Welche Erwartungen haben deutsche und britische Unternehmen in Zeiten von Brexit und Covid-19? Mit welchem Brexit Szenario hatten sie gerechnet und wie schätzen sie die Zeit nach dem Brexit ein? Gemeinsam mit der British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) haben wir 66 deutsche und britische Unternehmen mit Geschäftsbezug zu Deutschland und Großbritannien zu diesen Themen befragt. Unsere Umfrage fand im September und Oktober 2020 statt, und damit wenige Wochen vor dem Beschluss des Handels- und Kooperationsabkommens sowie vor dem finalen Austritt Großbritanniens aus der EU.
Die Ergebnisse zeigen, dass die aktuelle Lage der Unternehmen stark von den Auswirkungen der Pandemie geprägt ist:
Bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen (54 Prozent) sinken die Umsatzerlöse in 2020.
Im Vergleich mit der Vorjahresbefragung erwarten sechsmal so viele Unternehmen für die Zukunft sogar starke Umsatzrückgänge, nämlich 31 Prozent gegenüber 5 Prozent. Hintergrund dieser düsteren Aussichten ist die Doppelbelastung aus Corona-Pandemie und Brexit-Unwägbarkeiten.
Andreas Glunz
Bereichsvorstand International Business
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Auch die Zukunftserwartungen zu den Umsatzerlösen unterscheiden sich von der gegenwärtigen Momentaufnahme nur wenig, sondern deuten auf einen nachhaltigen Trend: Ca. ein Viertel aller Befragten rechnet auch in den kommenden drei bis fünf Jahren mit starken Umsatzrückgängen.
Zugleich erwarten die meisten Befragten deutlich steigende Kosten aufgrund des Brexits. Wesentliche Kostensteigerungen betreffen erhöhte Verwaltungsaufwendungen (78 Prozent) und steigende Logistikkosten (70 Prozent), gefolgt von steigenden Zöllen (68 Prozent).
Zusätzliche Verwaltungsaufwendungen fallen an, da im Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU eine ganze Reihe neuer Regularien und Formalitäten zu beachten sind, u. a. in den Bereichen Immigration, Datenschutz, Zollabwicklungen und Steuern. Aufgrund der zusätzlichen Zollformalitäten und drohenden Störungen als Folge der neuen Grenzkontrollen werden höhere Logistikkosten erwartet. Neue bzw. steigende Zölle können die Unternehmen gleich mehrfach belasten, sowohl bei der Ausfuhr als auch bei der Einfuhr von Waren in den EU-Markt. Dies wirkt sich insbesondere bei dem Bezug von Vorprodukten aus der EU und späterem Export der Endprodukte in die EU aus.
Unternehmensverlagerungen nach dem Brexit
Bis auf Weiteres wollen knapp sieben von zehn Befragten (68 Prozent) keine Maßnahmen zur Verlagerung ihres Unternehmens ergreifen. Selbst bis 2025 sei nichts Derartiges geplant, lassen immerhin 61 Prozent der Befragten wissen. Wenn Verlagerungen in die EU geplant sind, dann aber vorrangig nach Deutschland (14 Prozent wollen nach Deutschland verlagern, 17 Prozent in andere EU27-Länder).
Chancen für Unternehmen nach dem Brexit
Mögliche neue Partnerschaften von Unternehmen jenseits und diesseits des Ärmelkanals auf Drittmärkten erachten lediglich 8 Prozent der Umfrageteilnehmer als eine sichere oder sehr wahrscheinliche Post-Brexit-Option. Noch deutlicher ist die Skepsis im Hinblick auf die Überlegungen, man könne an einem neuen US-amerikanisch-britischen Handelsabkommen partizipieren oder das Regelungsumfeld und administrative Aspekte würden künftig einfacher als bisher: Beides halten lediglich 5 Prozent für sicher oder wahrscheinlich. Vielmehr wird stattdessen mit zusätzlichen administrativen Belastungen gerechnet, beispielsweise im Bereich Datenschutz. Da Großbritannien infolge des Brexits zum Drittland wird, bedarf es neuer Regelungen zu der Frage, welche Daten noch unter welchen Bedingungen übertragen werden können.
Für tiefergehende Befragungsergebnisse kontaktieren Sie uns gerne. Unser Experte Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business, steht Ihnen hierzu sowie zu allen anderen Fragen rund um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits und der Covid-19-Pandemie gerne zur Verfügung.
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Partner, Audit, Leiter der Country Practice Großbritannien
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