Trotz Homeoffice sind in vielen Büroimmobilien 2020 die Betriebskosten gestiegen. Durchschnittlich um fünf Prozent. Das ist ein Ergebnis des „NEO“, einer gemeinsamen Untersuchung von KPMG und der Bauakademie. Für diese wurden von rund 9,5 Millionen Quadratmetern die Betriebskosten von Büroimmobilien untersucht und analysiert. Die Erkenntnisse geben Aufschluss darüber, wie hoch zum Beispiel die Energiekosten sein dürfen, damit eine Immobilie als grün gilt und nach ESG-Kriterien zertifiziert wird. Außerdem zeigt der Report, wie Büroimmobilien in Zukunft gestaltet werden sollten, damit es für die Nutzer:innen attraktiver wird, aus dem Homeoffice zurückzukehren.
Reinigungs- und Wartungskosten machen großen Teil der Nebenkosten aus
Der Anstieg der Nebenkosten im Jahr 2020 mag auf den ersten Blick verwundern. Schließlich waren viele Büros nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie verwaist. Rund neun Monate lang arbeiteten die meisten von zu Hause aus. Auf den zweiten Blick wird aber klar, warum die Betriebskosten dennoch steigen konnten. Aufgrund von Hygienevorschriften mussten die Büroimmobilien häufiger und aufwändiger gereinigt werden. Auch dann, wenn nur wenig Personal anwesend war. Diese Reinigungskosten machten einen großen Teil aus. Ein zweiter Löwenanteil geht auf die Wartungskosten von Lüftungs- und Klimaanlagen zurück. Diese stiegen 2020 um 30 Prozent.
Fundierte Datengrundlage für Vergleiche
Im „NEO“ wird - getrennt für Investoren und Investorinnen sowie Selbstnutzer:innen - ausführlich auf die Entwicklung der Betriebskosten eingegangen und gemäß den verschiedenen Einflussgrößen differenziert. So werden auch das Gebäudealter, die Objektqualität und weitere Vergleichsmerkmale ausführlich betrachtet. Der Bericht liefert somit eine fundierte Grundlage, um sich mit Mitbewerbern zu vergleichen und die Nebenkosten der eigenen Immobilien analysieren zu können. Der „NEO“ liefert etwa Daten, um die Nebenkostenvorauszahlungen besser planen zu können.
Datenlage im Bereich ESG ist noch lückenhaft
Eines macht der Bericht auch deutlich. Vielen Immobilienbetreibern fehlt es an Daten, um aussagekräftige Vergleiche bei ESG-Kriterien treffen zu können. Zwar sollen viele Büroimmobilien nachhaltiger und mit weniger CO2-Ausstoß betrieben werden. Da die Datenlage hier in vielen Bereichen noch lückenhaft ist, sollte diese erst ausgebessert werden, bevor entsprechende Benchmarks aufgestellt werden können. Um gewinnbringende Erkenntnisse zu bekommen, sollten Unternehmen dazu übergehen, Datenmanagement in die Unternehmensstrategie einzubinden.
Büros sollten attraktiver werden
Die Auslastung vieler Büros ist auch zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie noch niedrig. Der wirtschaftliche Druck auf die Betreiber:innen, Besitzer:innen und Investor:innen steigt. Büros sollten effizienter werden und so gestaltet werden, dass sie für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder attraktiver werden. Lösungsansätze könnten sein, dass Bürokonzepte dem Workflow angepasst werden und damit die Flächeneffizienz gesteigert wird. Auch der Einfluss des mobilen Arbeitens sollte in New-Work-Konzepten berücksichtigt werden. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass die Mitarbeiter:innen ihre Arbeitsplätze frei wählen können.
NEO ist der offizielle Nachfolger des OSCARs, der bis 2019 erschienen ist. Ein neuer Beirat bestehend aus EDGE, ENGIE, Eurocres, Gegenbauer, KPMG und MVGM begleitet die Ausgestaltung des „NEO“.
Dr. Sven Weberbauer
Director, Advisory, Corporate Real Estate Management
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft