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Welche Erwartungen haben Europas Unternehmen in Zeiten von Covid-19 an ihre Zukunft? Und was wünschen sie sich von der deutschen Regierungspolitik? Das wollten wir genau wissen und haben dazu gemeinsam mit der British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) 181 europäische Unternehmen mit Geschäftsbezug zu Deutschland befragt. Unsere Umfrage fand im Juni 2020 in insgesamt acht Ländern statt (Italien, Vereinigtes Königreich, Schweiz, Frankreich, Spanien, Schweden, Niederlande und Deutschland).

Die Ergebnisse zeigen, dass die Zukunftserwartung der Unternehmen stark von den Auswirkungen der Pandemie geprägt ist: 41 Prozent der Befragten geben an, dass sie ihre Geschäftstätigkeit nur mit großen oder sogar massiven Beschränkungen fortsetzen können. Drei Prozent der Teilnehmer erwarten durch die Covid-19-Pandemie eine Insolvenz. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) schätzt aber auch, ihre Geschäftstätigkeit nach dem Lockdown mit nur minimalen oder gänzlich ohne Einschränkungen fortsetzen zu können.

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Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie werden in den von uns befragten Ländern jedoch unterschiedlich stark wahrgenommen. In Italien bekundet mehr als jedes zweite Unternehmen (57 Prozent), dass Ihre Geschäftsaktivitäten sehr wesentlich durch Covid-19 eingeschränkt sind. In der Schweiz hingegen war nur gut jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) derart stark betroffen und jedes fünfte befragte Unternehmen (21 Prozent) hat sogar gar keine Einschränkungen registriert. 

Zudem zeigt unsere Umfrage, dass weniger als ein Drittel (29 Prozent) der befragten Unternehmen glaubt, dass die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die eigenen Geschäftsaktivitäten bis zum Jahresende 2020 überwunden seien werden. Weitere 41 Prozent gehen davon aus, dass sie noch bis Ende 2021 davon beeinflusst bleiben. Jedes vierte Unternehmen nimmt an, dass die eigenen Geschäftsaktivitäten länger als bis Ende 2021 von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen sein werden.

Mehrheit der Unternehmen erwartet Ergebnisrückgänge

67 Prozent (von 166 Unternehmen, die die betreffende Frage beantwortet haben) rechnen mit einem negativen Jahresergebnis. Fast 40 Prozent befürchten sogar einen sehr starken oder sogar existenzbedrohenden Ergebnisrückgang durch die Covid-19-Pandemie. Dabei spüren die befragten Unternehmen den durch Corona verursachten Wandel in verschiedenen Bereichen: Der größte Einfluss der Pandemie zeigt sich in veränderten Tagesroutinen und Prozessen (59 Prozent). Zudem wirken sich eine rückläufige Nachfrage (45 Prozent) und resultierende Kosteneinsparungsprogramme (28 Prozent) am deutlichsten bei den befragten Unternehmen aus.

In UK und Italien zählen Liquiditätsengpässe als unmittelbare Folge der Covid-19-Pandemie zu den wichtigsten Auswirkungen auf die aktuelle Geschäftstätigkeit - in Italien gehört dies sogar zu den Top-3-Herausforderungen. 

Schwachstelle Kommunikation

Die Pandemie deckt aber auch die Schwachstellen und damit die Potenziale für Anpassungen in Unternehmen auf. Unsere Umfrage zeigt: Fehlende Kommunikation mit externen Stakeholdern (26 Prozent) sowie mit Mitarbeitern (21 Prozent) waren neben einer unzureichenden digitalen Infrastruktur (19 Prozent) die größten Schwachstellen, die die befragten Unternehmen während der Covid-19-Pandemie identifiziert haben.

Das Fehlen digitaler Infrastrukturen wurde in UK wesentlich häufiger als Schwachstelle identifiziert (17 Prozent) als in Frankreich (4 Prozent). Die Abhängigkeit von einzelnen Kunden wurde in der Schweiz häufiger festgestellt als in UK (16 zu 5 Prozent).

Die Krise als Digitalisierungs- und Diversifizierungstreiber

Als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie beabsichtigen 47 Prozent der befragten Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Jahre die Digitalisierung interner Prozesse voranzutreiben und zu verbessern. 40 Prozent planen das Produkt- und Serviceportfolio innerhalb der nächsten zwei Jahre zu diversifizieren. Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) will seine digitalen Vertriebskanäle aufwerten.

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Wunsch nach besserer digitaler Infrastruktur und verstärkter EU-Integration

Da alle befragten europäischen Unternehmen auch in Deutschland unternehmerisch aktiv sind, haben wir Sie gefragt, wie die deutsche Politik den Standort attraktiver machen kann. Die wichtigste Forderung ist die nach Investitionen in die digitale Infrastruktur (73 Prozent). Über die Hälfte der Unternehmen, darunter auch solche aus der Schweiz und dem Vereinigten Königreich, fordern zudem eine intensivere Integration in die Europäische Union (54 Prozent). Dieser Wunsch liegt noch vor der Forderung nach Steuerermäßigungen (40 Prozent).

Am deutlichsten kommt der Appell zur verstärkten EU-Integration aus Italien und Frankreich. Aber auch in der Schweiz und in UK ist dies der am zweithäufigsten genannte Wunsch  - wenn auch weniger stark ausgeprägt.

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Für tiefergehende Befragungsergebnisse kontaktieren Sie uns gerne. Unser Experte Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business steht Ihnen hierzu, aber auch zu allen anderen Fragen rund um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, gerne zur Verfügung.