Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ballungsräumen. In Deutschland leben sogar zwei Drittel aller Menschen in Städten, Tendenz steigend. Die Weltbank geht davon aus, dass sich die Stadtbevölkerung bis 2050 mehr als verdoppeln wird. Dann würden fast sieben von zehn Menschen in einem städtischen Zentrum leben.
Welche immense Rolle Städte für das wirtschaftliche Leben haben, zeigt eine Statistik der Vereinten Nationen. Laut ihr werden mehr als 80 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts in den Städten erwirtschaftet. Das hat Folgen für die Umwelt. Ballungsräume sind für bis zu 80 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs und mehr als 60 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Studie beleuchtet, wie Ballungsräume zukunftsfit werden
Wie also kann eine Stadt so gestaltet werden, dass sich die Menschen dort wohl fühlen, sicher leben und ihrer Arbeit nachgehen können, die Emissionen sinken, gleichzeitig eine moderne Infrastruktur gegeben ist und Einrichtungen wie Behörden mit modernen Standards arbeiten? Unsere englischsprachige Studie „Future of the cities“ geht auf diese Fragen ein und beleuchtet, wie Ballungsräume zukunftsfit gemacht werden. In der ausführlichen Analyse werden dazu verschiedene Aspekte beleuchtet und positive Beispiele vorgestellt.
Torsten Kaiser
Bereichsvorstand Öffentlicher Sektor
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Anwohner: innen erwarten zeitnahe, präzise und bürgernahe Dienstleistungen
Die Städte stehen in der Verantwortung, die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Interessengruppen, denen sie dienen, zu erkennen, zu verstehen und darauf zu reagieren. Bewohnerinnen und Bewohner haben zum Beispiel oft tiefgreifendere Erwartungen, Anforderungen und Rechte als Tourist: innen, die eine Stadt nur kurz besuchen. Anwohner: innen erwarten zum Beispiel zeitnahe, präzise und bürgernahe Dienstleistungen, die den persönlichen Anforderungen als auch denen des Gemeinwohls gerecht werden. In der Studie zeigen wir an einem Beispiel aus Saudi-Arabien, wie das funktionieren kann. Dort wurde während der ersten Corona-Welle eine App veröffentlicht, mit der während eines Lockdowns schnell und unkompliziert Ausgangsgenehmigungen beantragt werden konnten. Inzwischen können über die App Impftermine gebucht werden, außerdem werden darin Dokumente wie der Personalausweis, der Führerschein oder KfZ-Zulassungen verwaltet.
Deutsches Projekt stellt Anwohner: innen in den Mittelpunkt
Wie die Bedürfnisse von Anwohner: innen aussehen, wissen diese zumeist am besten. Deswegen hatte die Stadt Heilbronn in Baden-Württemberg das Projekt „Digitale Stadt Heilbronn 2030“ ins Leben gerufen. Die 125.000 Anwohnerinnen und Anwohner waren aufgerufen, den Plan mitzugestalten und sich zu Fragen rund um die Mobilität in der Stadt sowie die Verbesserung von Verwaltung und Infrastruktur zu beteiligen. Das Projekt wurde von uns unterstützt. Einer der Hauptgedanken: Technische Lösungen sollen kein Selbstzweck sein, sie sollen den Anwohner: innen nutzen, Probleme lösen und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger verbessern.