• Britta Rücker, Director |
  • Hootan Hadavandkhani LL.M., Manager |

Keyfacts

  • Eine Erhöhung des Körperschaftsteuersatzes von 21 auf 28 Prozent würde der US-Regierung über einen Zeitraum von 10 Jahren mehr als 850 Mrd. US-Dollar Einnahmen bringen.

  • Der Spitzensatz bei der Einkommensteuer für Einzelpersonen soll von 37 auf 39,6 Prozent angehoben werden.

  • Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes und die geplante Versteuerung von Kapitalgewinnen und qualifizierten Dividenden zum normalen Einkommenssteuersatz hätte auch Konsequenzen für Spitzenverdiener in Deutschland.

Ein höherer Körperschaftsteuersatz, höhere Steuern für vermögende Einzelpersonen und ein höherer Steuersatz für Kapitalerträge  - das sind die wesentlichen Vorschläge der Biden-Regierung zur Steigerung der Steuereinnahmen des Landes für das Haushaltjahr 2022. Im sogenannten „Green Book“, das das US-Finanzministerium veröffentlicht, werden die Steuervorschläge ausführlich beschrieben.

Körperschaftsteuersatz

Die Steuerreform Tax Cuts and Jobs Act (TCJA) von 2017 hat den progressiven Steuersatz von maximal 35 Prozent durch eine Pauschalsteuer von 21 Prozent ersetzt. Die Regierung schlägt vor, diesen einheitlichen Körperschaftsteuersatz von 21 auf 28 Prozent zu erhöhen. Das würde über einen Zeitraum von 10 Jahren mehr als 850 Mrd. US-Dollar an Einnahmen bringen, die zur Finanzierung der progressiven Agenda der Regierung sowie der Infrastrukturvorschläge verwendet werden sollen. 

Die Senkung des Körperschaftsteuersatzes im Jahr 2017 hat einige Vermögensverwaltungsgesellschaften veranlasst, die neuen Regeln zu nutzen und ihre Partnerschaftsstruktur in Kapitalgesellschaften umzuwandeln. Bei der möglichen Erhöhung des Körperschaftsteuersatzes werden viele Unternehmen diese Entscheidung wieder in Frage stellen. Sollte dieser Vorschlag in Kraft treten, gilt es für Unternehmen, vorausschauend zu planen und alle relevanten Faktoren zu berücksichtigen. 

Jüngste Nachrichtenberichte deuten jedoch darauf hin, dass Präsident Biden bereit sein könnte, den Körperschaftsteuersatz bei 21 Prozent zu belassen.

Spitzensteuersatz für Einzelpersonen

Der Spitzensatz bei der Einkommensteuer für Einzelpersonen wurde 2017 mit dem TCJA für die Steuerjahre 2018 bis 2025 vorübergehend von 39,6 auf 37 Prozent gesenkt. Der Vorschlag der derzeitigen Regierung sieht vor, diese Bestimmung rückgängig zu machen und den Spitzengrenzsatz für Steuerjahre, die nach dem 31. Dezember 2021 beginnen, wieder auf 39,6 Prozent festzusetzen. Zusätzlich zur Wiederherstellung des Spitzensteuersatzes auf das Niveau vor dem TCJA, würde der Vorschlag den Schwellenwert für die höchste Einkommensgruppe auf das Niveau senken, das im Steuerjahr 2017 inflationsbereinigt in Kraft war.

Steuersatz für Kapitalerträge

Die meisten realisierten langfristigen Kapitalgewinne und qualifizierten Dividenden unterliegen nach geltendem US-Steuerrecht einem präferierten Steuersatz: 0 Prozent, 15 Prozent oder 20 Prozent je nach Einkommen und Steuerstatus. Darüber hinaus wird für alleinstehende und verheiratete Steuerzahlende mit einem modifizierten bereinigten Bruttoeinkommen (MAGI) von mehr als 200.000 US-Dollar bzw. 250.000 US-Dollar eine Netto-Investitionseinkommenssteuer (NIIT) von 3,8 Prozent erhoben. Damit wurde der derzeitige Höchststeuersatz für Kapitalerträge auf 23,8 Prozent festgesetzt.

Die aktuellen Haushaltsvorschläge der Regierung sehen eine radikale Änderung vor. Kapitalgewinne und qualifizierte Dividenden für vermögende Privatpersonen sollen zum normalen Einkommensteuersatz besteuert werden, der zurzeit bei 37 Prozent für Spitzenverdiener liegt. Diese Änderung würde für Einzelpersonen mit einem bereinigten Bruttoeinkommen (AGI) von über 1.000.000 US-Dollar gelten (für die Inflation indexiert).

