Das Rennen um die Technologieführerschaft Das Rennen um die Technologieführerschaft
Die Vernetzung und Digitalisierung der Steuerung von Fahrzeugen sowie der Wettbewerb der bevorzugten Antriebstechnologien sind derzeit die grössten Megatrends und Innovationstreiber der globalen Automobilindustrie. Gleichzeitig nimmt der Anteil Europas an der weltweiten Automobilproduktion weiter ab.
Zukunftsszenarien im Wandel
Seit rund zehn Jahren wechseln sich verschiedene Zukunftsszenarien für die weltweite Wertschöpfungskette und Entwicklung der Automobilindustrie ab. Mal war es das Internet, das alles zu revolutionieren schien, dann sah man die grösste Herausforderung in der Überwindung herkömmlicher Antriebssysteme, dann wurde den Automobilherstellern neu die Rolle des Dienstleisters und nicht mehr nur des Produzenten zugeschrieben. Als nächstes wurden Datenmanagement und Konnektivität als Treiber einer neuen Mobilität gepriesen. Ein Rückblick auf die wesentlichen Erkenntnisse aus den jährlichen Global Automotive Executive Surveys von KPMG seit 2011 lesen sich wie ein Auszug und Zeitraffer der jüngsten Industriegeschichte in der Automobilbranche.
Und was ist der Konsens 2019? Richtig, es ist keine der einzelnen aufgeführten Entwicklungen, die heute die Welt beherrschen. Es ist vielmehr die Pluralität der Szenarien, die die Branche in Zukunft definieren wird.
Keine weltweit führende Antriebstechnologie in Sicht
Wir werden uns zum Beispiel von der Vorstellung verabschieden müssen, dass sich absehbar eine weltweit führende Antriebstechnologie herausbildet. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich die Verteilung der Antriebsformen und -technologien von Land zu Land unterscheiden und auch stark von den nationalen Regulierungen und dem politischen Umfeld bestimmt werden. Abgesehen davon spielt die Verfügung von Rohstoffen natürlich eine wichtige Rolle. Länder mit grossen Öl- und Gasvorkommen wie die USA setzen eher auf die Brennstoffzelle, während China mit viel Stromkapazitäten entsprechend den Batterieantrieb vorantreiben wird.
Rückgang der europäischen Produktion
Die Bedeutung von Europa als Standort der Automobilproduktion wird dabei generell abnehmen. Die befragten Experten aus der aktuellen Studie gehen von einem Rückgang des Anteils europäischer Produktion von heute 15% auf 5% der weltweiten Produktion im Jahr 2030 aus. Somit muss sich auch der Handel auf einen dramatischen Wandel einstellen: Rund die Hälfte der Befragten ist sich ziemlich sicher, dass die Zahl der Händler vor Ort um 30-50% schrumpfen oder viele zumindest ihr Geschäftsmodell gründlich ändern dürften. Die Hersteller, denen es als erstes gelingt, einen reibungslosen Übergang vom Fahrzeug in das Netz zu gewährleisten, werden die führende Rolle in der Mobilitätsbranche der Zukunft einnehmen. Das heisst, wir werden tatsächlich eine Verschmelzung von traditioneller Produktion von Automobilen mit Technologiefirmen erleben. Datenmanagement und die Fähigkeit zum autonomen Fahren sind die Treiber zum Erfolg. Zugleich wird sich die Nachfrage nach Mobilität weg vom persönlichen Besitz zu neuen Mischformen von Miete, Sharing und Abo-Lösungen hinbewegen. Diese beiden Trends werden die Frage des Antriebssystems und der Energiequelle auf der Zeitachse wohl überholen.
Produktionsland Schweiz
In der Schweiz werden schon lange keine Autos mehr produziert, doch sind Schweizer Firmen in der Zulieferindustrie für die Automobilwirtschaft stark vertreten. Fast in jedem Auto der Welt fahren Bauteile von Schweizer Zulieferern mit oder wurden zumindest mithilfe von Schweizer Maschinen gefertigt. Für diese Schweizer Firmen ist es jedoch wenig relevant, wo auf der Welt ihre Teile verbaut werden und welchem Paradigma die globale Mobilität gerade folgt.
Die Pluralität des Angebots und der Bedürfnisse wird den technologischen Wandel der Zukunft bestimmen. Doch vielleicht sieht die Welt in weiteren zehn Jahren nochmals ganz anders aus, als wir es uns heute vorstellen…