Die Treasury-Abteilung ist wie das Herz eines Unternehmens: Sie „pumpt“ finanzielle Mittel durch die Adern der Organisation, kontrolliert den Cashflow, minimiert Risiken und verwaltet das Kapital effizient. Doch genauso wie wir das Herz oft erst wahrnehmen, wenn es nicht mehr wie gewohnt funktioniert, so wird der Wertbeitrag des Treasury oft erst erkannt, wenn finanzielle Herausforderungen auftreten. Die Treasurer sind sich dieser lebenswichtigen Funktion bewusst, doch ihr Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens bleibt für andere Abteilungen und das Management oft verborgen.

Genauso wie präventive Maßnahmen, wie ein gutes Sportprogramm, unser Herz stärken und uns gesund halten können, können gezielte Investitionen die Effizienz und Resilienz des Treasury stärken. Dafür ist Transparenz über die Leistung und den Beitrag des Treasury unerlässlich. Wie bei der Herzgesundheit geht es darum, aufzuzeigen, was hinter den Kulissen passiert, um die Bedeutung und den Wert der Treasury-Funktion vollständig zu erkennen.

Doch warum ist diese Transparenz oft unzureichend und wie können Unternehmen diese verbessern? 

Die Diskrepanz zwischen Wert und Wahrnehmung

Einer der Gründe dafür ist die Natur der Tätigkeiten des Treasury: Sie sind oft komplex, technisch und in den Feinheiten für Außenstehende schwer zu durchdringen. Da die Arbeit des Treasury größtenteils im Hintergrund abläuft, kann es schwierig sein, den genauen Umfang und die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten zu erkennen und zu verstehen. Beispielsweise sammelt und verarbeitet das Treasury Informationen wie Fremdwährungs-Exposure, die für die wertschöpfenden und teilweise administrativen Einheiten unsichtbar sind.

Ein weiterer Faktor ist die Herausforderung, den Wertbeitrag des Treasury in messbare Zahlen zu fassen. Während andere Bereiche durch Umsatzzahlen, Verkaufszahlen oder Kundenfeedback ihre Leistung darstellen können, ist der Wertbeitrag des Treasury oft indirekt und zeigt sich eher in der Vermeidung von Risiken und der Sicherung der finanziellen Stabilität. Es ist, als würde man versuchen, den Wert eines Schiedsrichters in einem Fußballspiel zu messen: Seine Anwesenheit und seine Entscheidungen sind entscheidend für den reibungslosen Ablauf des Spiels, aber sie lassen sich nicht einfach in Tore oder Punkte umrechnen.

Dadurch entsteht eine Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Wertbeitrag des Treasury und seiner Wahrnehmung innerhalb des Unternehmens. Während das Treasury die finanzielle Gesundheit und Stabilität des Unternehmens sicherstellt, kann seine Arbeit für andere unsichtbar bleiben. Diese Diskrepanz kann zu einer Unterbewertung des Treasury führen und verhindern, dass es die Anerkennung und Ressourcen erhält, die es verdient und benötigt.

Die Bedeutung von Daten und effektivem Datenmanagement im Treasury als Grundlage eines aussagekräftigen Treasury Reporting

Angesichts der unausweichlichen Realität der Relevanz von Software und Daten bringen Berührungsängste wenig Nutzen. Es ist nicht eine Frage des 'Ob', sondern des 'Wie' ‒ Treasurer müssen sich anpassen, mit der Zeit gehen, um Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen.

Daten sind der Rohstoff, aus dem Erkenntnisse gewonnen werden können. Im Treasury-Kontext sind diese Erkenntnisse entscheidend für eine effiziente Liquiditätssteuerung, Risikominimierung und Kapitalverwaltung. Allerdings ist die reine Menge an Daten nicht entscheidend, sondern vielmehr deren Qualität und die Fähigkeit, diese Daten zu analysieren und in verwertbare Informationen umzuwandeln.

Dies erfordert ein effektives Datenmanagement, das den kontinuierlichen Fluss von genauen, aktuellen und relevanten Daten sicherstellt. Ein schlechtes Datenmanagement kann zu einer Vielzahl von Problemen führen, von ungenauen Prognosen bis hin zu Fehlentscheidungen. Hier spielen Datenintegrationslösungen eine wichtige Rolle, indem sie helfen, Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln, zu bereinigen und zu konsolidieren.

Es gibt keine Einheitslösung für das Datenmanagement im Treasury. Die optimale Lösung hängt von einer Reihe von Faktoren ab, darunter die Unternehmensstruktur, die Anzahl und Art der vorhandenen Datensysteme, die spezifischen Anforderungen des Treasury und die strategischen Ziele des Unternehmens.

