In-house Banking hat sich zu einem wichtigen Instrument für Unternehmen entwickelt, um einige ihrer wesentlichen Finanzoperationen zu optimieren und Risiken zu minimieren. Gerade in den letzten Jahren ist das Interesse von Unternehmen stark gestiegen und es haben sich einige interessante Trends und Entwicklungen in diesem Bereich abgezeichnet.

Da der Begriff In-House Bank in Literatur, Industrie und dem Markt für Treasury Management Systeme (TMS) höchst unterschiedlich verwendet wird, möchten wir mit einer möglichst praxisnahen Definition starten. Unter In-House Bank verstehen wir eine Gruppe von wesentlichen Dienstleistungen (unten dargestellt), die Unternehmen typischerweise von einer externen Bank beziehen, welche über ein intern betriebenes Pendant, die In-house Bank, dem Unternehmen und seinen Tochtergesellschaften zur Verfügung gestellt wird.

Abb. 1: In-House Bank

In-House Bank

Quelle: KPMG AG

Die folgenden vier wesentlichen Trends lassen sich industrieweit in den dargestellten Funktionsbereichen beobachten, die sich in System und Funktionalitäten, Compliance, Datenqualität und Cash Management Integration unterteilen lassen.

1. Technologische Innovationen

In-House Bank als integrierter Teil eines TMS
Insbesondere die klassischen Anbieter von Treasury Management Software haben im Bereich der In-house Bank über die letzten Jahre viel investiert. Die jeweiligen Module in diesem Bereich sind technisch ausgereifter und haben einen größeren Funktionsumfang als noch vor einigen Jahren, der Komfort für Anwender ist gestiegen und die Möglichkeiten der Integration in andere Module, wie beispielsweise die tägliche Disposition, die Liquiditätsplanung oder das Reporting, sind nun voll ausgereift. Diese Entwicklungen erleichtern und verkürzen die technische Einführung.
=> Marktreife: hoch

Integration von Zahlungs- und Handelsplattformen
Eine zweite Ausprägungsstufe der technischen Innovation ist die Anbindung von verschiedenen externen Plattformen für virtuelle Kreditkarten, digitale Wallets und auch ersten Kryptowährungen in die In-house-Banking-Systeme. Diese ermöglichen es, Zahlungen schneller abzuwickeln und internationale Transaktionen kostengünstiger durchzuführen. Auch die Integration zu Handelsplattformen ist noch komfortabler geworden. So verfügen die meisten TMS Anbieter über eine standardisierte API zu den Plattformen, was Unternehmen den Betrieb einer eigenen Schnittstelle spart.
=> Marktreife: mittel

Künstliche Intelligenz und Co.
Auch im Bereich der innovativen Technologien gibt es erste Prototypen, die bald Marktreife erreichen könnten. Predictive Analytics mit Unterstützung von KI in den Bereichen Liquiditätsplanung, Kontoauszugsverarbeitung, Risikomanagement und Reporting sind einige der schon bekannten Use Cases aus dem Treasury. Die Verwendung von Blockchain zur Kommunikation mit Banken ein Weiterer. Interessant ist hier bei einigen Unternehmen ein erster produktiver Proof of Concept einer unternehmenseigenen Coin auf Blockchain Basis zum Ausgleich interner Forderungen und Verbindlichkeiten. Wenn auch die Möglichkeiten für das Treasury, getrieben durch die mediale Aufmerksamkeit, als sehr hoch erscheinen, sind hier Systemanbieter und Unternehmen noch in der Entwicklungsphase.
=> Marktreife: gering

2. Stärkere Compliance-Anforderungen

Mit zunehmenden regulatorischen Anforderungen und steigendem Risikobewusstsein legen Unternehmen verstärkten Wert auf die Einhaltung von Compliance-Vorschriften. TMS mit In-house-Bank Modulen werden daher vermehrt mit Funktionen zur Überwachung von Transaktionen zur Vermeidung von Betrug sowie zur Einhaltung von Vorschriften wie KYC (Know Your Customer) und Anti-Geldwäsche-Richtlinien ausgestattet.

3. Erhöhte Nutzung von Datenanalysen

Unternehmen nutzen verstärkt Datenanalyse-Tools, um Einblicke in ihre Finanzströme zu gewinnen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Durch die Analyse von Transaktionsdaten zum einen, können Unternehmen Liquiditätsengpässe vorhersehen, Zahlungsmuster erkennen und ihre Cash-Management-Strategien optimieren. Neben Transaktionsdaten werden zum anderen auch gut gepflegte Stammdaten wichtiger, um effiziente Prozesse zu gewährleisten. Grade bei Zukäufen entsteht schnell ein Datenfriedhof, der sich hartnäckig über Jahre hält. So machen beispielsweise Mehrfachanlagen von Lieferantenstammdaten ein sogenanntes Whitelisting im Zahlungsverkehr nahezu unmöglich.

4. Umfassendere Cash-Management-Lösungen

In-house-Banking-Systeme entwickeln sich, durch die vorstehend genannte Integration der Module innerhalb eines TMS, insbesondere Funktionen wie Liquiditätsplanung, Cash-Pooling und Risikomanagement, zu wesentlichen Datenlieferanten für das Cash Management. Erst wenn diese in Form der kurzfristigen Disposition und der klassischen 13-Wochen Planung vollständig verzahnt sind, ist ein umfassendes und effizientes Liquiditätsmanagement möglich.

Insgesamt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, mit den sich ständig verändernden Anforderungen an Finanzmanagement und Compliance Schritt zu halten. Doch insbesondere im Treasury arbeiten Unternehmen fortwährend an Möglichkeiten ihre Prozesse effizienter und sicherer zu gestalten. Durch die Implementierung innovativer Technologien innerhalb und außerhalb ihrer TMS, sowie durch die Integration von Plattformen können sie jedoch insbesondere ihre In-house-Bank Systeme und damit ihre Finanzprozesse optimieren. Hier am Ball zu bleiben lohnt sich. Eine Kosten/Nutzen-Analyse zeigt, welche Trends für Ihr Unternehmen einen Mehrwert schaffen können.

Quelle: KPMG Corporate Treasury News, Ausgabe 142, April 2024
Autoren:
Nils Bothe Partner, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG
Hansjörg Behrens-Ramberg, Senior Manager, Finance and Treasury Management, Corporate Treasury Advisory, KPMG AG