Handel China-Europa: Seefracht Handel China-Europa: Seefracht
Keyfacts
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Die Frachtraten für den Schiffstransport sind zuletzt stark gestiegen.
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Ursache sind logistische Probleme durch die Corona-Maßnahmen und Nachfrageverschiebungen.
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Die Reederei-Allianzen dürften versuchen, dauerhaft höhere Preise durchzusetzen.
In einer dreiteiligen Blog-Reihe werfen wir einen genauen Blick auf den Warentransport zwischen Europa und Asien. Wie entwickeln sich die Frachtraten? Welche Infrastrukturen entstehen neu? Wir beurteilen die Entwicklung und schätzen Trends ab. Im ersten Beitrag widmen wir uns dem Containertransport per Schiff und Zug. Im zweiten Teil wird die Luftfracht betrachtet. Eine Verlagerung auf die Straße erscheint in Zukunft als eine mögliche Alternative und wird daher in dem letzten Teil der Blog-Serie näher analysiert.
Seefracht: Sind die Corona-Preisaufschläge von Dauer?
Die Nachfrage nach Konsumgütern hat sich weltweit sehr positiv entwickelt. Das hat auch Auswirkungen auf den Warenverkehr. Der Bedarf an Transportkapazitäten steigt und lässt die Frachtraten in die Höhe schießen. Ein vorübergehender Höhenflug ausgelöst durch die Corona-Krise? Oder gibt es andere Trigger und die Entwicklung zu höheren Frachtpreisen wurde durch die Ereignisse nur vorweggenommen?
Handel mit China hat Corona-Einbruch schnell überwunden
Der sprunghafte Nachfrageanstieg war so nicht vorauszusehen. Im Jahr 2020 war China sogar Deutschlands zweitgrößter Exportkunde. Deutschland importierte in dem Jahr am meisten Waren aus China. Der europäische Export nach China stieg im Jahr 2020 im Vergleich zu dem Jahr 2019 um 2,2 Prozent auf 202,5 Milliarden Euro [1]. Ebenso sind die europäischen Importe aus China um 5,6 Prozent auf 383,5 Milliarden Euro gestiegen [1]. China ist bereits seit dem Jahr 2016 der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Auf diesen sprunghaften Anstieg, der trotz der Corona Pandemie stattgefunden hat, waren die meisten Händler nicht vorbereitet.
Reedereien legten zu viele Schiffe still
Insbesondere die Reedereien sahen sich gezwungen, kurzfristig auf den starken Einbruch zu reagieren. Sie kappten zeitlich beschränkt wichtige Verbindungen und legten Schiffe still. Global betrachtet waren Anfang Februar ca. 310 Containerschiffe davon betroffen [2]. Das führte bei dem anschließenden Nachfrageboom zwangsläufig zu einem Engpass. Sollte die Nachfrage weiterhin ansteigen, ist ein Ende des Engpasses nicht abzusehen.
Viele Reedereien haben in den letzten Jahren weniger neue Schiffe geordert, Neubestellungen für Schiffe gingen bereits 2019 um 10 Prozent und 2020 um 50 Prozent zurück [3]. Das heißt, dass ein schneller Anstieg der Schiffskapazitäten nicht zu erwarten ist, da eine heute getätigte Bestellung der Containerschiffe zu einer Auslieferung in ca. 3 Jahren führt.
Containerstau
Der Warenverkehr wird zudem durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Containern behindert. Es gibt nicht genügend Container, um Nachfrageschwankungen wie die durch die Covid-19-Krise aufzufangen. Zudem haben sich zum Anfang der Pandemie viele Container im Westen gestaut. Im Lockdown Ende Februar bzw. Anfang März 2020 haben die europäischen Abnehmer trotz Lockdown noch große Mengen an Lieferungen bestellt. Somit kamen zu diesem Zeitpunkt Container aus China an, die nicht abgeholt bzw. weitertransportiert wurden und sich stattdessen in den Container-Terminals stauten.
Eine ähnliche Entwicklung ist bei den Rücktransporten zu beobachten. Quarantäne-Maßnahmen für Schiffsbesatzungen und Beschäftigte in der Containerabwicklung führten zu mangelndem Personal in den Häfen und für den Weitertransport in das Hinterland. Die Lagerung der Container verlängerte sich und damit die Rücklaufzeiten.
Die Container-Nachfrage steigt hingegen. Daraus resultiert, dass die Frachtraten steigen. Im März sowie April sind die Raten pro FEU zwar konstant geblieben. Seit Mai 2021 steigen sie jedoch wieder rasant.