Ein kleines Unternehmen mit nur wenigen Datenquellen mag mit einer einfachen Lösung auskommen, während ein großes, global operierendes Unternehmen mit mehreren Finanzsystemen und -abteilungen möglicherweise eine fortgeschrittene Datenintegrationslösung benötigt, um die Komplexität zu bewältigen.

Es ist auch wichtig, dass die gewählte Lösung flexibel genug ist, um sich an Veränderungen anzupassen. Unternehmen sind dynamische Systeme, und es ist wahrscheinlich, dass sich ihre Datenanforderungen im Laufe der Zeit ändern werden. Eine gute Datenmanagementlösung sollte daher in der Lage sein, mit dem Unternehmen zu wachsen und sich an neue Anforderungen anzupassen.

Letztlich ist das Ziel eines effektiven Datenmanagements im Treasury nicht nur, den Fluss von qualitativ hochwertigen Daten zu gewährleisten, sondern auch, ein Umfeld zu schaffen, in dem diese Daten genutzt werden können, um den Wertbeitrag des Treasury sichtbar zu machen und dessen Rolle innerhalb des Unternehmens zu stärken. Ein effektives Datenmanagement ist daher sowohl eine technische als auch eine strategische Aufgabe.

Von Daten zu messbaren Zielen und KPIs

Ziele und Performance-Indikatoren (KPIs) sind wesentliche Instrumente zur Leistungsmessung und -steuerung im Treasury. Durch die Definition klarer Ziele kann das Treasury seine Strategie und Aktivitäten fokussieren und die Aufmerksamkeit auf die Bereiche lenken, die für den Unternehmenserfolg am wichtigsten sind.

KPIs dienen als konkrete Messgrößen zur Bewertung der Zielerreichung. Dabei sollten die gewählten KPIs sorgfältig ausgewählt werden, um sicherzustellen, dass sie die Aspekte des Treasury abbilden, die für den Unternehmenserfolg entscheidend sind. Es ist auch wichtig, eine Balance zwischen quantitativen und qualitativen KPIs zu finden, um sowohl die finanzielle Performance als auch andere Aspekte wie Risikomanagement, Prozesseffizienz und Mitarbeiterzufriedenheit abzubilden.

Beispiele für mögliche KPIs könnten sein:

  • Nettozinsaufwand/-ertrag: Zinskosten, für Schulden, abzüglich der Zinseinnahmen aus seinen Investitionen. Mit einem relativen Bezug zu einer Benchmark wird die Leistung deutlicher.
  • Risikobasierte KPIs: Diese können je nach Art des Risikos, das das Unternehmen am meisten betrifft, variieren. Beispielsweise könnte ein Unternehmen, das stark von Fremdwährungen abhängig ist, den Anteil der nicht abgesicherten Währungspositionen als KPI verwenden.
  • Prozesseffizienz: Dies könnte durch die Messung der Zeit, die zur Abwicklung bestimmter Treasury-Prozesse benötigt wird, oder die Anzahl der manuellen Eingriffe in automatisierten Prozessen gemessen werden.

Wenn es um KPIs geht, gilt der Grundsatz: „Qualität vor Quantität“. Ein historischer Wildwuchs an Kennzahlen und Berichten kann tatsächlich kontraproduktiv sein, da er zu Informationsüberflutung führen und die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen ablenken kann. Daher sollte das Treasury sich darauf konzentrieren, eine begrenzte Anzahl von KPIs zu identifizieren, die wirklich relevant sind und auf die strategischen Ziele des Unternehmens ausgerichtet sind. Durch die Konzentration auf die wichtigsten KPIs kann das Treasury seine Leistung effektiver steuern und gleichzeitig die Transparenz und Verständlichkeit seiner Arbeit für andere Abteilungen und die Unternehmensführung erhöhen.

Die Bedeutung moderner Reporting-Lösungen

Es ist entscheidend, die KPIs und Daten adressatengerecht zu visualisieren. Die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, kann einen großen Einfluss darauf haben, wie sie wahrgenommen und interpretiert werden. Ein aussagekräftiges, ansprechendes und intuitives Reporting kann dazu beitragen, das Verständnis und die Wertschätzung der Arbeit des Treasury im gesamten Unternehmen zu erhöhen. Hier gilt das Prinzip "Das Auge isst mit" ‒ eine gut gestaltete und attraktive Darstellung der Daten und KPIs kann dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf den Wertbeitrag des Treasury zu lenken und seine Rolle im Unternehmen hervorzuheben.

Moderne Reporting-Lösungen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten zur Visualisierung von Daten, zur Erstellung von interaktiven Dashboards und zur Automatisierung des Reporting-Prozesses. Falls Sie diese noch nicht einsetzen, stellen Sie sich der Frage, ob genügend für die Präsentation der eigenen Wertbeiträge investiert wurde. Immerhin sind die Lösungen heute weit verbreitet und auch kein Hexenwerk mehr.  

