PK-Reform Bei der PK-Reform fehlt die Nachhaltigkeit
Die Ursachen für die schwierige Situation der Pensionskassen sind eigentlich klar. Die von den Sozialpartnern vorgeschlagene Reform adressiert diese Ursachen nur ungenügend und erfüllt darum das Kriterium der Nachhaltigkeit nicht. Die Systemprobleme werden nur gemindert, aber nicht gelöst.
Eine Pensionskasse ist keine Blackbox und verfolgt im Grunde genommen ein einfaches und gut nachvollziehbares Geschäftsmodell. So werden Beiträge während des Erwerbslebens einbezahlt, mit der Vermögensanlage vermehrt und im Leistungsfall als Rente oder Kapital wieder ausbezahlt. Zudem gibt es eine Risikoversicherung und andere gewollte Risikotransfers, die solidarisch finanziert werden.
Nun, dieses grundsätzlich einfache Geschäftsmodell ist über die Jahre ständig komplexer geworden. Schuld daran sind nicht primär etwa zusätzliche gesetzliche oder regulatorische Hürden, sondern die seit drei Jahrzehnten sinkenden Zinsen und die immerfort steigende Lebenserwartung. Diese Effekte haben dazu geführt, dass aus heutiger Sicht einst gewährte Leistungen und selbst neu gewährte Leistungen infolge eines politischen Reformstaus nach wie vor viel zu hoch sind.
Mythen und Stammtischweisheiten
Soweit die Fakten, die leider deutlich sind und für sich selber sprechen. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Mythen und Stammtischweisheiten, die immer wieder vom Kern des Problems ablenken und eine objektive Diskussion erschweren oder verhindern. Michael Ferber hat in seinem Artikel „Sieben Mythen der beruflichen Vorsorge“ ausgewählte Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt hin beleuchtet. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Artikel dazu beitragen wird, dass die zukünftige Ausgestaltung unseres Pensionskassensystems auf korrekt gedeuteten Fakten basieren wird. Nur sachlich und ohne unnötige Emotionen geführte Diskussionen bringen uns weiter.
Was bleibt, ist die Tatsache, dass eine Pensionskasse kein Perpetuum Mobile ist. Geld, das ausgegeben wird, muss irgendwoher kommen. Viele Aktivversicherte spüren dies seit Jahren via eine tiefe Verzinsung ihrer Guthaben. Schuld daran sind nicht etwa die Verwaltungskosten. Vielmehr musste und muss ein grosser Teil der teils sehr hohen Börsenerträge immer wieder für die Finanzierung der hohen Rentenverpflichtungen verwendet werden. Dieses so ausgegebene Geld wird den Aktivversicherten bei der eigenen Pensionierung schmerzlich fehlen, da sich ihre Guthaben nicht entsprechend vermehren konnten.
Fehlende Nachhaltigkeit
Die Pensionskassen sind über die Jahre zum Pfand und Spielball für jegliche Art von politischen und klassenkämpferischen Partikularinteressen geworden. Anstatt die 2. Säule nachhaltig auszugestalten, wird sie kontinuierlich überstrapaziert.
Während wir in gesellschaftlichen und in Umweltfragen zu Recht je länger, je mehr die Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen, wird dies bei der beruflichen Vorsorge sträflich vernachlässigt. Nun ja, nicht ganz. Selbstverständlich sollen die Pensionskassen nachhaltig investieren, aber eben nicht mehr. Doch dies ist zu einseitig gedacht und teils sogar widersprüchlich.
Zukunftsszenarien für die Ausgestaltung der Leistungen
Basis für die Ausgestaltung von Leistungen sind insbesondere die Zukunftserwartungen zum Vermögensertrag und zur Lebenserwartung. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte diese Erwartungshaltung nach bestem Wissen und Gewissen formuliert werden. In diesem Kontext können folgende Szenarien aufgestellt werden, die wir im Artikel “Auf der Suche nach dem Konsens” weiter erläutert haben:
Optimistische Erwartung |
Neutrale Erwartung |
Pessimistische Erwartung |
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Annahme erwarteter Vermögensertrag |
Zinsen steigen, Aktienpreise erhöhen sich überdurchschnittlich | Zinsen bleiben gleich, Aktien entwickeln sich im historischen Durchschnitt | Zinsen fallen weiter, Aktienpreise entwickeln sich unterdurchschnittlich |
Annahme Lebenserwartung | Bleibt gleich (oder geht sogar zurück) | Steigt im bisherigen Tempo an | Steigt stärker an als bisher |
Höhe Umwandlungssatz / Altersrente | Hoch | Mittel | Tief |
Finanzielles Risiko, wenn Annahmen gegenteilig eintreten | Finanzlücke zulasten der nächsten Generation | n/a | Überschüssige Mittel (die aber auch laufend verteilt werden könnten) |