Sollte es der Regierung gelingen, den Spitzensteuersatz im Jahr 2022 auf 39,6 Prozent zu erhöhen, müssten Spitzenverdienerinnen und -verdiener 43,4 Prozent (39,6 Prozent + 3,8 Prozent NIIT) Steuern auf langfristige Kapitalgewinne und qualifizierte Dividenden zahlen, die im Steuerjahr 2022 anfallen. Das hat schwerwiegende Folgen auch für Spitzenverdienende in Deutschland, da die deutschen Steuern auf Kapitalerträge und qualifizierte Dividenden (derzeit 26,375 Prozent) die US-Bundessteuern nicht mehr abdecken werden.

Beispiel:

Bei Spitzenverdienerinnen und -verdienern mit einem Jahresgehalt von 800.000 US-Dollar und langfristigen Kapitalerträgen von 400.000 US-Dollar würden die ersten 200.000 US-Dollar der Kapitalerträge zum derzeitigen Vorzugssteuersatz von 23,8 Prozent (einschließlich NIIT) besteuert, während die verbleibenden 200.000 US-Dollar der Kapitalerträge, die 1.000.000 US-Dollar übersteigen, zum normalen Einkommenssteuersatz besteuert würden, der bis zu 43,4 Prozent betragen könnte.

Zu beachten ist, dass dieser Vorschlag laut dem “Green Book” rückwirkend für Gewinne gelten würde, die nach dem Datum der Bekanntgabe erfasst werden. Obwohl dieses Datum noch nicht festgelegt wurde, ist es wahrscheinlich, dass die Ankündigung am 28. April 2021 als Stichtag festgelegt wird, dem Tag, an dem Präsident Biden eine Rede vor dem Kongress hielt und ein Informationsblatt über den „American Families Plan“ veröffentlichte. Letztlich soll diese potenzielle Regelung künftige Steuerplanungen einschränken und die Steuerpflichtigen davon abhalten, ihr Vermögen schnell zu veräußern.

Mögliche Planungsgelegenheiten

Eine Erhöhung des Grenzsteuersatzes (sofern sie ratifiziert wird) kann erst ab 2022 wirksam werden, was den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern die Möglichkeit bietet, Verkäufe bis Ende 2021 zu beschleunigen, um mindestens 2,6 Prozent Steuern zu sparen.

Sponsoren von Investmentfonds oder Fonds mit QEF-Wahlrecht sollten die Bestimmungen zur Steuerausschüttung sowohl auf Fondsebene als auch für Portfoliounternehmen prüfen. Denn falls die Vorschläge der Regierung in Kraft treten, sollte sichergestellt werden, dass die erforderlichen Steuerausschüttungen ausreichen, um die Steuern zu decken.

Einbehaltung

Je nachdem, wie die Änderung des Steuersatzes umgesetzt wird, könnte sich der Vorschlag auf die Quellensteuersätze auswirken, die für ausländische Steuerzahlende in Bezug auf solche Kapitalgewinne gelten, die tatsächlich mit der Ausübung eines US-Gewerbes oder einer US-Tätigkeit verbunden sind (IRC §1446(a)). In Anbetracht der Möglichkeit, dass die Einkünfte letztlich zu einem höheren Satz als dem geltenden Quellensteuersatz besteuert werden, sollten ausländische Steuerpflichtige ihre geschätzten Einkommensteuerzahlungen unter Berücksichtigung möglicher Steuersatzerhöhungen bewerten. 

Übertragene Zinsen

Die Pläne der Regierung beinhalten eine Bestimmung zur Umstufung von übertragenen Zinsen (Carried Interest) an Investmentgesellschaften von Kapitalgewinnen zu gewöhnlichem Einkommen. Das gewöhnliche Einkommen unterliegt dann ebenfalls der Einkommensteuer für Selbstständige (derzeit bei 15,3 Prozent). Dies würde für Investoren gelten, deren steuerpflichtiges Gesamteinkommen 400.000 US-Dollar übersteigt. Obwohl keine ausdrückliche Erwähnung in dem Vorschlag stattfindet, ist es möglich, dass die aktuelle Regelung des IRC §1061 für Einzelpersonen mit einem Einkommen von weniger als 400.000 US-Dollar erhalten bleibt und für Einzelpersonen, deren Einkommen 400.000 US-Dollar übersteigt, aufgehoben wird.

Diese Bestimmung des Vorschlags zielt auf die Abschaffung der derzeitigen IRC §1061-Vorschriften ab, nach denen übertragene Zinsen, die länger als 3 Jahre gehalten werden, als Kapitalgewinne behandelt werden. Sollte jedoch der begünstigte Kapitalertragssteuersatz abgeschafft werden, wird diese Thematik weniger relevant sein. Dennoch ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass ein mögliches Fortbestehen von §1061 für Personen, deren Einkommen 400.000 US-Dollar nicht übersteigt, die Komplexität der Berichterstattung für Investmentfonds extrem erhöhen würde. Schließlich kann dieser Vorschlag zu unterschiedlichen Gebührenstrukturen für Fondsmanager führen.