Covid-19 und der öffentliche Sektor Covid-19 und der öffentliche Sektor
Keyfacts
-
Unser Bereichsvorstand Mathias Oberndörfer beschreibt im Interview, wie sich das Coronavirus auf den öffentlichen Sektor auswirkt.
-
Konsequenzen: Für den öffentlichen Sektor ist die Krise eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte.
-
Maßnahmen: Kurz- und langfristig stehen jetzt vor allem Maßnahmen zur Digitalisierung im Vordergrund.
-
Ausblick: Der Sektor wird gestärkt aus der Krise hervorgehen und er wird schneller, unbürokratischer und digitaler sein.
Wie betrifft Covid-19 den öffentlichen Sektor?
Es ist die größte Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte. Der öffentliche Sektor ist in dieser schwierigen Zeit mit dafür verantwortlich, andere Sektoren zu unterstützen. Zum Beispiel den Handel, die Industrie oder die Automobilbranche. Und leidet gleichzeitig unter den Widrigkeiten der Krise. Beispielsweise darunter, dass die wenigsten Mitarbeiter mit Laptops für das Homeworking ausgestattet sind. Der Sektor steht vor den Herausforderungen, dem Land und seiner Verantwortung gerecht zu werden und die eigenen Prozesse in den Griff zu bekommen.
Wie gehen die Einrichtungen mit den Veränderungen um?
Mich erstaunt, dass die meisten Behörden sehr flexibel und adaptionsfähig waren und sind. Zum Beispiel beim Kurzarbeitergeld: Die Bundesagentur für Arbeit musste in kürzester Zeit hunderttausende Anträge bearbeiten. Die Agentur hat daraufhin einen Großteil ihrer mehr als 100.000 Mitarbeiter zusammengezogen, um die Anträge so schnell wie möglich zu bearbeiten. Ähnliches ist auch in anderen Behörden zu sehen, die Finanzhilfen bewilligen müssen. Die Verwaltungen reagieren schnell, professionell und erstaunlich agil. Ich hoffe, dass diese Agilität in die Zeit nach der Krise hinübergerettet wird.
Sind die Verwaltungen digitalisiert genug, um die Aufgaben zu bewältigen?
Es gibt große Lücken und der Grad an Digitalisierung ist von Behörde zu Behörde unterschiedlich. In einigen Fällen ist es für die Mitarbeiter schwierig, aus dem Homeoffice bestimmte Aufgaben zu erledigen. Viele Prozesse sind noch nicht papierlos. Auch bei einigen Verwaltungsleistungen hakt es. Die Bundesregierung wollte bis nächstes Jahr 575 Leistungen digitalisieren. Das kommt nur schleppend voran. Ein Grund sind die unterschiedlichen IT-Systeme.
Viele Behörden hatten sich bislang gegen Homeworking gesträubt, mussten jetzt ihre Mitarbeiter aber ins Homeoffice schicken. Ist das Verständnis für digitale Lösungen durch die Krise gewachsen?
Ja, das würde ich schon sagen. Die Menschen haben sich mit der Situation schnell abgefunden. Ich bin mir sicher, dass die Arbeitswelt von morgen eine ganz andere sein wird. Und ich sehe auf Seiten der Behörden, der Mitarbeiter und der Bürger eine größere Bereitschaft, digitale Plattformen zu nutzen. Ein gutes Beispiel ist die Corona-App, über die viel diskutiert wird. Die erfährt trotz datenschutzrechtlicher Bedenken große Zustimmung. Ich bin fest überzeugt, dass die Krise zu einem großen Sprung in Richtung Digitalisierung führen wird.
Wie kommt der Sektor am besten durch die Krise? Welche Maßnahmen sind sinnvoll?
Kurzfristig sollte der öffentliche Sektor alles tun, um digital arbeiten zu können. Das bedeutet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Homeoffice heraus in der Lage sind, ihre behördlichen Dinge zu erledigen. Es ist wichtig, dass sie online und papierlos arbeiten können.
Mittelfristig gilt es, Antworten darauf zu finden, wie Behörden mit ihren Aufgaben umgehen, wenn die Wirtschaft wieder anläuft. Wie man zum Beispiel private und öffentliche Unternehmen bei der Liquiditätssicherung unterstützt.
Langfristig steht natürlich auch das Thema Digitalisierung im Mittelpunkt. Der öffentliche Sektor sollte soweit digitalisiert sein, dass er in ähnlichen Situationen noch flexibler reagieren und die Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger aufrechterhalten kann.