Die CEOs großer Unternehmen aus der Fertigungsindustrie haben zwei Dinge aus der Pandemie mitgenommen. Das zeigen unsere „Global Manufacturing Prospects“, eine Befragung unter CEOs der Fertigungsindustrie. Demnach sind die Unternehmen vor allem darum bemüht, ihre Lieferketten bestmöglich gegen Störungen abzusichern und nachhaltig resilienter zu gestalten. Dazu wollen sie auch in neue Technologien investieren, um so künftig Geschäftsunterbrechungen zu vermeiden.
Der Bericht zeigt außerdem, dass die Pandemie, der Klimawandel und die Geopolitik die Führungskräfte dazu veranlassen, sich noch stärker als bisher auf eine doppelte Transformation zu konzentrieren: intelligente Digitalisierung und die Konzentration auf ökologische, soziale und Governance-Ziele (ESG). Angesichts des Fachkräftemangels und der zunehmenden Forderungen von Arbeitnehmer:innen , Kund:innen und Investoren nach Veränderungen ist die Notwendigkeit, Technologien zu erwerben, die die gesamte Wertschöpfungskette verändern, dringender denn je.
Digitale Lösungen sollen Lieferketten absichern
Der Wille, die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu erhöhen, ist eine Verschiebung der Prioritäten und eine direkte Folge der vergangenen zwei Pandemie-Jahre. In den Jahren vor Covid-19 hatten die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ihren Fokus vor allem daraufgelegt, die digitale Transformation voranzutreiben und so kosteneffizient wie möglich zu operieren. Nun sollen die Vorteile der digitalen Möglichkeiten schwerpunktmäßig dazu genutzt werden, um die Resilienz und die damit verbundene Versorgungssicherheit zu erhöhen.
In der Umfrage sagen die CEOs, dass sie neue Technologien vor allem dazu nutzen wollen, um ihre Lieferketten, deren Funktionalität und die Zusammenarbeit mit Lieferanten stärker zu überwachen. Über digitale Lösungen können die Lieferketten transparenter gestaltet werden. Das erleichtert wiederum die Kontrolle und bietet Unternehmen auch die Möglichkeit, die Lieferketten zu steuern und flexibel und schnell auf neue Situationen zu reagieren.
Ulrich Ackermann
Bereichsvorstand Tax, Head of Industrial Manufacturing
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
ESG und Unternehmenswerte gewinnen an Bedeutung
Die Pandemie hat nicht nur die Lieferketten stärker in den Fokus gerückt. Unsere Befragung zeigt auch, dass die Krisenjahre dazu bewegt haben, sich grundsätzliche Fragen zu Unternehmenszweck und -sinn (Purpose) zu stellen. 77 Prozent der CEOs gaben an, dass seit Beginn der Pandemie die emotionale Bindung zum Unternehmen zugenommen hat. 67 Prozent gaben außerdem an, dass die Werte und der Unternehmenszweck für sie wichtiger als der kurzfristige wirtschaftliche Erfolg seien.
In diesem Zusammenhang spielt auch die ESG-Ausrichtung des Unternehmens eine immer relevantere Rolle. Die Führungskräfte gaben an, dass es für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter:innen von größerer Bedeutung werde, sich beim Thema ESG klar zu positionieren. Insbesondere Bewerber und neue Mitarbeiter*innen legen einen zunehmend höheren Wert auf die Einhaltung der ESG-Kriterien.
Gegenwärtig tun sich noch 48 Prozent der Unternehmen noch schwer, eine verständliche und überzeugende Positionierung in Bezug auf ESG zu kommunizieren.
Um qualifizierte Mitarbeiter:innen zu gewinnen und zu halten, geht es nicht allein um die finanzielle Entlohnung. Unerlässlich ist ein wertschätzendes Arbeitsumfeld, in dem sich die Mitarbeiter:innen wohlfühlen und den Beitrag ihrer Arbeit kennen.
Eine große Mehrheit (84 Prozent) gibt in der Befragung an, dass sie in den nächsten drei Jahren ihr Personal aufstocken will. Doch was erwarten neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihrem neuen Arbeitgeber? Die Pandemie hat hier einiges geändert. Viele Arbeitsplätze sind ins Homeoffice verlegt worden, kommuniziert wird über digitale Kanäle. Die Produktivität wurde durch die hybriden Arbeitsformen zwar nicht beeinträchtigt, aber Teambildung und Innovation sind schwieriger geworden. Deswegen sind die Unternehmen gefragt, Möglichkeiten zu schaffen, bei denen sich die Mitarbeitenden kreativ austauschen und auch treffen können. Wichtig wird es ebenfalls sein, sinnstiftende Ansätze zu kreieren, um so neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen bzw. langfristig zu binden.
Die Pandemie-Jahre haben in den produzierenden Unternehmen auch zu wirtschaftlichen Turbulenzen geführt. Dennoch sehen die CEOs auch die positiven Seiten. Denn durch die Krise sind notwendige Veränderungen schneller angestoßen und umgesetzt worden. Die Krise wurde von vielen als Chance begriffen, frühzeitig die Initiative zu ergreifen und sich nicht von den Ereignissen treiben zu lassen.
Methodik der Befragung
Für die „Global Manufacturing Prospects“, bisher „Global Manufacturing Outlook“, haben wir weltweit rund 150 CEOs der Fertigungsindustrie befragt, wie sie die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen einschätzen und was ihnen bei der strategischen Ausrichtung auf die Herausforderungen des Jahres 2022 am wichtigsten ist. Das Ergebnis ist ein Bericht, der die Meinungen von Führungskräften in elf Ländern in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum umfasst.
Lesen Sie den Bericht und erfahren Sie, wie KPMG International die Meinungen von CEOs analysiert, um Wegweiser für eine transformative Roadmap zu liefern.
In unserem Blogbeitrag haben wir die Ergebnisse der Studie für Sie eingeordnet.