Sie liefern entscheidende Informationen für Handelsgeschäfte, Treasury-Operationen, Compliance- und Risikomanagement sowie Reporting- und Jahresabschlussprozesse. 

Zu den essenziellen Marktdatenprodukten zählen Preisinformationen wie zum Beispiel Börsenkurse für Aktien, Derivate und Rohstoffe, -Währungskurse oder Zinssätze, die sowohl in Echtzeit, zeitverzögert oder per Abruf bei dem Endnutzer dieser Informationen ankommen. Technisch unterscheidet man zusätzlich zwischen Streaming-Daten, Snapshots oder Zeitreihen. Darüber hinaus sind auch Referenzdaten wie Unternehmenskennzahlen, Ratings und Wertpapierstammdaten von großer Bedeutung. 

Trotz ihrer hohen strategischen Bedeutung sehen sich Unternehmen oft mit Herausforderungen und Problemen im Umgang mit Marktdaten konfrontiert. Hierzu gehören auf der einen Seite der steigende Datenbedarf und die hohen Kosten der Daten und auf der anderen Seite neue regulatorische Anforderungen sowie komplexe Lizenzmodelle und mangelnde Transparenz über die Verwendung der Daten.

Das Ziel bei der Definition einer Marktdatenstrategie ist es, die eine optimale Balance zwischen Kosteneffizienz und Compliance sicherstellt.

Herausforderung 1: Steigender Datenbedarf

Es gibt mehrere Gründe, warum der Bedarf an Marktdaten in den letzten Jahren gestiegen ist:

  • Zunehmende Regulierung: Neue gesetzliche Vorschriften führen oft zu einer zusätzlichen Reporting-Pflicht, für welche oft neue Datenlösungen zum Einsatz kommen., wie MiFID II oder Basel III, müssen Unternehmen detailliertere und genauere Marktdaten sammeln und verwenden, um Compliance-Anforderungen zu erfüllen.
  • Prozessoptimierung: Automatisierung von Handelsabläufen und Verbreitung von Algo-Trading 
  • Datenanalyse: Die Verfügbarkeit und Nutzung von Big Data und fortschrittlichen Analysetools hat Unternehmen dazu veranlasst, mehr Marktdaten zu sammeln, um fundiertere Entscheidungen zu treffen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
  • Erweiterte Analysemöglichkeiten: historische Marktdaten werden verstärkt für Analysen und Simulationen teilweise mit Hilfe von Machine Learning eingesetzt.

Herausforderung 2: Intransparenz über die wichtigsten Aufwandstreiber

Vielen Unternehmen ist nicht im Detail bekannt, wie sich die Kosten für ihre individuelle Marktdatenlösung zusammensetzen. Dabei gibt es mehrere Ansatzpunkte für eine Optimierung. 

  • Umfang der Datenverwendung: Wenn bei Unternehmen die Prozesse rund um die Verwendung von Marktdaten suboptimal organisiert sind, dann ist der Verbrauch oft deutlich höher als er sein müsste.
  • Kontrolle über die Verteilung der Daten im Konzern: Sobald die Daten einmal im Konzern angekommen und verarbeitet sind, werden sie häufig an weitere Systeme weitergereicht bzw. einer hohen Anzahl der User zugänglich gemacht. Diese Praxis führt oft zu Compliance-Risiken und als Folge zu hohen Vertragsstrafen, welche die Datenanbieter verlangen können.  
  • Wahl der passenden Datenprodukte: Die Produkte müssen für den Einsatzweck geeignet sein. Man kann den gleichen Use-Case mit unterschiedlichen Datenprodukten abbilden, jedoch unterscheiden sich die Konditionen zum Teil erheblich. 

