gesteuert werden können.
Unterschiede in der Ausgestaltung
Es gibt drei Formen von Gewinnprognosen: die qualifiziert komparative Prognose, die Bandbreitenprognose und die Punktprognose, wobei die Bandbreitenprognose die am häufigsten verwendete Prognoseart darstellt. Das ist eine Erkenntnis unserer Analyse von Wertpapierprospekten, die zu Eigenkapital-Emissionen am geregelten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse im Zeitraum Januar 2019 bis Dezember 2022 veröffentlicht wurden. Zudem konnten wir erkennen, dass die Ausgestaltung von Gewinnprognosen teils sehr unterschiedlich ausfällt, beispielsweise im Hinblick auf die prognostizierte Gewinngröße sowie die Darstellung der Prognosegröße und der zugrunde liegenden Annahmen und Faktoren.
Die vollständigen Ergebnisse dieser Analyse und Empfehlungen unserer Expert:innen haben wir in der Publikation „Gewinnprognosen in Wertpapierprospekten“ zusammengefasst.
Tendenz steigend: Gewinnprognosen nehmen zu
In der Vergangenheit konnte die Aufnahme einer Gewinnprognose in den Wertpapierprospekt überwiegend vermieden werden. Doch seit die neuen Regelungen für Wertpapierprospekte nach EU-Prospektverordnung 2017/1129 („EU-PVO“) verpflichtend angewendet werden müssen, gehören Gewinnprognosen meist zum Standardrepertoire eines IPO-Prospekts. Im Kalenderjahr 2019 waren lediglich zwei Kapitalmarkttransaktionen im geregelten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse zu verzeichnen, die Gewinnprognosen im Wertpapierprospekt veröffentlicht haben. Nur zwei Jahre später gab es diese Informationen bereits bei 14 Transaktionen, und damit bei mehr als der Hälfte aller durchgeführten Transaktionen im Jahr 2021.
Gewinnprognosen als Vermarktungsinstrument
Gewinnprognosen haben sich als ein wichtiges Vermarktungsinstrument für Wertpapiere etabliert. Die Aufbereitung einer prüfbaren Gewinnprognose wird somit immer häufiger ein fester Bestandteil jeder IPO-Vorbereitung sein. Sie schafft Vertrauen bei potenziellen Investor:innen und ist eine gute Voraussetzung, um künftig verlässlich im Rahmen der regulären Finanzberichterstattung mit dem Kapitalmarkt zu kommunizieren.
Prognostische Angaben wie eine Gewinnprognose in Wertpapierprospekten können das Vertrauen der Investoren im IPO-Prozess stärken und damit ein wichtiger Beitrag zu einem erfolgreichen Börsengang sein.
Zudem steht eine geprüfte Gewinnprognose für die Verlässlichkeit der prognostizierten Werte. Die sorgfältige und gut dokumentierte Erstellung der Prognose minimiert die Haftungsrisiken des Emittenten und der begleitenden Banken. Insbesondere in Zeiten geopolitischer und wirtschaftlicher Verunsicherung gewinnt die Gewinnprognose als relevantes Kriterium für die Investorenentscheidung an Bedeutung.
Unsere Analyse, die Sie hier herunterladen können, zeigt die aktuell beobachtbare Marktpraxis in Deutschland bei der Darstellung von Gewinnprognosen in Wertpapierprospekten auf und soll potenziellen IPO-Kandidaten als Hilfestellung für eigene Überlegungen dienen.
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