Der russische Angriffskrieg zeigt, auf welch fragilen Füßen Frieden und Sicherheit, aber auch unser Wohlstand in Europa stehen. Der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen treffen Deutschlands Wirtschaft und den europäischen Wirtschaftsraum als zweiter großer Schock nach der Pandemie. Für unsere Studie „Wirtschaftliche Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs“ haben wir 280 deutsche Unternehmen befragt, die Geschäftsbeziehungen nach Russland und/oder in die Ukraine haben. Wir wollten wissen, welche Auswirkungen der Krieg auf ihr Geschäft hat, welchen Einfluss die Sanktionen gegen Russland haben und wie sie auf das aktuelle Geschehen reagieren. 

Einhaltung der Sanktionen wird als größte Herausforderung gesehen

Vor allem das Identifizieren betroffener Geschäftspartner, Warengruppen und Dienstleistungen sowie das Einhalten von Ein- und Ausfuhrkontrollen werden von den befragten Unternehmen als die größten durch den Krieg bedingten Herausforderungen angesehen. Mit 64 Prozent wurde dieses Thema von den befragten Unternehmen am häufigsten als problematisch benannt.

Bei Nichtbeachtung der Sanktionsvorschriften drohen erhebliche strafrechtliche Konsequenzen für die Unternehmen und das Management.

In der Studie führen unsere Expert:innen aus, wie Unternehmen auf die Sanktionen reagieren sollten. 

Steigende Preise und unterbrochene Lieferketten erfordern Neuausrichtung

Aufgrund des Kriegsbeginns und der erlassenen Sanktionen sind die direkten Lieferketten mit Russland und der Ukraine aber auch die Lieferketten durch Russland nach Asien zerbrochen. Als Folge sind die Preise für viele Rohstoffe, Energie, Vorprodukte und Transportdienstleistungen  deutlich angestiegen. Kraftstoffpreise haben sich beispielsweise verdoppelt, der Gaspreis ist um das Dreifache angestiegen. Auch mittelfristig ist mit weiter steigenden Preisen zu rechnen.

Aus diesem Grund sind Unternehmen jetzt gefordert, Einsparungspotentiale zu identifizieren und Digitalisierungsprojekte zu priorisieren.

Die Folgen des Krieges einzuschätzen, fällt den Unternehmen sehr schwer. Dies sollte Anlass sein, die Strategien, Methoden und Prozesse im Risikomanagement zu evaluieren, um die Unsicherheiten möglichst effizient zu managen.

Mattias Schmelzer, Mitglied des Vorstands, CMO

 „Noch massiver als die direkten Folgen des Kriegs für die mit und in Russland und der Ukraine aktiven Unternehmen wirken sich die indirekten Folgen auf die gesamte deutsche Wirtschaft aus“, sagt Mattias Schmelzer, CMO bei KPMG in Deutschland. „Die Lieferengpässe und steigende Einkaufspreise betreffen über die mehrstufigen Lieferketten fast jede Branche und jedes Unternehmen.“

Vorbereitungen treffen für verschiedene Szenarien wie Öl- und Gasunterbrechungen

  

Die Erkenntnis reift, dass das Risiko geopolitischer Störfälle gewachsen ist und eine Adjustierung der Geschäftsmodelle der deutschen Wirtschaft erzwingt. Zu den Eckpfeilern des neuen Geschäftsmodells gehören die Lokalisierung der gesamten Wertschöpfungskette in allen Zielmärkten, der Aufbau redundanter Lieferstrukturen und Pufferläger sowie die Diversifikation der globalen Absatz- und Beschaffungsmärkte.

Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business

Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG in Deutschland warnt: „Das Bild dürfte sich noch einmal deutlich verdüstern, sollten tatsächlich weitgehende Sanktionen für russisches Öl und gegebenenfalls auch Gas oder diesbezügliche Lieferstopps durch Russland erlassen werden. Gänzlich unkalkulierbar wären die Folgen einer Ausweitung der Sanktionen auf China, für den Fall, dass China die westlichen Sanktionen unterlaufen oder sogar Waffen an Russland liefern sollte. Jetzt gilt es sich vorzubereiten auf weitere Szenarien.“

Russland-Ukraine-Krieg wirkt sich für viele Unternehmen negativ aufs Geschäftsergebnis aus

Unsere umfragebasierte Studie zeigt, dass der Krieg in vielen Unternehmen große Unsicherheit verursacht: 41 Prozent können die Auswirkungen auf ihr Unternehmen noch nicht einschätzen. Als Folge des Ukraine-Kriegs erwarten 46 Prozent einen Umsatzrückgang und 47 Prozent einen Ergebnisrückgang. Außerdem gehen 80 Prozent davon aus, dass der Ukraine-Krieg länger als ein Jahr negative Auswirkungen auf das eigene Unternehmen haben wird. 40 Prozent befürchten negative Auswirkungen auch noch länger als drei Jahre.

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