• Stefan Pfister, Leadership |

KPMG befragt jedes Jahr weltweit über 1‘300 CEO zu ihren grössten Herausforderungen und hält die Erkenntnisse in einer Studie fest. Der aktuelle «CEO Outlook» zeichnet für die nahe Zukunft ein durchzogenes Bild. Der letztjährige Optimismus hält mit Blick auf das eigene Unternehmen zwar grundsätzlich an, wird aber von verschiedenen Bedenken begleitet. Die im Vorjahr geäusserten Sorgen über existenzielle Bedrohungen und geopolitische Volatilität haben sich für 2019 verdichtet. Wir sehen uns in einer Phase beispielloser Veränderungen und haben die Wahl: Entweder wird sind agil und passen uns erfolgreich an – oder wir verharren im Status Quo und werden irrelevant.

Klimawandel, Digitalisierung und politische Unsicherheit als grösste Risiken

Eine Mehrheit der CEO vergleicht die globalen Entwicklungen mit «unbekannten Gewässern», durch die sie ihr Unternehmen schadlos führen müssen. Bewährte Geschäftsmodelle sind durch die fortschreitende Digitalisierung unter enormen Anpassungsdruck geraten. Nebst den damit verbundenen Technologierisiken werden der Klimawandel und die zunehmenden Re-Nationalisierungstendenzen in den meisten Ländern als grösste Unsicherheitsfaktoren genannt. Das Vertrauen in die globale Konjunktur hat deutlich nachgelassen: Nur noch knapp zwei Drittel (62%) der befragten CEO äussern sich optimistisch zum Weltwirtschaftswachstum. Letztes Jahr waren es noch 92%!

5 grössten Risiken

Abb.1: Die 5 grössten Risiken: Umweltrisiken und Klimawandel stehen weltweit ganz zuoberst.

Auch in der Schweiz dominiert die wirtschaftspolitische Unsicherheit die Agenda der Unternehmensführer: Das wichtige Rahmenabkommen mit der EU hängt immer noch in der Schwebe und wird von verschiedenen politischen Kreisen unter unterschiedlichen Vorwänden kritisiert.

Zudem stellt sich nun, da die Unternehmenssteuerreform auf eidgenössischer Ebene deutlich angenommen wurde, in zahlreichen Kantonen die Frage, ob sich die Reform konkret auch umsetzen lasse. Die anstehenden Nationalratswahlen vom Herbst lassen sodann in ökonomischer Hinsicht nicht nur Gutes erahnen. Schliesslich warnt die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich vor nicht unerheblichen Konjunkturrisiken, nicht zuletzt wegen der grossen Exportabhängigkeit der Schweizer Wirtschaft.

Unbekannte Gewässer bieten auch Chancen

«Unbekannte Gewässer» bringen glücklicherweise immer auch zahlreiche Chancen mit sich, die erfolgreich und gewinnbringend genutzt werden können – auch in der Schweiz. Die Unternehmensführer fokussieren deshalb darauf, ihr Unternehmen agiler und widerstandsfähiger zu machen, um die eigene Wachstumsdynamik zu stärken und auf äussere Störungen rasch und wirksam reagieren zu können. So werden auch 2019 Fusionen und Transaktionen eine Schlüsselrolle für die Wachstumsstrategien der Unternehmen spielen. Beim Versuch, digitale Kompetenzen rasch aufzubauen, wird der Zukauf innovativer, digitaler Firmen ein wichtiges Element sein.

Schwellenländer werden in Zukunft eine matchentscheidende Rolle für das Weltwirtschaftswachstum spielen. 63% der weltweit befragten Unternehmen priorisieren für eine mittelfristige, geographische Expansion Schwellenländer, während der Rest (36%) Industriestaaten für eine räumliche Expansion priorisieren wird. Und fast zwei Drittel (65%) derjenigen Unternehmen, die Schwellenländer priorisieren, peilen bevorzugt Länder an, die an Chinas neuer Seidenstrasse liegen werden. Für die Schweiz bleibt die EU und hier insbesondere Deutschland mit Abstand wichtigster Absatzmarkt für Waren und Dienstleistungen: Die Exporte in die EU beliefen sich 2018 auf insgesamt CHF 135 Mrd., wovon alleine auf Deutschland CHF 47.3 Mrd. entfielen. Demgegenüber exportierten Schweizer Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Umfang von CHF 40.1 Mrd. in die USA und CHF 29.6 Mrd. nach China.

Fehler als Erkenntnisquelle für Innovationen

Eine spannende Erkenntnis im diesjährigen «CEO Outlook» entspringt der Frage, wie Unternehmen mit Innovationen umgehen bzw. welche Fehlerkultur gelebt wird. Das Echo ist klar: CEO müssen heute bereit sein, Fehler zu akzeptieren und als Inspirationsquelle für Innovationen und Kreativität zu nutzen. Andernfalls wird es schwierig, auf technologische Umbrüche zu reagieren und die eigene Wertschöpfung effizient und gewinnbringend anzupassen. Entsprechend streben 84% der weltweit befragten Unternehmer eine eigentliche «Fehler-Toleranz-Kultur» an: Mitarbeitende sollen an Innovationen arbeiten können, ohne negative Konsequenzen für Fehler oder Irrtümer befürchten zu müssen. Allerdings leben bisher nur 56% der Unternehmen eine solche Kultur.

Anteil der CEOs, die sagen, dass ihre Branche eine Kultur lebt, in der Fehler nicht sanktioniert werden

Abb.2: Anteil der CEOs, die sagen, dass ihre Branche eine Kultur lebt, in der Fehler nicht sanktioniert werden, weil sie zur Innovationsentwicklung gehören.

Eine «Fehler-Toleranz-Kultur» muss auch zunehmend in Schweizer Unternehmen gelebt werden. So riskieren wir nicht, den Innovationsvorsprung gegenüber globalen Mitbewerbern zu verspielen. Oder wie es im Radsport heisst: An der Spitze zu bleiben ist schwieriger als an die Spitze zu kommen.

Die Basis dazu stimmt: Die Schweiz wandte 2017 3.37% des BIP für Forschung & Entwicklung auf. Alleine die Schweizer Unternehmen tragen rund drei Viertel dieser Investitionen, was CHF 15.6 Mrd. entspricht. Auch die Hochschulen leisten hier einen wichtigen Beitrag und investieren rund CHF 6 Mrd. Einzig Südkorea und Israel liegen bei Forschung & Entwicklung noch vor der Schweiz.

Erfahren Sie mehr: 2019 Global CEO Outlook

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