Bei der Auswahl der Datenprodukte müssen folgende Parameter berücksichtigt werden:

  • Aktualität: Echtzeit vs. zeitvezögert, wobei die Verzögerung von einigen Sekunden bis mehrere Tage betragen kann
  • Volumen
    • Bereitstellung von historischen Daten im Vergleich zu den erforderlichen Art der angeforderten Marktdaten (Währungen, IR-Kurven, etc.)
    • Zusätzliche analytische Dienste
    • Zusätzliche Dienste für regulatorische und Compliance-Berichterstattung
  • Verteilung
    • Anzahl der Zugriffe, Benutzer, erforderliche Lizenzen
    • Nutzungsrechte/Verbreitungsrechte intern/extern
    • Erstellung eigener Produkte/Benchmarks, Derived Data
    • Geografische Abdeckung
  • Infrastruktur
    • Basis-Abonnementgebühren
    • Anzahl der Terminals, Cloud-Nutzung, Verteiler-Systeme
    • Grad der Anpassung und Integration in das Treasury Management System

Herausforderung 3: Die Marktmacht der Anbieter

Der Markt für Marktdatenprodukte wird von wenigen dominanten Anbietern beherrscht, die neben Rohdaten oft auch die technische Infrastruktur bereitstellen. Andere Akteure wie Börsen, Ratingagenturen und spezialisierte Datenanbieter erreichen jedoch nicht die Breite und Funktionalität der großen Player. Für Unternehmen mit hohem Marktdatenbedarf sind sie meist keine Alternative. 

Die großen Anbieter bestimmen die Preisgestaltung und entwickeln komplexe Lizenzmodelle, die den Unternehmen Flexibilität nehmen und hohe Mehrkosten verursachen können. Viele Unternehmen müssen nicht nur die richtigen Datenquellen wählen, sondern auch kosteneffiziente Vertragsmodelle, insbesondere international, verhandeln.

In den letzten Jahren haben alle Anbieter ihre Preismodelle deutlich verteuert und viele lizenzfreie Anwendungsfälle kostenpflichtig gemacht, was Unternehmen mit Compliance-Problemen und teuren Nachlizenzierungen konfrontiert. Dies zeigt die Notwendigkeit einer professionellen Marktdatenverwaltung, um den Datenbezug optimal zu steuern und Kostensteigerungen zu begrenzen.

Herausforderung 4: Marktdatenmanagement

Viele große Unternehmen haben kaum eine Übersicht darüber, welche Marktdatenquellen wo und wie genutzt werden. In Unternehmen mit komplexen Systemlandschaften, wenn die Daten von einem System zum anderen weitergereicht werden, ist die Kontrolle besonders erschwert. Als Folge sind die Unternehmen an einer Stelle unterlizenziert und haben hohe Compliance-Risiken und an einer anderen Stelle bezahlen sie mehr, als sie benötigen.

Häufig passen Unternehmen ihre Datenstrategie nicht schnell genug an veränderte Geschäftsprozesse oder Unternehmensstrukturen an. Dies führt zu ineffizienten Strukturen und unnötigen Mehrkosten. Gleichzeitig steigt die Menge der gespeicherten und genutzten Daten kontinuierlich, da neue Reporting-Pflichten und regulatorische Anforderungen die Notwendigkeit einer präzisen Dokumentation verstärken. 

Marktdaten sind nicht nur teuer, sondern auch komplex zu managen. Sie werden in verschiedenen Abteilungen genutzt, was eine enge Abstimmung zwischen Fachbereichen, IT und Marktdatenmanagern erfordert. 

Auch bei der Verantwortung sieht man in der Industrie unterschiedlichste Herangehensweisen. Selten gibt es einen Marktdatenmanager, der sich mit den internen Prozessen auskennt, um den Bedarf zu bestimmen, der den Anbietermarkt überblickt, um Kostensteigerungen zu vermeiden und die Systemlandschaft versteht, um die Integration und Verteilung der Daten zu optimieren.

Lösungsansatz: Aufbau einer Marktdaten Governance und Strategie

Es stellt sich konsequenterweise die Frage, wie die Kontrolle über die genannten Herausforderungen gewonnen werden kann. Die Antwort ist der Aufbau einer strukturierten Marktdaten-Strategie und Governance.

Zu den Kernpunkten einer erfolgreichen Governance gehören:

  • Die klare Definition von Zielen, Prozessen und Verantwortlichkeiten zur effizienten Beschaffung, Nutzung und Verteilung der Daten muss in einer Strategie festgehalten werden
  • Interim Marktdatenmanagement, falls notwendig, um kurzfristige Lücken zu überbrücken und eine strategische Neuausrichtung zu begleiten.
  • Bessere Kontrolle über die Datenverwendung, um langfristige Einsparpotenziale zu realisieren und eine bedarfsgerechte Nutzung sicherzustellen.