Falls noch keine Reporting Lösung vorhanden ist, gilt es bei der Auswahl und Implementierung einiges zu beachten:

  1. Funktionale Abdeckung der Lösung: Die BI-Lösung, die Sie wählen, sollte in der Lage sein, alle erforderlichen Aufgaben effizient zu erfüllen. Dazu gehört die Fähigkeit zur Datenintegration, um Informationen aus verschiedenen Quellen zu sammeln und zu konsolidieren, komplexe Analysen durchzuführen und die Ergebnisse in einer klar verständlichen und aussagekräftigen Form zu präsentieren.
  2. Integration mit dem Treasury-Management-System (TMS): Eine reibungslose Integration mit Ihrem bestehenden TMS ist entscheidend, um einen kontinuierlichen Datenfluss und konsistente Berichte zu gewährleisten.
  3. Konzernweite Strategie: Prüfen Sie, ob es bereits eine strategische BI-Lösung im Konzern gibt, die Sie verwenden sollten. Eine einheitliche Plattform kann Synergien schaffen und die interne Zusammenarbeit erleichtern.
  4. Interne Kapazitäten und Know-how: Stellen Sie sicher, dass Sie über das notwendige interne Know-how und die personellen Ressourcen verfügen, um die BI-Lösung effektiv zu nutzen und zu verwalten. Sie sollten auch planen, wie Sie eventuell bestehende Lücken schließen können.
  5. Unabhängigkeit: Es ist wichtig, dass das Treasury-Team sich aktiv mit der BI-Lösung auseinandersetzt und die Fähigkeiten erlangt, sie zu bedienen und weiterzuentwickeln. Dies reduziert Ihre Abhängigkeit von der IT-Abteilung oder externen Beratern und ermöglicht es Ihnen, flexibel und schnell auf Veränderungen zu reagieren.
  6. Iteratives Vorgehen: Statt zu versuchen, auf einmal ein umfassendes BI-System zu implementieren, ist es oft effektiver, iterativ vorzugehen. Starten Sie mit den wichtigsten Funktionen und Berichten, die schnell Mehrwert bieten, und entwickeln Sie das System schrittweise weiter, basierend auf den Erfahrungen und dem Feedback der Nutzer. Dies ermöglicht schnelle Erfolge, fördert das Lernen und ermöglicht eine ständige Verbesserung.

Mit diesem Top-Down- und iterativen Ansatz können Sie sicherstellen, dass Ihre BI-Lösung kontinuierlich an Ihre aktuellen und zukünftigen Anforderungen angepasst wird. Und vielleicht am wichtigsten: Sie bleiben flexibel und können schnell auf neue Herausforderungen und Chancen reagieren.

In Kombination mit den anderen genannten Aspekten hilft dieser Ansatz dabei, eine BI-Lösung auszuwählen und zu implementieren, die Ihren Anforderungen gerecht wird und Ihr Treasury-Team effektiv unterstützt. So tragen Sie dazu bei, den Wertbeitrag des Treasury im gesamten Unternehmen sichtbar zu machen.

Fazit

Die Treasury-Abteilung eines Unternehmens spielt eine wesentliche Rolle für den finanziellen Gesundheitszustand und den allgemeinen Erfolg. Aber trotz ihrer Bedeutung bleibt ihre Arbeit und ihr Wertbeitrag oft unsichtbar für andere Bereiche des Unternehmens.

Durch effektives Datenmanagement, sorgfältig ausgewählte KPIs und eine passende BI-Lösung, kann die Transparenz über den eigenen Wertbeitrag verbessert werden. Diese Elemente sind entscheidend, um fundierte Entscheidungen zu treffen, Risiken zu steuern und den Unternehmenserfolg zu sichern.

Die Relevanz von Daten und KPIs kann nur dann vollständig ausgeschöpft werden, wenn sie in einer Form präsentiert werden, die leicht verständlich und aussagekräftig ist. Hier spielen moderne Reporting-Lösungen eine Schlüsselrolle.

Es ist jedoch ebenso wichtig, diese Erfolge zu kommunizieren und den Wertbeitrag des Treasury sichtbar zu machen. Wie das Sprichwort sagt: "Tue Gutes und rede darüber". Kommunizieren Sie Ihre Erfolge und zeigen Sie, wie Ihr Team zum Unternehmenserfolg beiträgt.

Das Aufgreifen und Lösen von Herausforderungen und das Investieren in passende Lösungen sind entscheidende Schritte, um die Leistungsfähigkeit des Treasury zu stärken und die Grundlage für langfristigen Erfolg zu legen.

Quelle: KPMG Corporate Treasury News, Ausgabe 133, Juni 2023
Autoren:
Börries Többens, Partner, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG
Alexander Horn, Senior Manager, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG