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Bei der Transformation zu einer CO2-neutralen Wirtschaft wird der Faktor Mensch bislang zu wenig betrachtet. Unternehmen werden die Dekarbonisierung nur umsetzen und Net Zero erreichen können, wenn sie auch das Humankapital – ihre Mitarbeitenden – angemessen berücksichtigen. Unsere englischsprachige Studie beschreibt wichtige Schritte.

Auf Unternehmen wächst der Druck, für den Klimaschutz die Dekarbonisierung mit klaren Netto-Null-Strategien umzusetzen. Zwar betrachten die meisten Unternehmen inzwischen den Klimawandel und die Risiken daraus als wesentliche Themen und erkennen, dass die Transformation zu einer CO2-neutralen Wirtschaft erhebliche Veränderungen mit sich bringt.

Hierbei werden drei der vier wichtigen Säulen bereits vielfach thematisiert und adressiert: die Mobilisierung von Kapital, Technologie und Innovation sowie politisches Handeln und Regulierung. Die vierte Säule wird bislang aber zu wenig betrachtet: der Faktor Mensch.

Damit alle an einem Strang ziehen

Ausreichendes Kapital, das passende politische und regulatorische Umfeld und die richtigen Technologielösungen genügen nicht, um die Dekarbonisierung erfolgreich umzusetzen. Die Unternehmen werden ihre Netto-Null-Ziele schwerlich erreichen, wenn nicht auch Maßnahmen hinsichtlich des Humankapitals angemessen berücksichtigt werden.

Dies bedeutet vor allen Dingen, die Mitarbeitenden einzubeziehen. Denn für die gewaltige Transformation werden mehr als nur die richtigen Fähigkeiten und Kenntnisse benötigt. Die Ziele können nur erreicht werden, wenn alle am gleichen Strang ziehen  - jede:r Mitarbeitende nimmt beim Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft eine wichtige Rolle ein.

Kernthemen im Hinblick auf den Faktor Mensch

Mitarbeiterbezogen sind in Unternehmen insbesondere die folgenden Themen relevant:

  • Es gilt, die Mitarbeitenden im Wandel mitzunehmen. Wenn das Geschäftsmodell entsprechend der Nachhaltigkeitsstrategie verändert oder umgestellt wird, kann es zu Widerständen kommen. Dies kann den Erfolg minimieren oder sogar blockieren. Es besteht die Gefahr erhöhter Fluktuation. Daher sollten passende Change-Management-Maßnahmen ergriffen und transparent kommuniziert werden.
  • Vergütung und Benefits sind wesentlich, um die Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich umzusetzen. Durch gezielte Incentives kann die Umsetzung gefördert werden, indem die Motivation zum Wandel angestoßen und belohnt wird.
  • Eine Nachhaltigkeitsstrategie bringt es mit sich, dass manche Themen anders oder neu bedient werden. Dadurch wandeln sich Bedarfe an bestimmten Fähigkeiten und Kenntnissen. HR-Abteilungen sind gefordert, die bestehenden Mitarbeitenden entsprechend weiterzuentwickeln (z. B. Erwerb neuer Kompetenzen  - Stichwort „Upskilling“).

Zudem sollten Unternehmen – mit Blick auf den Governance-Aspekt im Kürzel ESG – ihre Vorstandsstruktur anpassen. Es braucht im Vorstand einen Nachhaltigkeitsexperten oder eine -Expertin (Chief Sustainability Officer), um die Themen mit der notwendigen Expertise und der entsprechenden Prominenz und Durchsetzungskraft voranzutreiben.

HR-Themen auch im Deal-Umfeld relevant

Die angesprochenen Aspekte zum Humankapital und dem Faktor Mensch in der Transformation zu klimaneutral agierenden Unternehmen sind dabei auch für Unternehmensbewertungen relevant und sollten daher in Due-Diligence-Prozessen bereits berücksichtigt werden, neben den typischen Nachhaltigkeitsfaktoren wie CO2-Bepreisung. 

Mögliche Fragestellungen: Gibt es einen sinnvollen Weg zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie? Werden hierzu Incentives richtig gesetzt? Werden Mitarbeitende weiterentwickelt? Wurde eine entsprechende Vorstandsstruktur eingeführt? 

Aktuelle Studie zeigt Lücken und notwendige Schritte auf

Eine aktuelle Studie von KPMG International und der international tätigen Wirtschaftskanzlei Eversheds Sutherland untersucht, wie Unternehmen weltweit ihre Mitarbeitenden in ihre Dekarbonisierungsvorhaben einbeziehen. Es zeigt sich: Zwischen den Netto-Null-Zielen von Unternehmen und den vorhandenen Strategien und Talenten bestehen noch Lücken.

Fast die Hälfte der befragten Führungskräfte rechnet mit Widerstand von Mitarbeitenden gegenüber signifikanten Anpassungen des Geschäftsmodells, die zur Erreichung der Netto-Null-Ziele notwendig werden. Rund ein Drittel erwartet, dass die Dekarbonisierungspläne des Unternehmens negative Effekte auf Mitarbeitende haben werden.

Der englischsprachige Report zeigt aber zugleich: Mit den richtigen Anreizen und Ressourcen können Mitarbeitende ihren Unternehmen helfen, Netto-Null zu erreichen und damit zu den weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Klimafolgen beizutragen. 

Für die Studie wurden im August 2021 Vorstandsmitglieder, Direktoren und C-Level-Führungskräfte von 1.095 führenden Unternehmen aus Deutschland und zehn weiteren Schlüsselmärkten und aus 16 Schlüsselbranchen interviewt. Zudem wurden Interviews mit sechs der angesehensten Vordenker aus der Wirtschaft im Bereich Klimawandel/Nachhaltigkeit geführt.