Eine übergeordnete Strategie gewährleistet eine effiziente Nutzung der Marktdaten. Durch eine gezielte Steuerung der Datenverwendung lassen sich langfristige Einsparpotenziale realisieren, während Daten bedarfsgerecht eingesetzt werden. Gleichzeitig muss das Marktdatenmanagement so ausgerichtet sein, dass der Marktdatenbedarf nachhaltig gedeckt wird.

Die Optimierung der Marktdatenversorgung erfordert eine systematische Herangehensweise, die verschiedene fachliche, technische und kommerzielle Maßnahmen umfasst. Unternehmen können durch gezielte Projekte zur Kostenreduktion beträchtliche Einsparungen erzielen. 

In einem effektiven Projektansatz zur Kostenreduktion lassen sich die Maßnahmen wie folgt gliedern:

  1. Fachlich: Analyse der Prozesse zur Beschaffung, Speicherung, Verwendung und Verteilung von Daten, um Optimierungsmöglichkeiten zu identifizieren.
  2. Technisch: Optimierung der technischen Infrastruktur, um durch Harmonisierung von Prozessen und Systemen Schnittstellen effizienter zu gestalten und so den Datenverbrauch zu reduzieren.
  3. Kommerziell: Vertragsprüfung und Neuverhandlung mit Anbietern, um optimierte Lizenzmodelle zu identifizieren und langfristige Kostenreduktionen zu erzielen.

Alle drei Maßnahmenblöcke können dabei parallel ausgeführt werden. 

Die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen führt zu einer schnellen Amortisation der Projektkosten, da Einsparungen oft kurzfristig realisiert werden können. Bereits im Rahmen einer Initialanalyse lassen sich Optimierungspotentiale schnell identifizieren, die mit unterschiedlichem Umfang realisieren lassen.

Ein strukturiertes Konzept zur Marktdatenversorgung stellt sicher, dass Daten gezielt ausgewählt, transparent genutzt und regelkonform eingesetzt werden. Die Auswahl der Datenprodukte richtet sich nach den konkreten Geschäftsanforderungen. Transparenz über Herkunft, Nutzung und Kosten vermeidet unnötige Ausgaben und ermöglicht eine effiziente Nutzung. Die Einhaltung von Lizenzbestimmungen minimiert Compliance-Risiken.

Fazit: Optimierungspotenziale und passende Maßnahmen sind sehr individuell

Neben kurzfristigen Optimierungen ist eine langfristige Strategie entscheidend, um eine nachhaltige und kosteneffiziente Marktdatenversorgung sicherzustellen. Dazu gehört eine regelmäßige Überprüfung der Kosten sowie die kontinuierliche Anpassung der Datenstrategie. Flexibilität im Datenbezug hilft, Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern zu vermeiden und stärkt gleichzeitig die Verhandlungsposition, um bessere Vertragskonditionen zu erzielen. Transparenz über Datenkosten und -verwendung trägt dazu bei, unnötige Ausgaben zu reduzieren. Klare Rollen- und Prozessdefinitionen ermöglichen eine effiziente Steuerung und Verwaltung der Datenstrategie. Zudem stellt die Einhaltung der Lizenzbedingungen sicher, dass Compliance-Risiken minimiert werden. 

Ein durchdachtes und strukturiertes Konzept zur Marktdatenversorgung bietet Unternehmen somit nicht nur kurzfristige Einsparpotenziale, sondern schafft auch die Grundlage für eine langfristig effiziente und regelkonforme Nutzung von Marktdaten.

Quelle: KPMG Corporate Treasury News, Ausgabe 151, Januar/Februar 2025
Autoren:
Börries Többens, Partner, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG
Hans-Jörg Behrens-Ramberg, Senior Manager, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG
Dr. Alexander Patrakov, Director, Financial Services, KPMG AG
Andrey Shevchuk, Director, Financial Services, KPMG AG